Der Artilleriestützpunkt Castellar della Grua

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
    
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Uli Mößlang / Volker Jeschkeit

 

 

Dieser Stützpunkt war für die Verteidigung der Festung Trient von wichtiger Bedeutung. Obwohl nur ca.850müNN im Mittel hoch gelegen, hatten seine Batterien in allen Richtungen freies Schussfeld.
Dieser Artilleriebereich existierte schon lange vor 1914,wurde aber zwischen 1914 und 1915 erheblich ausgebaut und zusätzlich befestigt.

Nimmt man die Staatsstrasse Gardesana-Ovest, die von Dos Trento in das Valle dei Laghi führt (Richtung Gardasee),fährt man nach kurzer Strecke links ab in Richtung Sardagna-Candriai-Monte Bondone. Im Ort Candriai  hält man sich rechts in Richtung Sopramonte-Cadine auf der SP85 (Strada provinciale = Provinzstrasse), nach einigen Kurven liegt versteckt rechts von der Strasse die Batterie Candriai mit ihren Stellungen, eine Kurve weiter und unterhalb ist ein Parkplatz, von dem aus der Rundweg „Giro della Groa“ beginnt.

Sowohl die Batterie Candriai als auch alle Stellungen des Artilleriestützpunktes Castellar della Grua sind bequem erreichbar auch für nur normal ausgerüstete Wanderer.
Die Gegend ist wunderschön mit großen Wiesen und Wäldern. Viele halten hier für ein Picknick oder um zu grillen. Die Provinz legte dafür eigens viele geschützte und gemauerte Grillplätze an.  

Und alle wissen nichts über die historische Bedeutung dieser Bereiche.  

Das Verteidigungssystem zieht sich hier lückenlos mit einer Unzahl von noch erkennbaren Stellungen aus Beton und Kampfgräben aus dem Tal vom Sperrwerk Bus di Vela kommend, über das Werk Dos di Sponde zum Stützpunkt Castellar della Grua.
Von da aus steigt der Kampfgraben ca. 300m an in Richtung der Batterie Candriai mit ihren unterhalb gelegenen Stellungen in Kavernen und Betongräben.
Von der Batterie Candriai steigt dieses Verteidigungssystem wiederum lückenlos an bis zum ehemaligen Blockhaus Mandolin um dann in den Bereich Monte Bondone überzugehen.  

Man verzeihe mir an dieser Stelle den unfachmännischen Ausdruck, aber der Bereich des Berges Castellar della Grua war geradezu ein „Wespennest“ von Geschützstellungen auf sehr engem Raum.
Es gibt viele noch erkennbare Stellungen, die sich aneinander reihen. Diese habe ich nicht fotografiert, sondern nur die Stellungen, die aufgrund der Lage  und ihrer Verbindungsgräben zu den Munitionsmagazinen herausragend für diesen Bereich sind.
Gleiches gilt für die umfangreichen Infanteriestellungen.

In dieser 1.Erkundung wurde nur der vordere Bereich und der Gipfelbereich des Artilleriestützpunktes erkundet.  

Eine weitere ergänzende Erkundung wird folgen.  

In einer engen Talsenke hinter dem Berg liegt das ehemalige Feldlazarett dieses Bereiches. Es ist heute Privatbesitz und heißt Maso Camponcino.

Der Bereich wurde durch viele Militärstrassen versorgt und deswegen ist eine Erkundung heute noch sehr einfach, man folgt den Strassen und findet geradezu automatisch die Stellungsbereiche und Versorgungsanlagen.

 

 

Leichte Ausrüstung zur Erkundung:

1 kleine Taschenlampe mit Ersatzbatterien, 1 Handscheinwerfer, Karte, Dose Bier (ist optional-Leergut ist mitzunehmen!), 1 kleine Digitalkamera mit Ersatzbatterien, 1 große Digitalkamera mit Ersatzakku, Seitenschneider, Kombizange, Arbeits-Handschuhe, 2 robuste Militärtaschen

Das Werkzeug benutzt man zum Sammeln von alten Haken, Scharnieren, Schrauben der Türeingänge zu den Kavernen, sofern man sie noch findet.

 

Für weitergehende Erkundungen:

Absturzsicherungs-Geschirr, 2-3 neue Bergseile, Fangeinrichtung, Haken und Karabinerhaken, Schutzhelm, Helmlampe und die sonstige übliche Bergsteigerausrüstung

 

Von Castellar della Grua hat man eine wunderbare Aussicht auf das Valle dei Laghi und der südlichen Felswand des Monte Paganella (siehe Fotos).

