" Werk Sebastiano "

Kriegstagebuch  des Werkskommandanten 

" Werk Cherle "

Entnommen aus dem Roman  
"Sturm über den Werken"
von Albin Kühnel

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Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist
hat die Seiten internettauglich aufbereitet.

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

 

Das

k.u.k. Panzerwerk 

Sebastiano (Cherle)


Zeichnung Uli Mößlang, zu der ausführlichen Fotoseite bitte klicken

Baugeschichte 

Das k.u.k. Panzerwerk „Sebastiano“ erhebt sich auf einer 1.445 m hohen, südlich der Fraktion Sebastiano im Gemeindegebiet von Folgaria gelegenen und „Prima Costa“ bezeichneten Anhöhe. 

Die Planung des Werkes lag in den Händen des Hauptmanns im Geniestab Eugen von Luschinsky, dem auch zunächst die Bauleitung oblag. Später übernahm Hauptmann Karl von Barta die Bauleitung. Ursprünglich sollte das Panzerwerk den Namen „Cherle“ tragen. Im amtlichen Schriftverkehr, der naturgemäß Verschlusssache, also geheim war, trug es den Kürzel „T. Ch.“. Wegen der Gefahr einer Namensverwechslung mit dem Werk „Verle“ wurde es am 01. Januar 1914 in „Werk Sebastiano“ umbenannt. 

Aus einem im Staatsarchiv in Trient aufliegenden „Instruierenden Bericht zum generellen Projekt des Werkes CHERLE“ der mit der Planung des Werkes befassten k.u.k. Geniedirektion in Trient vom Januar 1909 Nr. 114 geht hervor, dass zwei Varianten der Ausführung (Variante A/C bzw. Variante A/D) zur Auswahl standen. Wegen der grundsätzlichen Ausführungen über die beim Bau eines Panzerwerkes zu beachtenden Kriterien und der eingehend erfolgten Abwägung der Gründe, die schließlich zur Entscheidung für die Variante A/D führten, wird dieser Bericht hier vollständig wiedergegeben.



 

Veranlassung und Grundlagen 

Mit R.K.M.-Erlaß (Reichskriegsministerium) Präs.-Nr. 6568/08 wurde die Ausarbeitung des Projekts angeordnet und gleichzeitig Weisung für die allgemeine Anlageart des Werkes erteilt. Weitere Grundlagen für den Entwurf des Werkes, welche aus den Kampfverhältnissen hervorgehen, sind in der „Studie über die Kampfverhältnisse der Sperre FOLGARIA“ enthalten.

 

Aufgabe 

Die Aufgabe des Werkes im weiteren Sinne ist: 

Im Verband mit den Nachbarwerken die Hochplateaus von LAVARONE und FOLGARIA als Sammelräume zu sichern und bei Offensivoperationen mitzuwirken. Aus den örtlichen Verhältnissen ergeben sich daher die Aufgaben im engeren Sinne: 

a)  Sperrung der Wege Passo della VENA-Osteria FIORENTINI-V. ORSARA-S.SEBASTIANO und der Straßenknoten bei CARBONARE. 

b)  Beherrschung des Intervalls vom oberen Rand der südlichen Talwand des ASTICO bis zum PLAUT (dies im Verein mit Werk SOMMO). 

c)  Bekämpfung der Gegenpositionen.

 

Armierung 

Zufolge des eingangs angeführten Erlasses sind als Armierung des Werkes festgesetzt: 

4 Stück 10 cm-Turmhaubitzen,
2 Stück 8 cm-Minimalschartenkanonen M 5
und die erforderliche Anzahl von Maschinengewehren.

 

Besatzung 

Zufolge 14. K.K.V.Präs.4801/08 ist die Infanteriebesatzung für fortifikatorische Objekte, welche als Hauptwerke einer Befestigungsgruppe zu betrachten sind, in der Stärke eines Zuges anzunehmen.

 

Konzeption des Werkes im Allgemeinen 

Die Hauptfrage bei der Konzeption einer Werkanlage auf der Lokalität „Dosso del CHERLE“ ist jene, wie auf dem sehr ausgedehnten Emplacement die Kampfmittel zu gruppieren sind, um (bei Erfüllung der Forderung nach größtmöglicher Wirkung einerseits und ebensolcher passiver Widerstandsfähigkeit andererseits) die ganze Anlage doch innerhalb solcher Grenzen der räumlichen Ausdehnung zu halten, dass sie noch von einer angemessenen, geringen Zahl an lebenden Streitkräften verteidigt werden kann. 

Von der Kuppe A ist vorzüglicher, weitreichender Ausschuss gegen die Malga 1. und 2. posto und genügender Ausschuss in allen sonstigen Richtungen vorhanden, wogegen der südliche, in der Richtung gegen das Werk SOMMO abfallende Hang der Einsicht entzogen ist. Als Werkemplacement erscheint diese Kuppe etwas beengt. 

