Hauptwerk Dos Trento

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
    
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

 

Vielen Dank an Volker Jeschkeit für den Kartenausschnitt und die Information über das fast vergessene Hauptwerk und seinen Anmerkungen zu den Kampfhandlungen zwischen Österreich und Italien.


 

Das Werk Dos Trento liegt direkt in der Nähe westlich oberhalb der heutigen Stadt Trient.
Dieses Werk wurde bereits in den 60-iger Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet .

Erhalten sind bis heute Teile der Eingangsanlage (Forte napoleonico (?)),die in Kavernenanlagen untergebrachten Stellungen der Nord-Batterie und der West-Batterie und einige wenig sichtbare Reste der Infrastruktur auf dem Gipfel.

Die Anlagen des Werkes wurden nach dem Kriege gesprengt.
Die ehemaligen Stellungen der Nord- und West-Batterie sind nicht mehr sichtbar, strategisch veraltet, wurden sie bereits von der K.u.K. seinerseits aufgegeben, die Batterien unterhalb in schusssichere Anlagen verbracht.  

Die Hauptbatterie (Schussrichtung Süden-Richtung Etschtal) existiert nicht mehr, dort ist jetzt ein Gedenkplatz für die Alpini, oberhalb davon wurde zu Zeiten des italienischen Faschismus (1935) das Ehrenmal für Cesare Battisti errichtet. Im Bereich der Kasernenanlagen ist jetzt ein Museum und eine Gedenkstätte für die gefallenen Alpini des 1.Weltkrieges errichtet worden.

 

Geschichtliche Anmerkungen:  

Vorab:
Was ich jetzt schreibe, ist meine persönliche Meinung, die ich mir nach nunmehr mehr als 20 Jahren Leben in Italien und Nachforschungen zur Geschichte des 1.Weltkrieges gebildet habe.  

Vielen wird der Name Cesare Battisti unbekannt sein.

Ich gebe hier nur eine sehr kurze ,synthetische Zusammenfassung:
Cesare Battisti war ein italienischer Nationalist, der mit Fug und Recht für den Anschluss der Provinz Trentin, die kulturell, sozial, politisch und sprachlich absolut italienisch geprägt war, für den Anschluss dieser Provinz an Italien politisch kämpfte.

Er war Abgeordneter im österreichischen Parlament in Wien.

Bei Ausbruch des Krieges 1915 kämpfte er auf italienischer Seite und wurde während der Entlastungsoffensive 1916 (so genannte Strafexpedition) von österreichischen Truppen gefangen genommen, erkannt und als Landesverräter zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Der Faschismus in Italien errichtete ihm zum Gedenken und markig glorifizierend das heutige Monument auf dem Dos Trento (1935).  

Auf dem Gelände der ehemaligen Kasernenanlagen ist heute das Museum zum Gedenken an die gefallenen Alpini während des Konfliktes untergebracht.  

Dazu erlaube ich mir einige Anmerkungen:
Vor dem Museum ist eine Bronzetafel angebracht, die in markig heroischen Worten schildert, wie die italienischen Truppen auf ihrem eiligsten Vormarsch einen Tag vor Inkrafttreten des Waffenstillstandes die österreichischen Truppen (ca.250000 Mann und ca.5000 Kanonen ) gefangen nahmen.

Dazu folgende Richtigstellung:
Die K.u.K. –Truppen hatten bereits einen Tag vor Inkrafttreten des Waffenstillstandes den obersten Befehl erhalten, die Kampfhandlungen einzustellen und die italienischen Truppen passieren zu lassen.  

Egal aus welchem Grund dieser Befehl gegeben wurde, oder wie es dazu kam aus sonstigen Gründen:

Hätten die K.u.K. –Truppen den Kampf fortgesetzt, wären die italienischen Einheiten des Duca d`Aosta an der Festung Trient verblutet, wie auch in allen anderen Stellungen der Alpenfront, auch die K.u.K.-Truppen hätten nur unnötige Verluste hinnehmen müssen.

Insofern rettete diese Situation unzähligen Soldaten und Zivilisten das Leben.

Daran ist absolut nichts Heroisches, wie auch an dem ganzen Konflikt von 1915 bis 1918 absolut nichts Heroisches war und ist.

Und das gilt auch für die italienischen Alpini, die in den damaligen völlig sinnlosen Infanterieangriffen auf stark befestigte K.u.K.-Werke und Stellungen aufgerieben und vernichtet wurden, ohne jede Chance, diese Stellungen jemals zu erreichen. Ich erinnere hier explizit an Teile des Alpini-Regimentes „Bassano“, dessen Kompanien eine nach der anderen ausgelöscht wurden, ohne einen Meter voranzukommen.

Es ist auch nichts Heroisches daran, das die Alpini den Passo Buole verteidigten, den Österreichern enorme Verluste aus einer Höhenstellung zufügten, die ihrerseits in sinnlosen Infanterieangriffen gegen italienische Maschinengewehre verbluteten, bevor sie mit der Artillerie jeden einzelnen Alpini aus dem Graben schossen.  

Wozu das Ganze, wozu dieser „Heroismus“ in Bronzetafeln gegossen, für einen Krieg, der jederzeit vermeidbar war?

 

Italien war mit Österreich und dem deutschen Reich seinerzeit  verbündet (1914),es gab sicherlich nationalistisch geprägte politische Konflikte, aber Österreich-Ungarn hatte kein Interesse mit Italien Krieg zu führen, war es doch bereits in diesem unseligem 1.Weltkrieg mit Serbien und Russland verwickelt.

