Die Panzerhaubitzen der KuK-Werke

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

Ulrich Mößlang und Volker Jeschkeit

 Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

Teil 2

Die im Teil beschriebenen und abgebildeten Panzerhaubitzen besaßen alle ein gemeinsames Konstruktionsdetail: 

Die Lafette und somit auch das eingelegte Geschützrohr waren direkt an der Stahlkuppel befestigt.

Die Augen der Drehlager waren integraler Bestandteil der Panzerkuppel, die Lafette wurde mit ihren Drehzapfen dort befestigt, somit konnte das Haubitzrohr oder der Mörser in der Höhe gerichtet werden und damit in seiner Schussweite reguliert werden. 

Der gravierende Nachteil dieser Konstruktion war, das bei einem Volltreffer auf der Kuppel diese sich verzog, die Drehlager somit nicht mehr achsmäßig fluchteten und die Lafette blockiert wurde, kurz gesagt: Die Panzerkuppel wurde unbrauchbar. Ausgenommen davon nur die leichte Kuppel M98 mit dem 6cm Geschütz. 

Diesen konstruktiven Nachteil hatten alle ältere Typen der Panzerhaubitzen , angefangen von den alten M80-Mörser-Kupppeln,über die verschiedenen modernisierten Versionen der Typen M94,M95,M99 und M05 und M06F. 

Die Modernisierung bezog sich zumeist auf den Umbau der Geschützrohre: In die vorhandenen Lafettenträger wurde modernere Rohre eingelegt, ältere Mörsertypen durch Haubitzen mit größerer Reichweite ersetzt. Sehr oft ist in den Ausrüstungsplänen der älteren KuK-Festungswerke der Hinweis zu lesen: 10cm oder 15cm Panzerhaubitze M99 oder M5 in 15cm Panzermörserlafette. 

 

Nachfolgend einige Schnittzeichnungen und Fotos der älteren Panzerkuppeln:

 


Die leichte und verfahrbare 6cm/M98 Kuppel: Deutlich sichtbar der Lafettenträger mit Drehzapfen und Lagern. Die Lafette ist mit der Kuppel verschraubt ,die Lagerung der Lafette ist aber unabhängig von der Panzerkuppel

 


Die 8cm/M94 oder M95 Haubitzkuppel: Deutlich sichtbar die Lagerung der Lafette mit ihren Drehlagern an der Panzerkuppel, das Geschütz wurde sozusagen an der Kuppel aufgehängt

 


Ältere Kuppel für 12cm/M80 Geschütze,
Hersteller Gruson-Werke in Buckau bei Magdeburg
Eine Gruson- Kuppel wurde auch auf dem Werk Hensel montiert

 

Hermann Gruson gründete im Jahre 1855 in Buckau bei Magdeburg eine Schiffswerft mit angeschlossener Maschinenfabrik und Eisengießerei. Bekannt wurde er durch ein Verfahren zur Härtung von Gusstahl. Dieser Guss war sehr beschussfest, gleichzeitig aber zäher als die bisher bekannten Stahlsorten, die als Panzerplatten verwendet wurden.

Gruson-Panzer wurden alsbald sehr bekannt in der Welt.

 


Hermann Gruson

 

 


Gruson-Werke in einer zeitgenössischen Darstellung 

Im Großteilewerk in Buckau wurden die bekannten Panzertürme bearbeitet. Im Jahre 1893 wurden die Gruson –Werke von der Fa.Krupp übernommen.
Das Verfahren des Schalenhartgusses blieb jedoch der Standard zur Herstellung der Panzerkuppeln.
Hermann Gruson starb 1895. 

 


Das Großteilewerk der Fa.Gruson

 

 


Schnitt durch die Panzerkuppel der Fa.Gruson, 
wie sie in der Wesermündung montiert wurde.
Es gab verschiedene Bewaffnungen für diese Kuppel:
12cm-15cm-21cm und 28 cm Geschütze


Ansicht der Panzerkuppel der Fa.Gruson mit Vorpanzerung des axialen Drehlagers   

März 2006 Foto einer Grusonkuppel auf einer Werksdecke


Panzerturm für 2 Stück 15cm Geschütze, auch hierbei handelt es sich um eine alte Konstruktion basierend auf der Gruson-Kuppel. 

Eine derartige Kuppel (12cm) Version war auf dem Turm des alten Werkes San Rocco der Festung Trient montiert. 
Es wurde auch "Panzerwerk San Rocco" genannt.

Nach 1893 wurden die meisten Panzerkuppeln von der Fa. Krupp hergestellt, zum Beispiel auch die Panzerkuppeln für die italienischen Festungswerke , die standardmäßig mit der Kanone 149 mm von Armstrong-Schneider bestückt wurden. 

 


15cm/M80 Panzerkuppel mit Mörser
In der modernisierten Version wurde in die Lafette eine 15cm Haubitze eingelegt
(siehe Monte Calisio), genannt wurde die Version 15cm/M99.
Auch hier sichtbar: Die aufgehängte Kanone an der Kuppel.

