Unterer Stützpunkt Palon

Die feldmäßige Befestigung des Gipfels Palon und seiner Umgebung
Monte Bondone

 

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

Uli Mößlang / Volker Jeschkeit

Der Gipfel Palon des Bondone Massivs mit ca. 2080müNN war immer eine beherrschende Position innerhalb der Festung Trient. Das gesamte Verteidigungsterritorium aller Sektionen konnte von da aus überblickt und kontrolliert werden.

Überragt wurde es lediglich durch die vorgeschobene Befestigung des Gipfels Cornetto (2180müNN) im Südbereich des Bondone Massivs.

Dieser Bereich im Süden besteht aus 3 Gipfeln: Cima Verde, Dos d´ Abramo und Cima Cornetto, am weitesten südlich der Gipfelgruppe.

 

Das gesamte Bondone Massiv kann man sich grob so vorstellen:  

Lang gestreckt auf der Westseite der FS Trient gelegen beginnt es sehr weit südwärts mit der oben erwähnten Gruppe aus 3 Gipfeln, fällt dann auf 
ca. 1500-1600 müNN ab in den Bereich der wunderschönen Ebene des Viote um dann wieder anzusteigen auf den Gipfel des Palon in Richtung Norden. Von da ab fällt der Bondone gleichmäßig und lang gestreckt ab.

Über den Bereich Vazon und Vaneze kommen wir in die Umgebung von Mandolin (Blockhaus Mandolin), dann über Candriai (Batterie Candriai) in Richtung Artilleriestützpunkt Castellar della Grua (ca.780müNN) in den tiefen Taleinschnitt, ,in der die Strasse von Buco di Vela kommend in Richtung Trient verläuft. Auf der gegenüberliegenden Talseite steigt der Monte Soprasasso an.

 

Schon seit 1909 machte man sich in der KuK Führung ernsthaft Gedanken, wie diese Westflanke zu befestigen wäre.

Der alles beherrschende Grat des Bondone Massivs  wurde nach und nach mit einer durchgehenden Hauptkampflinie befestigt. Diese bestand aus einem durchgehenden Schützengrabensystem in denen 8 Verteidigungsschwerpunkte in Form von Stützpunkten mit den Bezeichnungen V/1 bis V/8 eingefügt wurden. Verstärkt und geschützt wurden diese durch Batterien von 12cm Geschützen im Bereich Vazon und Vaneze.  

Ausgangspunkt des Systems war der befestigte Gipfel des Palon, der zuerst auf der Westseite mit Kavernenanlagen (Bereich 1) befestigt wurde, gegliedert in Palon- unterer Stützpunkt und Palon –oberer Stützpunkt. (ca.1910-1911).

Der Bereich 4 ,die bereits abfallende Ebene in Richtung Viote wurde mit Artillerie-Batterien in Feldstellungen bestückt.  

Der Bereich Viote selbst war ein Artillerieschiessplatz und Übungsgelände der KuK. Dort wurden auch großzügige Kasernenanlagen errichtet, sowie ein Lazarett (siehe Seiten zum Monte Bondone).  

Im Bereich der Gipfelstellung des Palon dreht die Verteidigungslinie der Festung Trient in Richtung Etschtal ein. Sie fällt hier gleichmäßig über den Artilleriestützpunkt Pale auf dem Rücken der Calcare bis hin zu den Stellungen um Dosbrunn, Villa Margon und Werk Romagnano ab.  

Ein wichtiger Drehpunkt der Verteidigungslinie war aber der Gipfel des Palon.

Auffallend die systematische Befestigung der beiden Stützpunkte um den Gipfel mit Kavernenanlagen, deren Beginn bisher in der einschlägigen Literatur mit dem Jahr 1914 beziffert wird.  

Das ist widerlegt !  

Das Jahr des Beginnes der systematischen Anlage von Kavernen kann für die Festung Trient auf 1910 vorverlegt werden, durchgeführt nicht nur im Bereich des Palon , sondern auch geltend für den unterhalb gelegenen Artilleriestützpunkt Pale.  

Natürlich wurden diese feldmäßigen Befestigungen in der Endausbaufase um 1914-1915 wesentlich ausgebaut.
Im Bereich 2 und 3 wurde umfangreiche Galerien, Geschützkavernen und andere Kavernenanlagen gebaut.
Anlagen ,die nach dem Kriege noch bis in 70/80-iger Jahre dieses Jahrhunderts von der italienischen Armee und der Nato genutzt wurden.  