 

Trotzdem muss an dieser Stelle ein Warnhinweis erfolgen:  

Niemals über die vorderen Begrenzungen der Geschützstellungen der 2 Frontbatterien gehen!

Auch wenn das Gelände dazu einlädt, dies ist sehr gefährlich, da unter der sehr dünnen grünen Erdschicht loses Felsgeröll ist. Die Vegetationsnarbe steht nicht einsehbar ca.30 cm vor der steilen Felswand vor.

Die Felswand geht hier mehrere hundert Meter senkrecht nach unten, ein Absturz ist hier in jedem Falle tödlich !

Der Beginn der senkrechten Felswand ist nicht einsehbar !

 

Wer also unbedingt seinen speziellen Kick benötigt braucht dafür professionelle Bergsteigerausrüstung und natürlich die entsprechende Erfahrung in der Begehung eines solchen Geländes.  

Auch beim Wandern auf diesem Berg sollte man aufpassen, das Gestein ist ausnahmslos brüchig, feste hohe Bergschuhe sind anzuraten  

Wer sich einen Überblick über die Bedeutung dieses Bereiches verschaffen möchte, besuche bitte die entsprechenden Seiten zu  der KuK - Karte der Artilleriestabsabteilung Trient und den näheren Erläuterungen zu der Verteidigungssektion V der Festung Trient.

 Trient-Villamontagna  16.05.04  Volker Jeschkeit


Plan  mit Linkpoints

zu den Fotos

 

zur 2. Erkundung

Mai 2006
Dort haben die Arbeitsgruppen der Forstverwaltung  kräftig gesäubert und 
instand gesetzt.
Die kleinen Bagger und Raupen haben alle Armierungsstraßen freigelegt.
Auch die Abzweigungen zu den Batterien und Betonkasematten, bis ein 
Kommando deutlich "Halt" rief.
In der Nähe einer Geschützstellung in Kasematte kam der Rest einer 6cm 
Granate aus Stahlguss zu Tage, der Zünder war noch drin. Das 
Räumkommando der Carabinieri wurde bestellt und beschlagnahmte das 
Geschoss. Wenig später fand man zwei weitere Reste (Hülsen).
Die Teile waren natürlich völlig vergammelt. Es ist das erste Mal in der 
Geschichte der FS Trient, das Munition gefunden wurde.
Ich bin heute (nach natürlich vielen Schwierigkeiten) dazu gekommen , 
den Fund zu betrachten (fotografieren war verboten, da Kaserne der 
Carabinieri). Das Geschoss (inzwischen leider zersägt und geleert) 
besteht aus Gussstahl und hat circa 56-58mm im Durchmesser (Rost hat 
geknabbert). Ich habe es mit einer Schieblehre gemessen, das Geschoss 
selbst hatte eine Länge von ca. 110mm, der enthaltene Sprengstoff war 
Ekrasit, laut Analyse des Labors der Carabinieri.
Ekrasit wurde in Geschossen dieses kleinen Kalibers im WK II nicht mehr 
verwendet, die Spitze des Geschosses ist auch so typisch "gotisch" rund 
, eine typische alte WK I Granate.
Was mich freut: Ich habe immer vermutet, das in den Betonstellungen der 
FS Trient kleinkalibrige Geschütze montiert waren, der Fund der 6cm 
bestätigt das.
Die einzige, die mir dazu einfällt, da altartig, ist die 6cm/M99. Es 
gibt in den Stellungen aber keinerlei Anbindungen/Befestigungen für ein 
Vorderpivotgeschütz. Fazit: Trotz aller konstruktiver Schwierigkeiten, 
wurde ein Weg gefunden, das Geschütz umzubauen, anscheinend waren die 
großen Armeewerkstätten bei Ravina wohl gut ausgerüstet und 
erfindungsreich beim Bau provisorischer Lafetten.
Der Fund der Granate und der 2 Hülsen ist jedenfalls einzigartig, sobald 
sie ins Museum kommen , kann man sie auch fotografieren. Ich bin kein 
Artilleriespezialist, aber das Geschoss ist auch laut Carabinieri 
eindeutig aus der Zeit des WK I und nicht italienisch!
Gruss VJ

Ekrasit, enthält hauptsächlich Pikrinsäure, genannt 2,4,6 Trinitrophenol.
Anderer Name für die chemische Verbindung C6H2  mit geringem H2O Anteil 
ist auch Pikrin gelb oder Pikrinit.
Stinkt, explodiert und entwickelt giftige gelbe Gase. War wohl eines der 
großen Probleme bei der Beschiessung der Hochflächenwerke: Die Gase!
VJ

Artilleriestützpunkt Castellar della Grua Munitionsfund

 

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