Von der Platte C ist ebensolcher Ausschuss in der Richtung des FIORENTINI-Weges vorhanden wie von der Kuppe A aus; der südliche und südwestliche Hang könnte jedoch nur von einer Kampfstellung beherrscht werden, welche verhältnismäßig weit gegen den Hang vorgeschoben (wird) und dabei einen starken Aufzug erhält; auch dann wird nur der obere Teil des Hanges bestrichen, während die tieferen Teile nach wie vor im todten Raum bleiben. Der Hang südöstlich des Punktes D bleibt von auch noch so hohen Konstruktionen auf der Platte C uneingesehen. 

Der Plan lit. A zeigt die Bestreichungsverhältnisse, wie sie von der Kuppe A allein (rot) und wie sie von einem über diese Kuppe und dazu noch über die ganze Platte C ausgedehnten Werkes erhalten werden können (Ergänzungen blau). 

Es ist zu ersehen, dass bei der roten und blauen Alternative die Mulde bei M und der von hier gegen D ansteigende Hang unbestrichen und uneingesehen bleiben. Dieser Terrainteil ist aber ein vorzüglicher Sammelraum und Angriffsweg für den Infanterie(nah)angriff des Gegners, welcher hierher über den bewaldeten Rücken des DURER und dessen Einschnitte nicht viel belästigt und bemerkt gelangen kann. Die erwähnte Mulde und ein Teil des Hanges ist auch vom Werk SOMMO aus nicht eingesehen. 

Von der Platte C aus gewinnt man demnach nur ein Ausschussfeld, welches in Flanke und Kehle gelegen und vom Werk SOMMO auf eine Distanz von 3.300 m mit 2 Schnellfeuergeschützen und 2 Haubitzen ausgiebigst beherrscht und bestrichen wird, wobei der Mangel an Bodenbedeckung und die wenig bewegten Formen wesentlich günstig wirken. Es liegt demnach nahe, dann, wenn eine Gliederung, Gruppierung oder Teilung der Werkanlage notwendig wird, dies so zu tun, dass das Hauptwerk auf der Kuppe A und eine Kampfanlage irgendwo südlich des Punktes D so gruppiert wird, dass die vorbesprochene Mulde von dort aus beherrscht wird. Von dieser Nahkampfanlage kann ein Teil des von der Platte C aus zu beherrschenden Südhanges bestrichen werden, so daß der gesamte bestrichene Raum der Kombination A D (rot und gelb) sich gegen einer Gruppierung A C gestaltet, dass statt eines Stückes an dem Westhange des Emplacements, also in der Kehle (blau ohne gelbe Schraffierung), welches vom Werke SOMMO vollkommen beherrscht ist, die mehrfach erwähnte Mulde bei M bestrichen wird. 

Eine Gruppierung Hauptwerk bei A und Nahkampfanlage bei D wäre daher der anderen, Hauptwerk bei C und Nahkampfanlage bei A um somehr vorzuziehen, als wie in der Folge entwickelt werden wird, ein Hauptwerk auf A allein denkbar ist und gegenüber einem solchen auf C manche Vorteile aufweist.   


Tradiator

Alternative A C 

Der eingangs angeführte Erlaß ordnet an:  

„Im Speziellen gelten für die Projektsverfassung des Werkes Dosso del CHERLE folgende Direktiven: 

Die Haubitzbatterie ist mit einer kleinen Nahkampfanlage am südlichen, etwas tieferen Teile des Emplacements, möglichst der feindlichen Schussbeobachtung entzogen, anzulegen, während  eine  Nahkampfanlage  mit feststehendem Beobachtungsstand am nördlichsten, höchsten (mit Bäumen bestandenen) Emplacementsteil anzuordnen ist und einen möglichst hohen Aufzug zu erhalten hat, so dass die freie Sicht bis Mga. secondo posto gewährleistet wird. Beide Werkteile liegen in einer Gruppe und sind telephonisch sowie durch eine offene Caponiére (gleichzeitig Infanteriestellung) miteinander verbunden. Als linke Flügelhaubitze wird bei diesem Werke das experimentierte Modell einer 10 cm-Turmhaubitze mit 8 Grad Depression  einzubauen sein.“ 
(
Dieses- zuvor in Felixdorf getestete - Versuchsmuster M 6 der 10 cm-Turmhaubitze M 09 wurde dann doch nicht im Werk „Sebastiano“, sondern im Werk „Gschwent“, und zwar im mittleren der drei Geschützstände installiert).

 

Haubitzbatterie 

Die Haubitzen sind in je einer Gruppe beiderseits des gegen D streichenden Rückens so angeordnet, daß sie sowohl eine für den Fernkampf noch hinreichend günstige Aufstellung bilden, als auch Nahkampfaufgaben erfüllen können. Die nördliche Batterie (H 3, H 4) bestreicht das gegen Mga. 1. posto sich erstreckende, glacisartige Terrain, während die südliche Gruppe (H 1, H 2) bei der Abwehr von Angriffen aus der oft genannten Mulde bei M längs des Südhangs gegen das Werk mitzuwirken hat; zwischen beiden Batterien liegt der Kommandantenstand B 1.

