Die Panzerhaubitzen der Festung Trient

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

Ulrich Mößlang und Volker Jeschkeit

 Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

 

Teil 1

 

Zur Verstärkung des Verteidigungsringes um die Festung Trient wurden zwischen 1914 und 1915 unterirdische und bombensichere Anlagen errichtet, die als Panzerhaubitzbatterien bezeichnet wurden. Generell galten auch diese Anlagen als feldmäßige Befestigungen , obwohl die Feuerkraft wesentlich größer war als die der oberirdischen Werke der 1.Generation (entstanden 1860 bis ca.1890,teilweise modernisiert bis ca.1910) und diese unterirdische Anlagen absolut beschussfest waren gegen die Wirkung schwerer feindlicher Belagerungsartillerie.  

Diese Panzerhaubitzbatterien wurden zudem durch ebenso beschusssichere Kavernenbatterien verstärkt, untereinander verbunden durch unterirdische und teilweise sehr weitläufige Galerien.  

Ergänzt wurden diese feldmäßigen Stellungen durch oberirdische Batterien in massiven Betonunterständen, gleichzeitig  geschützt durch enorme und tief gestaffelte Verteidigungssysteme der Infanterie, auch diese zum großen Teil in betonierten Grabensystemen, Betonunterständen für MG´s ,unterirdischen Kavernenanlagen und komplette unterirdische Infanterieverteidigungsanlagen mit den weitläufigen und tiefen Stacheldrahthindernissen im Vorfeld.  

Jede dieser Panzerhaubitzanlagen war für sich gesehen eine eigene Festung.

Diese waren integraler Bestandsteil des „Kanonengürtels“ rund um die Stadt Trient und ihren 7 Verteidigungssektionen , die diese zu einer uneinnehmbaren Festung machten.  

Der Gegner versuchte nie, diesen Festungsplatz, in der Endausbauphase verteidigt durch Hunderte von Geschützen, anzugreifen.

Der damalige Oberbefehlshaber der italienischen Streitkräfte Cadorna wollte sich nicht „den Kopf einrennen“ an diesem „Betonklotz“, der das Etschtal in Richtung Tirol blockierte.

Militärstrategisch gesehen erfüllte die Festung Trient damit ihren Zweck, obwohl sie nie einen Schuss auf den Gegner abfeuerte.

Das Etschtal blieb während des gesamten Krieges ein Nebenkriegsschauplatz bis zur Auflösung der Front am 3.11.1918.

 

Einige der oberirdischen Werke der alten Generation waren bereits nach und nach mit drehbaren gepanzerten Kuppeln ausgerüstet worden, doch ihre mangelnde Beschussfestigkeit erforderte die Demontage der wertvollen Panzerkuppeln und ihre Verlegung in moderne unterirdische Anlagen.

 

Bei den alten Werken handelte es sich um :  

Werk Tenna mit 2 Stück 10cm/M5 Panzerhaubitzen  

Werk Colle delle Bene mit 2 Stück 10cm/M5 Panzerhaubitzen  

Werk Romagnano mit 2 Stück 15cm/M99 Panzerhaubitzen  

Hauptwerk Mattarello mit 2 Stück 15cm/M99 und 2 Stück 8cm/M94P Panzerhaubitzen.  

Hinzu kamen einige gepanzerte Beobachtungskuppeln.  

Zwischen 1914 und 1915 wurden diese Panzerhaubitzkuppeln in die neuen unterirdischen Anlagen verlegt.  

 

- Stützpunkt Busa Granda erhielt 2 Stück Panzerhaubitzen 10cm/M5.  

- Die unterirdische „Festung Monte Celva“ erhielt auf dem oberen Gipfel des gleichnamigen Berges 2 Stück Panzerhaubitzen 10cm/M5, und  

- auf dem unteren Gipfel mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die beiden 8cm/M94P Panzerkuppeln vom Hauptwerk Mattarello zur Nahverteidigung.  

- die beiden Panzerhaubitzen 15cm/M99 des Hauptwerkes Matterello wurden in die nahe gelegene unterirdische Batterie Zampetta verlegt  

- die beiden Panzerhaubitzkuppeln 15cm/M99 des Werkes Romagnano kamen auf die „Festung Monte Calisio“ mit ihren enormen weitläufigen unterirdischen Anlagen.  

