Kavernenbatterie Dos Fornas
Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
    
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Uli Mößlang / Volker Jeschkeit

 

Das Gelände ist fast schon total sauber, der Privatbesitzer will zusammen mit der Fortstverwaltung von Trient die alte Batterie restaurieren. Schon jetzt ist die Batterie in einem Top-Zustand, ein historisches Juwel!-Ich verspreche euch viele Super-Aufnahmen von der alten Batterie!-VJ


 

Hinter dem interessant gewachsenen Baum steht der Dienstwagen, rechts von ihm kommt die bereits vollständig instand gesetzte Armierungsstraße von Mattarello , im Hintergrund geht links die Armierungsstraße ins Valsorda ab, rechts geht die Armierungsstraße weiter zum Stützpunkt Malgheta auf den Vigolana und in Richtung Batterie Vignale (Gruppe Ondertoller). Alle Straßen sind top in Ordnung, die Forstverwaltung investiert viel Zeit und Geld, die alten KuK Armierungswege wieder komplett herzustellen, stellenweise zu verbreitern.

Ich stehe vor der Batterie Dos Fornas, der Weg vor mir ist der alte Batterieweg, der demnächst wieder mit Naturstein eingefasst wird.

Nach und nach entsteht die Festung Trient neu, es will noch viele Jahre, aber inzwischen ist der Wille eindeutig ersichtlich.

Das ist doch ein schöner Erfolg, oder?

VJ

 

Die alte Batterie Dos Fornas und die Ersatzstellungen des Jahres 1915

(Feldmäßige Befestigungen Dos Fornas)

 

Die Batterie Dos Fornas wurde um 1880 gebaut. Sie liegt als flankierende Befestigung oberhalb des Talausgang des Valsorda und schmiegt sich mit seiner Gipfelstellung in den Nordhang des aufsteigenden Vigolana Massivs. Sie war mit 8 Stück 15cm/M61 Kanonen in Kasematten bewaffnet und ist das typische Beispiel des (verfehlten) Trientiner Baustiles in der militärischen Befestigungstechnik des 19.Jahrhunderts.

Die Batterie wurde im Sommer/Herbst 1915 entwaffnet, da sie absolut nicht beschussfest war gegen die schweren Kaliber der feindlichen Artillerie.
Der unmittelbare Gipfelbereich um Dos Fornas zeigt die 2 Befestigungsepochen, typisch für die Festung Trient, in nur wenigen hundert Metern Distanz voneinander. Einerseits die alte Batterie, vollständig aus Naturstein erbaut und komplett erhalten, und nur wenig unterhalb gelegen, die bombensicheren Ersatzstellungen in Kavernen und Kavernenbatterien des Generalmajor Steinhart, errichtet 1915.

Auch diese Anlagen sind sehr gut erhalten, aber nur spärlich oder gar nicht dokumentiert. Die bisherigen Veröffentlichungen dieser militärischen Komplexe sind entweder unvollständig oder falsch.

Der Kontrast der beiden Befestigungstechniken ist beeindruckend. Auf der einen Seite die Errichtung einer weithin sichtbaren und drohend den Tal-Ausgang kontrollierenden Gipfelbatterie, dessen tonnenschwere Natursteinblöcke fugenlos aufeinander geschichtet sind. Aus den dicht beieinander liegenden Kasematten lugten die Rohre von 8 Stück 15cm Geschützen, deren Treibladungen allerdings noch aus Schwarzpulver bestanden.

Nur 100m unterhalb von dieser Stelle ein vollständig anderes Bild: Aus den gut getarnten Öffnungen einer 5-geschützigen und weitläufig unterirdisch angelegten Kavernenbatterie schauten die Rohre von 9cm/M75/96 Geschützen. Diese Batterie hatte eine Felsüberdeckung von weit mehr als 10m und war somit auch gegen aller schwerste Kaliber der damaligen Zeit resistent. Zusätzlich baute man eine flankierende MG-Stellung ein, mit eigener Stichgalerie, Kaverne und Munitionslager.

Die alte Batterie über dieser Kavernenbatterie drohte nur noch optisch, einzig allein besetzt war die altartige Beobachtungskuppel des Artilleriebeobachters, die erst 1898 eingebaut wurde. Von da aus fand die Feuerleitung der Artillerie des Bereiches statt, doch natürlich waren bereits Ersatzstellungen angelegt worden, für den Fall, das der Gegner den alten „Steinkasten“ unter massiven Beschuss nahm. Das war auch der Sinn dieser alten weithin sichtbaren Batterie: Sie sollte den Gegner täuschen und das Feuer auf sich ziehen.