 

Nahkampfanlage 

Ein fixer Beobachtungsstand (B 3), zugleich Mitralleusenstand, ist soweit am Hang vorgeschoben, dass mit einem Aufzuge von 7 m noch der in der Richtung gegen das Werk SOMMO fallende Hang bestrichen werden kann. Dieser Stand bildet im Verein mit der auf Deck des Betonbaus angeordneten Infanterie- (zugleich Deckmaschinengewehr-) Verteidigungsanlage die Nahkampfanlage gegen die Flanke.

 

Traditorengeschütze 

Mit Rücksicht auf den misslichen Umstand, dass sich die äußerste linke Schussrichtung der Traditorengeschütze (T) und die Grenze des feindlichen schweren Wurffeuers etwas übergreifen, wurden diese Geschütze in einem detachierten Komplex in der Kehle des Werkes etabliert, um sie wenigstens dem Streubereich der Geschosse zu entziehen, welche dem rechten Flügel des Werkes zugedacht sind. In dieser Lage ist die Kasematte wenigstens einigermaßen maskiert, ferner durch das Werk in seiner tieferen Lage gegen den direkten Schuss vom DURER entzogen, und können die Geschütze überdies zweckmäßig für die Bestreichung des rechten Flankengrabens dienstbar gemacht werden. Von einer im Traditorenkomplex eingebauten Maschinengewehrbatterie (M 1, M 2) kann der Westhang des Emplacements unter Feuer genommen werden.

 

Infanterielinie 

Die Haubitzbatterie bildet mit ihrem Betonkörper gleichzeitig die Infanterieverteidigungslinie, welche auch Einrichtungen für die Aufstellung von Deckmaschinengewehren erhält. Dieses Infanteriebankett ist in den Intervallen zwischen den Haubitz- und Beobachtungskuppeln so angeordnet, daß die Schützen durch die Entfernung von den Panzern vor Splitterwirkungen gesichert sind. Der Wall ist von einem in der Mitte des Werkes angeordneten Bereitschaftsraum aus zugänglich. Die beiden Flanken werden durch Erd(Stein)brustwehren gebildet.

 

Konstruktion der Batteriekasematten 

Die Notwendigkeit, die Haubitzstände möglichst weit auseinander zuziehen, andererseits denselben aus Bestreichungsrücksichten einen gewissen Aufzug zu geben, stellt sich der wünschenswerten Trennung der Kampfstellungen vom Unterkunftskomplex, welche Konstruktion unter diesen Umständen einen sehr großen Aufwand an Mauerwerk bedingen würde, hindernd entgegen und zwingt dazu, die Unterkünfte in die Kampfstellung einzubauen. Die große Längenentwicklung ergibt bei einer durch das Raumerfordernis gegebenen Grundfläche eine besonders seichte Konstruktion, welche in Plan Lit C dargestellt ist. 

Eine bei Weglassung des Verbindungsgangs mögliche, noch seichtere Anordnung (ähnlich wie im Projekt SOMMO) verbietet sich mit Rücksicht auf die sehr große Länge der gesamten Linie und der in diesem Falle höchst erschwerten Kommunikation im Werke.

Die Sturmfreiheit ist durch tiefe Gräben gewährleistet, von welchen die beiden Facegräben durch eine gemeinschaftliche Flankierungsanlage, der rechte Flankengraben durch die Traditorengeschütze und endlich der linke Flankengraben durch eine an der nördlichen Stirne des Traditorenkomplexes eingebaute Maschinengewehranlage bestrichen wird.

 

Eingang 

Das Werk ist durch die Traditorenbatterie zugänglich, von wo aus man durch eine Poterne, deren Betonkörper auch die Brustwehr der rechten Flanke bildet, nach dem rechten Flügel des Frontkomplexes gelangt.

 

Detachierte Nahkampfanlage 

Der Aufzug der auf der Kuppe A zu errichtenden Nahkampfanlage wurde so bestimmt, dass von dem einzubauenden Beobachtungsstand (B 7) aus an der vorgelegenen Kuppe Kote 1.446 (Karte 1 : 25.000) vorbei der höchste Teil des Rückens sichtbar wird, auf welchem die Mga. 20 posto gelegen ist. 

Der Beobachtungsstand bestreicht mit seinen Maschinengewehren flankierend das Glacis des Hauptwerks. Die linke Flanke ist gleichfalls aus einer Maschinengewehranlage zu bestreichen (M 4 und M 3). 

Die innere Disposition der Anlage gestattet einen längeren Aufenthalt der Besatzung, so dass diese in jeder Hinsicht (Munition, Lebensmittel, Wasser) vom Hauptwerke unabhängig ist.  