 


Panzerkuppel 10cm/M05-modernisierte Version der älteren 10cm/M99 

Der  konstruktive Nachteil dieser älteren Kuppeln wurde bei der Neukonstruktion der 10cm/M09 Panzerkuppel behoben.
Die Haubitze mit ihrer Lafette war unabhängig von der Kuppel auf einem eigenen Drehkranz befestigt.
Die Panzerkuppel drehte auf dem eigenen axialen Drehkranzlager und wurde nach seitlicher Ausrichtung in die Schussrichtung mit 24 Halteklammern festgeklemmt, die von der Haltekraft auch bei einem direkten Treffer verhinderten, das die Kuppel weggeschossen wurde.

Es zeigt sich allerdings im Verlaufe des Krieges , das auch diese Kuppeln einem Volltreffer der inzwischen weiter entwickelten schweren Belagerungsartillerie mit Kaliber von 30,5cm nicht standhalten konnten.
Gleiches galt für die umlaufende Vorpanzerung des Kuppellagers, dieses wurde häufig  beschädigt, da die Vorpanzerung teilweise oder ganz weggeschossen wurde, die Kuppel wurde somit unbrauchbar.
Die Reparatur war schwierig und zeitaufwendig, wurde oftmals nachts ausgeführt da tagsüber die Panzerwerke unter dem Dauerbeschuss der feindlichen Artillerie litten. 

Kuppeln dieser Bauart waren die Standard Panzerhaubitzen auf fast allen modernen Werken der KuK Festungsriegel oder Sperren, wie zum Beispiel auf den Panzerwerken auf der Hochfläche von Lavarone/Folgaria.

 

Während des Krieges bewiesen sie ihre volle Tauglichkeit und Schusspräzision und feindliche Angriffe gegen die Panzerwerke konnten durch ihre Schrapnel-Granaten schnell und  bereits weit entfernt abgewehrt werden.
Die Neukonstruktion bewies ihren enormen Vorteil: Bei beschädigten oder blockierten Panzerkuppeln blieb die Haubitze meistens unversehrt oder nur gering beschädigt.
Die Haubitzen wurden ausgebaut und in der Nähe der Werke in Unterständen montiert
Auf den Seiten zu den Werken auf der Hochfläche sind derartige Fotos zu sehen. 


Beispiel einer ausgebauten 10cm/M09 in der Nähe von Lusern, untergebracht in einem getarnten Unterstand.
Panzerhaubitzkuppel 10cm/M09 

 


Schnitt durch die 10cm/M09 Panzerhaubitze:
Deutlich zu sehen die unabhängige Lagerung der Lafette auf eigenem Drehkranz 

 


Reparatur einer 10cm/M09 Panzerkuppel auf dem Werk Cherle, 
deutlich zu sehen die völlig freigeschossene Vorpanzerung 
der Kuppeln durch schwere feindliche Artilleriegeschosse

 

 

Eine offene Stellung der Panzerhaubitze 10cm/M09 im Val Loppio.
Verteidigungsabschnitt Riva,Stellung bei Biaena.
Diese Haubitzen kamen in Stellung ,da die Werke, in den die Kuppeln montiert werden sollten zu Beginn des Krieges nicht fertiggestellt waren 


Schnitt durch die gepanzerte Stellung der 10cm/M12
Montiert wurde die gleiche bewährte 10cm Haubitze 

Die 10cm/M09 war die erfolgreichste Panzerhaubitze während des gesamten Krieges und kam bei fast allen moderneren Werken zum Einsatz. 

Als sich zu Beginn des Krieges bei den Werken die Vorpanzerung der Kuppeln als zu wenig resistent gegen den Dauerbeschuss schwerer Kaliber herausstellte, wurde vom Genie Trient noch während der Bauphase(1915 bis Anfang 1916) der unterirdischen Panzerhaubitzbatterie auf dem Monte Calisio  konstruktive verstärkende Maßnahmen durchgeführt für die beiden 15cm/M99 Kuppeln.
Die Vorpanzerung wurde tief in den Fels eingelassen und die weite kreisförmige Ausschachtung um die Kuppel herum mit Stahlbeton in mehreren Lagen über 2 m Stärke ausgegossen. 


Bau der Panzerhaubitzbatterie-Panzerkuppel 1- auf dem Monte Calisio 1915.
Schalung des Geschützbrunnens und Schalung des seitlichen Schachtes des Munitionsaufzuges sowie Ausschachtung im naturgewachsenen Fels für die enorme Vorpanzerung der Kuppel.

 


Eine der beiden 15cm/M99 Panzerhaubitzen auf dem Weg in ihre neue bombenfeste Stellung auf dem Monte Calisio-1915
Sie wurden vom alten Werk Romagnano demontiert

 

Villamontagna-Trient im August 2004-Volker Jeschkeit


10cm M5

 

 

Zurück zum Index