Die eigentliche Verteidigung übernahm die Kavernenbatterie, die umgeben war von durchgehenden Infanteriestellungen und Stützpunkten zu ihrem Schutz. Auch die Logistik wurde in bombensichere Kavernen verlegt: Unterkünfte, Küchen, Munitionslager und Ausrüstungsremisen waren weit verstreut und im Hinterland der alten Batterie angelegt worden, verbunden durch ein hervorragend ausgebautes Netz von Armierungswegen.

Die Lage der Kavernenbatterie war gut gewählt und sie erfüllte ihren Zweck auch dann noch , als GM Steinhart die Verteidigungslinie aus dem Valsorda in den Bereich bei Vigolo Vattaro vorverlegte und diese neue Linie durch 2 neue flankierende Kavernenbatterien schützte (Vigolo- Marzola Steilhang und Col della Caura- Vigolana-Nordhang). Mit ihren 5 Geschützen konnte sie wirksam über Vigolo Vattaro hinaus feuern.

Die Kavernenbatterie Dos Fornas ist in 2 Teilbereiche unterteilt. Der 1.Bereich mit einer 2-geschützigen Batterie und der MG Stellung und der 2.Bereich mit einer 3-geschützigen Batterie. Untereinander sind diese beiden Batterien durch eine ca.75m lange Hauptgalerie verbunden. 2 Geschütze der Batterie des 2.Bereiches haben keine Frontpanzerung. Sie liegen an einem sturmfreien Steilhang und die Kanonen konnten bei Feindeinwirkung weit in die Stichgalerien zu den Stellungen zurückgezogen werden. Die in Feindrichtung frontal liegenden Geschützstände haben durchweg massive Panzerungen aus Beton und Schartencharakter.

Die Eingangsgalerie zum 1.Bereich ist ca. 25m lang, unterhalb des Hauptzuganges zur Batterie ist das Steinfundament einer großen Baracke erhalten, die auf der Feind abgewandten Seite in sehr guter Deckung erbaut wurde.

Heute ist der Zugang zur Batterie sehr schwer erkennbar, er liegt oberhalb der Baracke sehr gut getarnt und der inzwischen fast vollständig zugewachsene steile Pfad erschwert die Orientierung zum Eingang.

Die Batterie wurde von oberhalb liegenden Munitionslagern in Kavernen versorgt, in der Batterie selbst lagerte nur die Bereitschaftsmunition in kleinen Nischen bei den Geschützen. Die Batterie hatte auch eine Generatoranlage zur autonomen Stromversorgung.

Rund herum ziehen sich Infanteriestellungen, bestehend aus kleinen Stützpunkten und einem ehemals durchgehenden Kampfgraben. Auch um die alte Batterie gab es einen fast umlaufenden Schützengraben zur Nahverteidigung des Geländes.

Diese Verteidigungsstellungen ziehen sich einerseits bis auf den Talgrund des Valsorda hin, andererseits steigen sie oberhalb der alten Batterie auf den Vigolana an.

Im Talgrund Valsorda gibt es weitere Stellungen, bestehend aus einer kleinen Kavernenbatterie und einer ehemals gepanzerten Brücke über den Rio Stalzano.

Die Bautechnik der Kavernenanlagen und der Kavernenbatterie ist die Gleiche wie bei der Kavernenbatterie Vigolo Vattaro, typisch ist bei der inneren Betonverkleidung die auf Augenhöhe angebrachten seitlichen Wasserrinnen, in die das innere Wellblechdach unter dem Betonhemd das Wasser ableitete. Bei den Munitionslagern sind noch sehr schön die in den Beton verankerten hölzernen Querriegel der Munitionsstellagen zu erkennen. Die Eingangsbereiche der beiden großen Munitionskavernen sind bis heute vollständig mit Beton verkleidet und sehr gut erhalten.

Insgesamt gesehen, wurden im Bereich um Dos Fornas sehr viele starke feldmäßige Befestigungen angelegt, jedenfalls weit aus mehr als im Bereich der ihr gegenüberliegenden Schwesterbatterie Brusa Fer (Brusa Ferro).

Die immer wieder von der Fachwelt unterschätzte und belächelte Festung Trient beweist hier einmal mehr ihre enorme Stärke. Die 5-geschützige Kavernenbatterie ist dafür bis heute ein beeindruckender Beweis. Hierbei ist lediglich wichtig, das die militärische Infrastruktur gebaut wurde, die Bestückung mit altartigen 9cm/M75 Geschützen wäre bei einer Belagerung oder einem massiven Angriff auf die Festung kurzzeitig durch moderne Skoda-Rohrrücklaufgeschütze ausgetauscht worden. Den Felskasematten war und ist es bis heute immer egal gewesen, welche Geschütze dort eingestellt wurden, wichtig war lediglich, das es sie gab und sie ausreichend groß genug waren.

VJ

Zugang Dos Fornas Kavernenbatterie

zurück zum Index des Festungsriegels Trient