 

Resümee 

Das entworfene Werk wird in dieser Gestalt sehr groß, erfordert zu seiner Verteidigung eine größere als die zugewiesene Truppenzahl und weist trotzdem die Schwäche auf, dass bis nahe (120 m) an dasselbe uneingesehene, dem Gegner leicht zugängliche Räume heranreichen. 

Die große Ausdehnung wird hervorgerufen durch das Auseinanderziehen der Haubitzen, das Herabgehen mit dem rechten Maschinengewehr- (beobachtungs) Stand am Hang, um eine Bestreichung in der Flanke zu erhalten und durch die Detachierung der Traditorenanlage und der Nahkampfanlage auf A. 

Vermeidet man die Ausdehnung über den Südhang, wenn man sich mit der Feuerwirkung einer Mitralleuse nach der Flanke begnügt und die sonstige Verteidigung gegen Angriffe aus Südost dem Werke SOMMO überläßt, so ist das Werk CHERLE eben sehr abhängig von der prompten und ausgiebigen Mitwirkung des Werkes SOMMO, so dass nach Niederkämpfung des rechten Flügels das Werk CHERLE bei Nacht und Nebel gefährdet erschiene. 

 

Alternative A D (Plan lit. D)  Mit diesem Plan wurde das Werk gebaut

Es ist möglich, ein Kampfwerk auf der Kuppe A unter sehr guten Fern- und Nahkampfbedingungen zu platzieren und es auch ziemlich kompendiös zu halten. Dabei werden die Kampfverhältnisse von einem bei D zu errichtenden Nahkampfkomplex nicht wesentlich berührt, so dass das Hauptwerk seinen Aufgaben auch ohne die detachierte Nahkampfanlage zu erfüllen imstande ist. Letzte bildet nur eine, allerdings höchst wünschenswerte Ergänzung. Es wurden dermalen vorläufig nur die Grundzüge für das Hauptwerk entworfen.

   

Haubitzbatterie 

Die Haubitzbatterie macht in der entworfenen Lage gleichmäßig Front gegen alle feindlichen Angriffsstellungen, und zwar: Bei der V. ORSARA, östlich des DURER, nächst des FIORENTINI-Weges und den Baiti della COSTA; alle für eine Bekämpfung in Frage kommenden Terrainteile liegen vor der Batterie, nur gegen das Plateau von LAVARONE könnte bloß indirekt (dann vom linken Flügelgeschütz auch direkt) gewirkt werden. Die Nahbestreichung ist in der Richtung gegen Mga. 10 und 20 posto eine vorzügliche und weitreichende, in den übrigen Richtungen (gegen die Platte C und gegen die Kuppe D) eine verhältnismäßig gute und jedenfalls genügende. 

Diese Gruppierung ist einheitlich (und) übersichtlich; es können alle vier Geschütze in allen Frontrichtungen direkt richten. Die Ausnützung dieser Hauptkampfgeschütze ist demnach eine sehr gründliche. Raum ist genügend vorhanden, um die Haubitzstände weit genug (27 m) auseinanderziehen zu können, so dass ein sehr schütteres und seichtes Ziel entsteht. 

Infolge der nunmehr gegen die Alternative A C geänderten Bestreichungsverhältnisse muss die im eingangs erwähnten Erlasse bezeichnete Modellhaubitzkuppel am rechten Flügel Platz finden, wo die Depression von 80 ausreicht. 

Die im Plan lit. E dargestellte Konstruktion der Kampfstellung entspricht dem Grundgedanken, möglichste Isolierung jedes Geschützes im Interesse weitgehendster Zielverkleinerung und Zielverteilung, um möglichst große Widerstandsfähigkeit gegen Geschosswirkungen zu erzielen. 

Der für die Aufnahme der Panzerkonstruktion bestimmte Betonblock ist besonders solid konstruiert und zum Schutze gegen seitlichen Schub durch Geschossexplosionen konisch geformt und mit eisernen Dübeln mit dem Felsboden verbunden. 

Die oberste Schicht wäre in Eisenbeton auszuführen, während innen grober Beton so reichlich als angängig angewendet werden kann. 

Der Raum unter der Kuppel ist als Munitionsmagazin ausgenützt, die Kuppel selbst seitlich zugänglich gemacht. 

Diese Konstruktion ist höchst kompakt und massiv, welche Eigenschaften mit Rücksicht auf die in nicht zu ferner Zeit in Aussicht stehende Einführung von 28 cm-Wurfgeschützen in die Belagerungsartillerien als eine nicht überflüssige, sondern vorbauende Maßregel erscheint. 

Die Einzelmunitionsmagazine sind so groß gedacht, dass sie 1/3 bis ½ der Gesamtdotation des Geschützes zu fassen imstande sind. Eine Vertiefung der Magazine bei Anwendung von eisernen Wandstellagen wird diese Forderung immer erfüllen lassen. Der Rest der Munition ist im Kasemattkorps untergebracht. Diese weitgehende Dezentralisierung der Munition gibt die Gewähr, dass unglückliche Zufälle die Kampffähigkeit des Werkes in einem nur geringen Maße beeinträchtigen können.   


