Festung Monte Chegul

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
     
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Uli Mößlang / Volker Jeschkeit

 

Der Berg Chegul ist vom Cimirlo-Pass (730müNN) aus über den Weg 411 erreichbar. Während der 1.Wegabschnitt bis zu der Aue Pra de Stellar noch einer gemütlichen Wanderung ähnelt, ist der 2.Abschnitt sehr anstrengend. Die letzen 400m Höhenunterschied müssen auf einem ca.30 cm breiten, steilansteigenden und im Zick-Zack verlaufenden Saumpfad bewältigt werden.

Der Chegul ist 1360müNN, sein Gipfel ähnelt mehr einem Plateau, weswegen dieser Gipfel auch Grande piazza del Chegul genannt wird, also großer Platz des Chegul.

Seine strategisch hervorragende Stellung im Ostbereich der Festung Trient (Sektion III des Verteidigungsringes) wurde vom Pioniergenie Trient früh erkannt.

Dementsprechend stark wurde dieser Bereich auch befestigt. Das ursprüngliche Befestigungskonzept wurde allerdings nicht ausgeführt (siehe Plan). Zwar wurden großzügige Kavernenanlagen angelegt, insgesamt 19 Stück mit einer durchschnittlichen Tiefe von ca.15m,doch dienten diese ausschließlich als Unterkunft, Küchen, Magazine, Munitionslager und Generatorkaverne.

Die Anlegung von 3 Batterien a 2 Geschützen in Kavernen kam nicht zur Ausführung, sondern die Batterien wurden in offenen oder gedeckten Feldstellungen aufgestellt, letztere zum Teil in Beton mit betonierten Unterständen.

Diese Entscheidung wurde vermutlich deshalb getroffen, weil auf dem Chegul aufgrund seiner hervorragenden Position weit mehr als nur 3 Batterien verlegt wurden. Beim Durchstreifen des Geländes konnten allein im näheren Umfelde der Kavernenanlagen die Stellungen von mindestens 10 Geschützen, aufgeteilt in 4 Batterien gefunden werden.

Es waren aber vermutlich wesentlich mehr, da historische Fotos auch Haubitzen auf der Grande Piazza zeigen.

Im Gegensatz zum Monte Bondone auf der Westseite der Festung Trient gelegen und der stützpunktartig befestigt wurde, ist der Verteidigungsbereich Ost durchgehend befestigt.

Vom Cimirlo-Pass aufsteigend Richtung Pra de Stellar (Verteidigungsgruppe Stellar) bis auf den Chegul selbst und weiter auf dem Bergrücken des Marzola handelt es sich um dichtes und tiefgestaffeltes Verteidigungssystem bestehend aus betonierten Unterständen, Beton-Unterständen für weitere Geschützbatterien (Bereich Stellar) sowie einer Unzahl von Kampfgräben, Verbindungsgräben, Laufgräben und Infanteriestellungen.

Ein auf dem Chegul gefundener Betonfuß, vermutlich für einen Scheinwerfer trägt die Inschrift 1914. Die aufgefundenen Anlagen wurde also in diesem Zeitraume erbaut.

Es ist einer der größten zusammenhängenden Kavernenkomplexe der Festung Trient. Der größte Teil der unterirdischen Anlagen wurde ausbetoniert, die Qualität der Arbeit war so gut, dass in den 80-iger Jahren, oder auch schon früher, Privatleute diese Kavernen benutzten und sie zu Sommerresidenzen ausbauten. Deswegen ist ein großer Teil der Anlagen heute nicht zugänglich.

Sehr gut erhalten ist das Fundament des Generators in der Generator-Kaverne, selbst die Schraubanker zur Befestigung des Gerätes sind  verblieben, eine Seltenheit, da in den 30-iger Jahren die Recupperanti (Eisensammler) auch noch den kleinsten rostigen Nagel aus den Festungsanlagen davontrugen. Auch Teile einer Steigleiter aus Eisen sind erhalten, die in ein ehemaliges unterirdisches Treibstofflager (oder einer Zisterne) hinabführte.

 

Die Größe der Anlagen lässt in jedem Falle darauf schließen, das der Chegul schwer besetzt werden konnte, auch mit größeren Truppenteilen und daraus folgernd welche Wichtigkeit diese Position hatte.

Seine Batterien schossen hauptsächlich in Richtung Val-Sugana, allerdings gibt es auch Stellungen für Flankenbatterien mit Richtung Cimirlo-Pass und der Festung auf dem Monte Celva.

Die weiter oberhalb auf dem Doss dei Corvi gelegene schwere Batterie in betonierten Unterständen schoss ebenfalls Richtung Val-Sugana.

Mit seinen auf der Grande piazza del Chegul stehenden Haubitzen konnte jedoch bei Bedarf in jede Richtung geschossen werden.

Grosse Aufmerksamkeit widmete man der Wasserversorgung, auf der Piazza gibt es 2 sehr große und zusammenhängende Zisternenanlagen, die auch heute noch in Funktion sind. Des Weiteren wurden Trinkwasserquellen unterhalb der Piazza gefasst und in Zisternen geleitet.

Die Hauptzuwegung zu der Gipfelstellung erfolgte über den Marzola-Maranza Bereich, außerdem gab es Seilbahnanlagen zur Versorgung der Stellungen, die von Pra-Marquart (großes Munitionslager auf dem Maranza-Rücken) abgingen und von da aus auch weiter in Richtung Etschtal weiterführten.

Man erkennt sehr deutlich wie wichtig der Ostbereich der Festung Trient eingestuft wurde. Die umfangreichen Ausbauten der Verteidigungsschwerpunkte Monte Calisio-Civezzano-Celvet-Monte Celva-Cimirlo Pass finden im Monte Chegul eine weitere Bestätigung, mit dem einzigen Unterschied, das hier das Prinzip offener oder gedeckter Feldstellungen für die Kanonenbatterien zur Anwendung kam und die Ausnutzung von Stellungen für Haubitzen, die aufgrund des toten Winkels für feindliche Batterien nicht bekämpft werden konnte.

Weiterhin versäumte man nicht, den umfangreichen Infanterie-Stellungssystemen, zwischen Cimirlo-Pass und dem Monte Chegul gelegen zusätzliche Deckung durch weitere Artilleriebatterien zu geben (Stellungen bei Pra de Stellar am nordöstlichen Abhang des Chegul gelegen).

 

Villamontagna-Trient 02.05.04 
Volker Jeschkeit

 

 

Projektkarte Chegul (nicht ausgeführt)

Vielen Dank an das Kriegsmuseum in Roveretto, das mir den Plan  für meine Seite zur Verfügung gestellt hat. Das (c) für die Fotos und Tabellen liegen beim Kriegsmuseum Roveretto und darf nur mit deren ausdrücklicher Genehmigung kopiert werden.

 

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