Wie schon erwähnt, gliedert sich der Bereich um den Gipfel in einen unteren und einen oberen Stützpunkt.  

Vorweg gesagt: Vieles ist auf der Westseite des Gipfels nicht mehr erhalten. Dieser Bereich ist als touristisches Skigebiet sehr frühzeitig und konsequent erschlossen worden, viele Abfahrtspisten wurden unter Einsatz schweren Baugerätes planiert und angelegt, Sessellifte und Seilbahnen wurden gebaut.

Die Bereiche der Ortschaften Vazon und Vaneze sowie Candriai sind heute Hochburgen des Wintertourismus.

Die unterhalb des Gipfels befindlichen Kavernen (7 Stück ) fielen bis auf 4 Stück der Hauptabfahrtspiste zum Opfer.

Die Skifahrer und Touristen fahren und gehen buchstäblich nur wenige Meter an den Stellungen vorbei, ohne das von denen Notiz genommen wird, weder von der linksseitigen großen Generatorkaverne (1915 zusätzlich angelegt) noch von den rechtsseitigen Kavernenanlagen mit wunderschönen Eingängen in Naturstein.

Von dort aus beginnt auch das absteigende Verteidigungssystem des Frontgrabens mit seinen Stellungen, das sich bis zur Ortschaft Vazon zum größten Teil in einem fast undurchdringlichem Dickicht erstreckt auf dem Grat des Bondone, und daher bisher unentdeckt blieb.

Dieses Dickicht erstreckt sich links der absteigenden Skipiste, hat eine Tiefe von bis zu 150m und eine Länge von ca. 800m. Es hört kurz oberhalb der ersten Hotelbetriebe von Vazon auf.

Das verbliebene grüne Gelände ist ein Naturreservat, viele seltene Tierarten leben hier, viele seltene Pflanzen sind dort noch anzutreffen.

Es wird zum Glück vom Skitourismus ignoriert und ich wünsche mir ,das das auch so bleibt. Es ist ein herrliches Stück erhaltener Natur des Monte Bondone!  

Das Dickicht ist derartig dicht, das bei hellstem Tageslicht die Kamera automatisch mit Blitzlicht arbeitete und man sich streckenweise nur im Kampfgraben unterhalb der dichten Decke von Pflanzen, Büsche und Krüppelkiefern fortbewegen konnte.  

Das Verteidigungssystem ist zum großen Teile erhalten, auch die nachträglich gebauten Verstärkungen (MG-Flankenunterstände in Beton).

Das Grabensystem besteht ausschließlich aus geschichtetem oder gemauertem Naturstein, mit Nischen für die Munition.

Die in den Stützpunkten befindlichen Kasematten sind deutlich erkennbar, auch wenn natürlich die Dächer aus Holzstämmen und Erdüberdeckung nicht mehr existieren.

Aufgrund der frühzeitigen Anlegung kam hier noch kein systematischer Einsatz von Beton vor, auch die oberhalb gelegenen Kavernen sind nicht in Stahlbeton ausgeführt.  

Auch die Stellungen von 2 kleinen Gebirgsgeschützen wurden gefunden, hier handelt es sich um die 2 Stück 7cm/M75 Geschütze, die in ihrer Position auch in der Karte der Artilleriestabsabteilung von Trient eingetragen sind.  

Das Verteidigungssystem wird hier erstmals dokumentiert!  

Entdeckt wurde es durch Zufall von Franco Zobele, einem Ortsansässigen.  

Begangen wurde es mit Ihm und meinem Freund Arturo Condini, dem technischen Direktor der Trentiner Forstverwaltung.  

Danke an Franco, der sich die Zeit nahm uns zu führen !  

Die Bildfolge der nachfolgenden Fotoserien ist absteigend: Von der am höchsten gelegenen Generatorkaverne überquert man die Skipiste und kommt zu den Resten des unteren Stützpunktes (ca. 2000müNN), von dort aus beginnt der abfallende Kampfgraben, nur unterbrochen durch eine weitere Skipiste und im Dickicht verschwindend bis zum Ortseingang von Vazon.  

Villamontagna-Trient ,12.11.2004 – Volker Jeschkeit

 


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Fotos

 

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