Luftgänge sind in den Einzelmagazinen im Interesse der Solidität des Baues vermieden. Es ist gedacht, im Frieden die gesamte Munition im Kasemattkorps unterzubringen und die Einzelmagazine erst im Bedarfsfalle auszurüsten. Dieser Transport kann, ebenso wie der Ersatz der verbrauchten Munition, leicht erfolgen, da das Kasemattkorps höher liegt, die Handkarren, mit welchen die Munition transportiert werden soll, demnach leicht bewegt werden können. Vorstehende Anordnung der Munitionsmagazine wurde vom Artilleriebrigadier als zulässig erklärt.

 

Traditorengeschütze 

Die bereits erwähnte Koinzidenz der Richtung , aus welcher schweres feindliches Feuer zu erwarten ist, mit der geforderten Schussrichtung der Traditorengeschütze nehmen im Grund genommen denselben ihren Charakter als Traditoren und machen ihre Aufstellung sehr schwierig. Eine Detachierung, wie bei der Alternative A C, ist bei dem vorliegenden Entwurf nicht gut möglich, da das Abschieben der Traditorenanlage in der einzigen in Betracht kommenden Richtung über B gegen West immer ungünstigere Ausschussverhältnisse schafft, indem die linken Schussgrenzen durch den breiten Rücken bei C um so mehr behindert werden, je weiter und daher tiefer die Traditoren am B-Hange zu liegen kommen. Es bleibt kaum etwas anderes übrig, als die Kanonenbatterie auf der Kuppe A selbst an das dort zu platzierende Kasemattkorps anzugliedern und mit Eisenbeton auf den größterreichbaren Grad der Widerstandsfähigkeit zu bringen. 

An der im Entwurf geplanten Stelle haben die Kanonen genügend Ausschuss, um das Intervall CHERLE-SOMMO beherrschen zu können und insbesondere den von letzterem Werk nicht bestrichenen Hang vor der linken Face desselben zu bestreichen. Außerdem liegt eine für Schnellfeuerkanonen dankbare Aufgabe in der Nahbestreichung der Platte bei C.


Infanteriekampfstellung 

Die Infanteriekampfstellung ist auf dem Verdeck des Kasemattkorps etabliert, welches zu diesem Behufe, dann auch aus anderen, später erörterten Gründen so gestellt ist, dass von dem Deck eine sehr ausgiebige und rasante Bestreichung nach allen Seiten hin möglich ist. Die Ausdehnung des Kasemattkorps gestattet, bei eingliedriger Aufstellung einen Zug, bei zweigliedriger Aufstellung ½ Kompanie ins Feuer zu setzen. 

Die Deckung gegen das Kehlterrain ist durch den Kordon des Kasemattkorps (Plan lit. G)  eine vorzügliche sowohl gegen Gewehrfeuer als auch gegen Sprengwirkung weitgehender Geschosse. 

Die empfindliche Überhöhung durch die Gegenstellungen (DURER) macht es notwendig, die Schützen mit Schilden auszurüsten. Die Kampfstellung ist durch einen Aufgang aus dem Stiegenhause zugänglich. Ein besonderer Bereitschaftsraum ist aus Ersparnisgründen nicht angeordnet. Ein solcher wäre aber wünschenswert und könnte an den Batteriebeobachtungsstand leicht angegliedert werden.

 

Flanken- und Kehlbestreichung 

Das Terrain in der linken Flanke erfordert eine ausgiebige Bestreichung desselben nach vorne zu, weil hier das Angriffsterrain der Front mit jenem der Flanke zusammenhängt und die bewaldeten und durchschnittenen Hänge vor dem linken Flügel des Werkes eine Annäherung begünstigen. Überdies gestattet auch die übergroße Entfernung des Werkes GSCHWENT (4.600 m) keine ausgiebige Wirkung gegen rasch verlaufende Angriffsbewegungen. Es sind daher ein paar Maschinengewehre am nördlichen Ende der Haubitzbatterie (M 4) und in einem kofferartigen Vorbau des Kasemattkorps (M 3) mit gleichem Bestreichungsfeld so installiert, das letzteres in das von allen vier Haubitzen bestrichene Glacis noch reichlich hinübergreift.   


Die Panzer dieser Maschinengewehre sind allerdings, wenn auch nur unter 380, direkt treffbar, doch nur auf große Distanzen (Baiti della Coata, 5.500 m). 

Auch können schwere und schwerste Wurfgeschütze auf dem Passo della VENA-FIORENTINI-Angriffsweg herangebracht werden, so dass eine besondere Gefährdung dieser Panzer nicht zu erwarten ist. 

Das Kehlterrain ist durch je ein Paar im oben erwähnten Koffer (M 2) und am rechten Flügel im Kasematttrakt (M 1) eingebauter Maschinengewehre ausreichend bestrichen. 

Überall hin kann auch vom Infanteriewall in die Kehle durch liegende Schützen an der Deckkante gewirkt werden.