Gesichert waren bis zur heutigen Zeit nur der Verbleib von 8 Panzerkuppeln, der Verbleib der beiden (in Tirol einzigen!) kleineren Panzerkuppeln 8cm/M94P zur Nahkampfverteidigung konnte nie geklärt werden.  
Gesichert und dokumentiert sind aber 10 Geschützbrunnen, anstatt 8 Brunnen, wie in der Fachliteratur bisher beschrieben.  

Die beiden zusätzlichen Geschützbrunnen befinden sich auf dem unteren Gipfelbereich des Monte Celva und  dort erfüllten diese 8cm-Kuppeln zur Nahverteidigung auch ihren Zweck.
Diese sind dort integriert in den Infanterieanlagen und Kavernenbatterien, die den Zugang zum Cimirlo-Pass und den Nahbereich des Talüberganges Val-Sugana-Fersina Schlucht bei Civezzano zu schützen hatten.  

Die wirksamen Schussentfernungen für diese kleinen Panzerhaubitzen liegen zwischen 500m und maximal 2000m im Mittel.  
Somit kann man  davon ausgehen, das alle 10 Panzerhaubitzen im Bereich der Festung Trient verblieben. 
Desweiteren wurden die älteren 15cm  Kuppeln des Hauptwerkes Mattarello und des Werkes Romagnano durch den Austausch der Lafettenträger modernisiert.

 

Die alte 15cm/M80 Panzerkuppel montierte einen 15cm Mörser mit einer Reichweite von ca. 3200m und nützte daher nur zur Nahverteidigung im Bereich der Werke.
Es war eine flache Kuppel, wie dies auch auch die Schnittzeichnung zeigt, allerdings wurden diese flachen Kuppeln auf weiter reichende Haubitzen umgerüstet(Typ M99).
Ein Zeitfoto von 1915 zeigt diese flache Kuppel mit einer Haubitze, erkennbar am deutlich längeren Geschützrohr. Die Haubitze hatte die doppelte Reichweite von ca. 6200m, dies machte auch Sinn, da die Schussentfernung vom Monte Calisio über die eigenen vorgelagerten Stellungen oberhalb Civezzano damit hinausreichte.

 


Panzerkuppel 15cm/M80 mit Mörser 15cm

 

 


Panzerkuppel 15cm/M99 mit montierter Haubitze 15cm auf dem Weg zur Montage auf dem Monte Calisio, man beachte das deutlich längere Geschützrohr!

 


Bau des betonierten Geschützbrunnens auf dem Monte Calisio 1915 zur Aufnahme der Panzerhaubitze 15cm/M99-2 Geschützbrunnen wurden errichtet.

 Beobachtungspanzerkuppel

 


Geschützbrunnen mit seitlichem Munitionsaufzug.
Monte Celva –oberer Gipfel
Haubitzbatterie für die 10cm/M5 Panzerhaubitze
Der Brunnen ist ca. 12m tief,  im massiven Fels gebohrt und mit Beton ausgekleidet.
Diese Batterie war absolut bombensicher angelegt!

 

 Geschützbrunnen für die 2.Stellung der 8cm/M94P-Panzerhaubitze auf dem unteren Gipfel des Monte Celva. Der Brunnen ist ca.10m tief und im massiven Fels gebohrt.

Der Zugang erfolgte über eine Stahlstiege zu einer oberirdischen Betonkasematte, die ca. 2m hoch war und ca. 2 m im Quadrat. Diese Kasematte hatte auch einen Ausgang zu dem betonierten umlaufenden Kampfgraben des unteren Gipfels.

 

 

1.Stellung der kleinen Panzerkuppel 8cm/M94P in Betonkasematte

 

Das runde Betonauflager des Drehkranzes der 1.kleinen Panzerhaubitze 8cm/M94P wurde durch eine Betoneinfassung neueren Datums „ergänzt“.

 

 

 

Schnitt durch die 8cm/M94P Panzerkuppel. Sie benötigte nur eine Kasematte zur Montage und hatte einen Stahltreppenaufgang.

Bei der 2.Stellung auf dem Monte Celva legte man eine Zwischendecke ein unterhalb der Kasematte, der Zugang erfolgte seitlich vom Kampfgraben oder unterirdisch von der unteren Kavernenbatterie.

 

 

10cm/M5 Panzerkuppel

 

Das Bild zeigt die Kuppeln auf dem Werk Hensel, die beiden Kuppeln der Haubitzbatterie auf dem oberen Gipfel des Monte Celva waren vom gleichen Typ.

Diese Panzerkuppeln wurden auch auf dem Stützpunkt Busa Granda oberhalb von Levico montiert.

 

 

 

Villamontagna-Trient im August 2004 , Volker Jeschkeit  

 

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