Monte Soprasasso

Die Befestigung des Monte Soprasasso 
1. Weltkrieg 1914-1918

Der Bereich Villa Paissan

Ulrich Mößlang / Volker Jeschkeit

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

 

Der Bereich Villa Paissan , im Tal westlich des Soprasasso und einige
hundert Meter weit nördlich von der Ortschaft Cadine gelegen, war während
der endgültigen feldmäßigen Befestigung des Soprasasso das
Baracken-Bau-und Nachschublager der Kuk-Armee.

Von hier aus ging jeder Materialtransport auf den Berg. Hier saßen die
Ingenieure und Genie- Offiziere, die die Anlagen und Stellungen
planten, die Bauausführung überwachten.
Von hier führte die Versorgungs- und Armierungsstrasse auf den Berg, von
hier aus gingen die Trägerkolonnen und Maultierkarawanen mit den
erforderlichen Materialien auf den Berg.
Ein großer Teil der Bevölkerung der Umgebung und der Ortschaft Cadine
arbeitete für die KuK und für das Genie von Trient.

Die Bezahlung war gut, jeder verdiente weitaus mehr als in der
Industrie, die Arbeitsbedingungen waren wesentlich sozialer, selbst ein
Lazarett wurde von der Armee gebaut, betreut von KuK-Ärzten und
Sanitätspersonal, das jedem Bürger frei zur Verfügung stand, einmalig in
dieser Zeit.

Die Infrastruktur der neu angelegten Strassen brachte wirtschaftlichen
Nutzen, die Verbindung mit der Stadt Trient wurde erstmals ausgebaut. 
Die Disziplin der Truppen gegenüber der Zivil-Bevölkerung war
gut,
einzelne Ausschreitungen auch nur verbaler Art wurden von den
Offizieren gnadenlos verfolgt und geahndet .

Es ist wirklich pauschal nicht haltbar, das der Trentin eine von der
Habsburger Monarchie unterdrückte Region war.
Seit jeher galt das 2-sprachige System (italienisch-deutsch), eine
Realität, mit der man sich bis heute (2004) in Südtirol immer noch schwer
tut, auch 90 Jahre danach.

In der bäuerlichen Bevölkerung hatte die Monarchie großes
Ansehen, immerhin hatten die Bauern hier wesentlich mehr Rechte und
Freiheiten,als bei den italienischen Nachbarn, wo noch die
Feudalherrschaft regierte.

Das wussten diese sehr gut, ein Grund, warum sich bis 1918 innerhalb des
Trentins (Welschtirol) immer noch Freiwillige aus dieser überwiegenden
Bevölkerungsgruppe meldeten zum Dienst in der KuK-Armee oder den
Schützenkompanien, man fürchtete sich wirklich vor den italienischen
Verhältnissen.

Villa Paissan steht als Beispiel .

Nachschub- und Bauzentren dieser Art gab es viele rund um Trient während
der Endausbaufase der Festung 1914/15,die im Fels und unter Stahlbeton
verschwand.
Dieses sind ökonomischen Fakten, die natürlich auf eine
Kriegsvorbereitung herausliefen, deswegen die arbeitende Bevölkerung ,die
man brauchte, auch gut bezahlt und versorgt wurde.

Umkehrschluss: 
Wäre der Krieg nicht imminent gewesen, hätte es diese
ökonomischen Fakten und infrastrukturellen Fortschritte so schnell auch
nicht gegeben, jedenfalls nicht 1914/15.

Aber was blieb der Monarchie übrig?
Hier an dieser Stelle, an dieser
Grenze bereitete sie sich auf einen Angriffskrieg vor,
einen Krieg, den
sie vermeiden wollte, aber die Ergebnisse des Londoner Protokolls
entschieden gegen den Frieden.

Die Monarchie war im Dreibund (Deutschland-Österreich-Italien) mit
Italien verbündet, ein ungeliebtes Bündnis, misstrauisch von beiden Seiten
betrachtet und bewertet, jede Seite versuchte es auszuhöhlen, traf im
Geheimen doch die Vorbereitungen auf einen evt. Konflikt.
Die Monarchie konnte und wollte letztendlich nicht den Krieg mit
Italien, sie war bereits 1914 in den Krieg mit Russland und Serbien
verwickelt, ökonomisch und militärisch hätte sie eine weitere Front kaum
überlebt (so geschah es dann auch als Endresultat) und war deswegen zu
territorialen Zugeständnissen bereit (Trentin=Welschtirol unter anderem).

Die Festung Trient wurde trotzdem ausgebaut, man pumpte ungeheure Mittel
in dieses Projekt.
Conrad von Hötzendorf wollte sie 1907 schon nicht mehr, man entschied
gegen ihn.
Sie wurde fertig gebaut, verschwand im Fels, in Beton und Stahlbeton, war
eine immense Konzentrierung von
Material, Stacheldrahtverhauen, Kampfgräben, 
Kavernen, Galerien, Betonunterständen, Geschützen
jeder Art, die Festung war bombensicher im Jahre 1915.

Und feuerte nie einen Schuss ab!!!

Sie erfüllte trotzdem ihren Zweck: Abschreckung!

Allein ihr Vorhandensein gab dem Gegner zu denken.
Egal aus welchen Beweggründen oder strategischen Überlegungen der
italienischen Seite:
Das Etschtal war blockiert, direkt nach Tirol konnte man nicht
vormarschieren, auch nicht an ihr vorbeimarschieren......................

Diese enorm verteidigungsfähige weitläufig im Fels- und Stahlbeton
angelegte Festung war eine deutliche Warnung, eine Drohung: 
Bis hier und
keinen Schritt weiter!
Sie war ein Zeichen der Entschlossenheit.
Dieses Zeichen wurde auch mit der Arbeitskraft der Bevölkerung von
Cadine geschaffen, auch wenn diese sich über die politische und
militärische Tragweite der feldmäßigen Befestigung von Trient bestimmt
nicht im Klaren war.

Villa Paissan war nur eines der vielen Versorgungs- und
Bauleitungszentren des Genies von Trient.

Heute, 90 Jahre danach, ein stilles kleines Tal, inmitten einer
wunderschönen Natur, am Westhanges eines Naturreservates : 
Monte
Soprasasso, einer der schönsten Berge um Trient, damals eine 
"Festung"
für sich, dieser Berg,... Geschützbatterien, Kavernenanlagen, Infanteriestelllungen, Betonkasematten, Flakbatterien......heute
noch intakt und zu besichtigen.................beeindruckend und Zeugen
einer lang vergessenen Zeit.

Diese Zeilen gelten auch als besonderer Dank an die Forstverwaltung der
Stadt Trient, an ihre Mitarbeiter und in Person meines Freundes Arturo
Condini, dem technischen Direktor, der sich um die Belange der
Landschaftspflege und den Naturschutz sehr einsetzt (und durchsetzt!) und
mir in Hinsicht auf meine Feldforschung zur Festung Trient große und
begeisterte Unterstützung zukommen lässt! 

Villamontagna-Trient, 23.11.2004 

Volker Jeschkeit

 
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