 

Beobachtungsstände 

Die konzentrierte Anlage des Werkes gewissermaßen um die Kuppe herum, dann die sehr gut mögliche freie Beobachtung und die Übersichtlichkeit des Werkes gestatten es, mit nur 2 Beobachtungsständen, einem für den Kommandanten (B 2) und einem für die Haubitzbatterie (B 1), auszukommen. Letzterer könnte auch die Kanonenbatterie bedienen, wenn nicht eine Beobachtungsscharte im Anschluss an das linke Geschütz vorzuziehen ist. Die Platzierung der Beobachtungsstände steht im innigen Zusammenhang mit jener des Kasemattkorps und damit mit jener der Infanteriekampfstellung, und zwar: Die Höhe der Beobachtungsstände bestimmt sich mit Rücksicht auf die Forderung, über die Haubitzbatterie hinweg das Glacis mit Maschinengewehren bestreichen zu können. Um nun nicht einen eigenen, nur für die Beobachtungsstände und allenfalls noch für Bereitschaftsräume bestimmten Betonblock zwischen Haubitzbatterie und Kasemattkorps einschieben zu müssen und damit die Tiefe des Werkes zu vergrößern, wurde das Kasemattkorps so nahe an die Kuppe herangeschoben und so hoch angeordnet, dass eben die Beobachtungsstände und auch die Infanterielinie einen Ausschuss auf das Glacis erhielten und sich gut in die Decke einfügten. Die erreichte Visurhöhe der Beobachtungsstände (1.443,5 m) genügt, um noch den Rücken der Mga. 20 posto beobachten zu können. Das Intervall zwischen der Kanonenbatterie und dem einen und dem anderen Beobachtungsstand beträgt 27 bis 30 m. Die Linie dieser Punkte ist gegen jene der Haubitzbatterie schräg gestellt und auf eine mittlere Distanz von 40 m abgerückt, so dass sich einschließlich der gleichfalls genügend weit abgehaltenen Flankierungsanlage nach dieser Disposition der Einzelobjekte eine günstige Verteilung ergibt, ohne der Übersichtlichkeit und Einheitlichkeit des Werkes Eintrag zu tun.


Sturmfreiheit 

Die Sturmfreiheit wird durch tiefe Gräben erreicht. Nur an der Kehle dient das Kasemattkorps selbst diesem Zwecke. Eine Flankierungsanlage 1 besorgt die Bestreichung der Face und des rechten Flankengrabens durch Maschinengewehre. Mit Rücksicht auf die große Länge der Gräben wäre die Einstellung von 6 cm-Kasemattkanonen (K 1 bis K 4) wünschenswert. Die Kehlgräben werden von den Maschinengewehren des Koffers bestrichen (M 2, M 3), welche auch das Umterrain unter Feuer zu halten haben.  


 

Kasemattkorps 

Plan lit. K  zeigt einen flüchtigen Entwurf der Raumdisposition, ohne die genauen erforderlichen Ausmaße aufzuweisen. Eine wesentliche Vergrößerung des ganzen Komplexes ist - wenn notwendig - nur im vertikalen Sinne bei Anwendung von Etagenbelag gedacht. Ungünstig ist die östliche Flügelmauer, welche sich jedoch bei Festhaltung der Idee, die Beobachtungsstände und die Infanteriekampfstellung auf dem Deck anzulegen, nicht vermeiden läßt. Eine ausgiebige Steinpackung in dem Winkel zwischen Stirn und Flügelmauer mit Schutzdecken aus grobem Beton müsste die notwendige Widerstandskraft geben. Ebenso müsste der linke Flügel der Haubitzbatterie behandelt werden. 

Ein Auskunftsmittel wäre es, die Stirne des Kasemattkorps (der Batterie) unter demselben Winkel gegen die Schussrichtung Baiti della Costa abzuschrägen, wie die Fronten der Mitralleusenpanzer daselbst (380).  

 

Terrainregulierung 

Für das gesamte Aushubmaterial findet sich eine höchst zweckmäßige Verwendung in der Anschüttung des Glacis. Sonstige Regulierungen, besonders solche, welche Abhübe bedingen, sind nur in geringem Maße erforderlich.

 

Außenbeleuchtung 

Für die Grabenbeleuchtung, dann für die Beleuchtung des allernächsten Vorfeldes sind Azetylenscheinwerfer und Leuchtpistolen in der bisher geübten und durch Direktiven anbefohlenen Anwendungsart in Aussicht genommen. 

Das sehr übersichtliche Umterrain, welches zumeist keine Bodenbedeckung aufweist, gestattet es, ausgiebige Vorfeldbeleuchtung zu gebrauchen. Über diese werden bei Vorlage des Detailprojektes besondere Anträge unterbreitet werden

 

Optische Verbindungen 

Das Werk gestattet die optische Verbindung mit allen Werken der Sperre FOLGARIA - LAVARONE mir Ausnahme von VERLE und BUSE. Desgleichen ist die Sicht nach der optischen Zentrale auf dem HORST (Monte Rust), nach dem PASUBIO und endlich nach MARZOLA (bei Trient) möglich. 