Die damalige K.u.K.-Regierung war sogar bereit Welschtirol (also das Trentin) und Istrien komplett an Italien abzutreten, ohne irgendetwas (außer dem Erhalt des Friedens) dafür zu verlangen.

Der Streitpunkt war das deutschsprachige Süd-Tirol und die „Brenner-Grenze“, die einige Nationalisten und Militärs in Italien als die „natürliche“ Grenze Italiens beanspruchten.

Ich bin mir nicht sicher, ob der damalige König von Italien, das Haus Savoia ,bereit gewesen wäre, für diese kleine ärmliche Provinz Südtirol einen Krieg zu führen, der schlussendlich der Jugend Italiens 650000 Soldaten kostete,s ei es als Tote, Verstümmelte, Vermisste, Verwundete, Gefangene.

Und doch kam es so, weil im Londoner Protokoll von 1915 die damaligen Alliierten der Entente Cordiale Italien unbedingt zum Kriegseintritt bewegten, diese hatten Interesse an einer 3.Front (die Südfront) und versprachen Südtirol und die Brennergrenze als Beute.

Niemand erinnert sich mehr an die 77 Abgeordneten des italienischen Parlamentes, die in der damaligen nationalistisch geprägten Zeit den Mut hatten, gegen die Kriegserklärung an Österreich zu stimmen, auf der Strasse belästigt wurden, alle Ordensauszeichnungen abzugeben hatten und auch polizeilich verfolgt wurden.

Es war ein Krieg nationalistisch gesinnter Generalstäbe, gewollt um jeden Preis und den Preis zahlte am Ende das italienische Volk.

Nicht einmal Cesare Battisti, ein Trentiner italienischer Nationalist, wollte die Staatsgrenze am Brennerpass, er wollte sie bei Salorno (Salurn) und da ist auch heute noch die Grenze zwischen der Provinz Trentin und der Provinz Süd-Tirol.  

Sein Monument auf dem Dos Trento wird gerade renoviert.

Ein Monument für die mutigen Abgeordneten des damaligen italienischen Parlamentes, die gegen den Krieg stimmten, existiert bis heute nicht.

 

Trient-Villamontagna ,12.10.03 Volker Jeschkeit

Doss Trento: Streng geheim!

 

Verschlusssache!  

Die Befestigungen und militärischen Einrichtungen der KuK- Armee auf dem Dos Trento waren streng geheim.  

Während des Bestehens dieser Einrichtungen konnte der Dos Trento mit einer Sondergenehmigung des Militärkommandos Trient einmalig von 3 Personen besucht werden:  

1. Der Bischoff der Stadt Trient

2. Der Bürgermeister

3. Ein Archäologe  

erhielten eine Sondergenehmigung.  

Auf dem Dos Trento existierten außer den Munitions- und Pulverlagern insgesamt 3 Batterien, die die Stadt Trient beherrschten.

Am Fuße des Berges befanden sich das Artillerielaboratorium und ein weiteres großes Munitionslager.  
Bisher gab es keine auffindbaren Unterlagen und Zeichnungen über die militärischen Anlagen , auch war die Art der Bewaffnung der Batterien niemals eindeutig geklärt.  
Bei den Batterien handelt es sich um die Nordbatterie, die Westbatterie und die Ostbatterie.
Letztere wurde auch als Hauptbatterie bezeichnet.  

Da der Dos Trento nach 1918 von der italienischen Armee genutzt wurde und in den 30-iger Jahren zu einem monumentalen faschistischen Denkmalsort umgebaut wurde, blieb von den alten Einrichtungen der KuK wenig übrig.

Noch im Jahr 1915 wurde der Berg jedoch durch Kavernenanlagen und weitere unterirdische und bombensichere Munitionslager befestigt. Die Geschütze wurden in bombensichere Kavernenbatterien verlegt.  

Der Dos Trento ist bis heute nicht vollständig erforscht.  

Die bisher einzigen und fast vollständigen Erkundungen wurden von Uli und mir durchgeführt.

Ergänzt werden können diese Informationen jetzt durch die Auffindung von Originalzeichnungen des Genies von Trient, die ich bei meinen Nachforschungen im Staatsarchiv von Trient endlich fand.  

Hierbei handelt es sich um die Plan-Lithographien des Jahres 1900, letztmalig registriert im Jahre 1914 mit der Ergänzung:  

                            Festung Trient- VIII Verteidigungsbezirk.

 Die Bewaffnung der Batterien ist die Momentaufnahme des Jahres 1914.  

Im Einzelnen werden hier erstmalig folgende Anlagen von Originalplänen dokumentiert:  

-Bewaffnung der Batterien laut Ausrüstungsgeneralentwurf der 
   Festung  Trient   1914  

-Munitionsausgabe-Magazin  

-Munitionsmagazin  

-Kriegspulvermagazin  

-Artillerielaboratorium  

-Lafettendepot  

-Friedens Munitionsmagazin  

-Brieftaubenstation  

-Villa Dos Trento  

Eine weitere Erkundung ist bereits geplant, der Dos Trento birgt noch so manches Geheimnis !  

Villamontagna-Trient, 28.11.2004 Volker Jeschkeit

Fotos zu Dos Trento

Munitionslager

Bewaffnung von Dos Trento

 

Landkarte zu den Flankenstellungen am Monte Bondone

zurück zum Index des Festungsriegels Trient

zurück zum Index