Hievon können beobachtet werden: 

Aus dem Kehlkoffer: LUSERN, GSCHWENT, HORST, MARZOLA; 

aus der Kanonenbatterie: SOMMO, SERRADA und PASUBIO.

 

Sichtlinien 

Behufs Erlangung einer freien Sicht über die bereits erwähnte Kote 1.446 gegen die Malga 20 posto ist es notwendig, eine Anzahl von Bäumen auf dem erstgenannten Terrainteil zu entfernen. Das Enteignungsgesetz gibt die Handhabe, auch bei nicht zu erzielendem Einverständnis mit den Eigentümern diesen Zweck auch ohne Grundeinlösung zu erreichen.

Wie man auch heute noch unschwer an den Ruinen des Werks „Sebastiano“ feststellen kann, folgte das k.u.k. Kriegsministerium in Wien dem Vorschlag der Geniedirektion in Trient und gab der Variante A D, also jener mit getrenntem Batterie- und Kasemattblock den Vorzug. Mit den Bauarbeiten wurde bereits im Sommer 1909 begonnen; sie konnten im Sommer 1912 abgeschlossen werden. 

 

Werksbeschreibung 

Das Werk „Sebastiano“ besteht aus drei Teilen, die untereinander mit tiefen Poternen verbunden sind: dem Kasemattblock, dem Batterieblock und der Grabenstreiche. Es hat die Form eines gleichschenkligen, mit der Spitze nach Osten gerichteten Dreiecks mit ca. 200 m langen, vom Kasematt- bzw. vom Batterieblock gebildeten Schenkeln und einer etwa 100 m langen Basis, dem Graben in der rechten Flanke. 

Der zweistöckige Kasemattblock ist ca. 80 m lang und 16 m breit. Er dient der Unterbringung und der Versorgung der Besatzung. Der ca. 100 m lange Batterieblock mit der vierpiecigen Panzerbatterie liegt quer, und zwar in einem nach Westen ausspringenden Winkel, vor dem Kasemattblock. Die Front und die rechte Flanke des Werkes sind durch einen 10 m breiten und durchschnittlich 6 m tiefen Graben geschützt. Im Scheitelpunkt von Front- und rechtem Flankengraben befindet sich eine in die Kontereskarpe eingebaute Grabenstreiche, von der aus die genannten Gräben mit Maschinengewehren der Länge nach bestrichen werden können. 

Sämtliches in der Front und der rechten Flanke aufgehendes Mauerwerk ist teils durch Erd-, teils durch Felsvorlagen, das freistehende Mauerwerk in der Kehle durch den flachen Kehlgraben und einen aus der Kehlwand des Kasemattblock vorspringenden Koffer gedeckt. 

Die Decken sämtlicher Werksteile bestehen aus einer bis zu 5 m dicken Stampfbetonschicht auf 40 cm hohen, Mann an Mann liegenden I-Trägern. Sie sind durch einen Überzug aus Zinkblech vor Witterungseinflüssen geschützt. 

Im Erdgeschoss des Kasemattblocks liegen das Wachlokal, die Küche, die Telephonzentrale, die Lebensmittel- und Munitionsdepots sowie die Maschinenräume, im 1. Stock befinden sich die Schlaf- und Aufenthaltsräume für die Besatzung. 

 

Bewaffnung 

Vier 10 cm Turmhaubitzen Modell 9
Zwei 10 cm Kasematthaubitzen Modell 12 als Traditoren
Achtzehn Maschinengewehre Modell 07/12 

Die Turmhaubitzen haben die Aufgabe, den Weg über den Passo della Vena zu sperren und den Raum zwischen dem oberen Asticotal bis zum Plaut zu beherrschen. Die beiden Traditorengeschütze wirken in den Intervall zum Zwischenwerk Sommo. Von den 18, der Nahabwehr dienenden Maschinengewehren stehen vier in fixen Panzerständen im Kehlkoffer, je zwei in den beiden fixen bzw. drehbaren Panzerbeobachtungsständen auf dem Verdeck des Kasemattblocks, vier hinter Panzerschilden in der Grabenstreiche, zwei hinter Panzerschilden in der Traditorenanlage und je zwei in fixen Panzerständen am linken und rechten Rand des Batterieblocks.

Auf dem Verdeck des Kasemattblocks war ein 40 m langer Wall als geschlossene Infanterielinie angeordnet. Als bei Ausbruch des Krieges mit Italien das Verdeck bis auf 5 m Dicke verstärkt werden musste, wurde die Infanterielinie beseitigt. 

 

Besatzung 

1            Festungskommandant (Hauptmann Edmund Proksch,
              Festungsartilleriebataillon Nr. 6)
3            Artillerieoffiziere
1            Infanterieoffizier (Tiroler Landesschützenregiment Nr. I)
1            Werksarzt
160        Festungsartilleristen
68          Infanteristen
           Sanitäter
10          Telephonisten (Festungstelephonabteilung Nr. 3)
5            Sappeure
           Ordonnanzen
6            Offiziersdiener 

 

Beobachtung 

Für die allgemeine Beobachtung durch den Werkskommandanten und für die Traditorenbatterie ein drehbarer, bombensicherer Beobachtungsstand auf dem Verdeck am rechte Flügel des Kasemattblocks. Für die Haubitzbatterie ein fixer Beobachtungsstand auf dem Verdeck am linken Flügel des Kasemattblocks. 

 

Sturmfreiheit 

In der Front und in der rechten Flanke durch 10 m breite und bis zu 6 m tiefe Gräben mit einer im Scheitelpunkt der Kontereskarpe eingebauten und mit vier Maschinengewehren ausgestatteten Grabenstreiche. In der Kehle durch eine mit vier Maschinengewehren ausgestatteten Kehlkoffer. Außerdem ist das Werk ringsum von einem dreireihigen, jeweils 10 m breiten Drahthindernis umgeben. 

 

Verbindungen 

Optisch ist das Werk durch eine Festungssignalstation (Blinkzeichen) mit den benachbarten Werken „Cima di Vezzena“, „Lusern“, „Gschwent“, „Sommo“ und „Serrada“ sowie mit der Zentrale auf dem Monte Rust verbunden. Festungstelephonverbindung zum Sperrkommando ist mit Sicherheit gleichfalls vorhanden gewesen. 

 

Wasserversorgung 

Wasser wird über ein werkseigenes Rohr- und Pumpensystem aus dem oberen Asticotal bezogen und in einer 3.000 hl fassenden, unter  dem  Haubitzblock  befindlichen  Zisterne gesammelt. Außerdem wird das auf das Werk niedergehende Regenwasser gesammelt und als Brauchwasser (z.B. als Kühlwasser) verwendet. 

 

Blitzschutzanlage 

System Faraday 

 

Nachtrag 

Es haben Zweifel bestanden, ob in der Grabenstreiche des Werks „Sebastiano“ neben den vier Maschinengewehren M 07/12 auch 6 cm Kasemattkanonen M 10 vorhanden waren. 

In der Figurentafel zu der 1937 erschienen Abhandlung von Steinitz/Brosch „Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrad von Hötzendorfs“ im Übersichtsplan des Werks S. Sebastiano  in der Grabenstreiche zwei 6 cm Kanonen eingezeichnet und auch als Armierung angegeben sind. 

Diese Zweifel erscheinen nunmehr ausgeräumt. Der Kommandant des Werkes „Sebastiano“, der es ja am besten wissen muss, wie sein Werk armiert war, schreibt in seinem Tagebuch am 30. Mai 1915: „....2 Treffer auf den Kordon der Kontereskarpe, die viel Betontrümmer und Fels in den Graben werfen und den Ausschuß der 6 cm-Grabenkanonen behindern...“ Also hat das Werk „Sebastiano“ neben den vier Maschinengewehren auch zwei 6 cm Kasemattkanonen in der Grabenstreiche gehabt.

 

 

Die Ergebnisse der italienischen Spionage gegen das 
Werk „Sebastiano“
 

 

Der Beginn der Bauarbeiten an einem Fort in der Nähe der Malga Cherle wurde im Juni 1909 festgestellt. Als der Sommer zu Ende ging, wusste man vom Vorhandensein von ein paar Holzbaracken für die mit den Arbeiten befassten Handwerker und Soldaten und es war auch bekannt, dass die Leitung zur Entnahme von Wasser aus dem Asticobach bei Cueli nahezu fertig war. Im Juni 1912 waren die Bauarbeiten am Werk, das die Zugänge durch das Val Fredda, das Vall’Orsara und über die Osteria Fiorentini unter Feuer nahm, weitgehend abgeschlossen. Von der Grenze aus gesehen schien es mit drei drehbaren Panzerkuppeln für Geschütze mittelschweren Kalibers und weiteren vier Kuppeln für Beobachtungs- und Nahkampfzwecke armiert zu sein. Ein Jahr später wurde festgestellt, dass eine vierte 10cm-Panzerhaubitze vorhanden war, während Ungewissheit über die Situierung der Nebenanlagen, der Schützengräben, der Stützpunkte und der Hindernisse bestand, weil die Arbeiten vegetationsbedingt im Verborgenen vonstatten gingen. Auch das Werk Sebastiano hatte man dem Gelände des Rückens angepasst, auf dem es stand. Der Kasemattblock, auf dem sich eine drehbare und gepanzerte Beobachtungskuppel und ein fixe Kuppel für den Nahkampf befanden, war getrennt vom davor liegenden Batterieblock, auf dem im Abstand von jeweils 24m die vier Kuppeln für die Panzerhaubitzen nebeneinander standen, flankiert von zwei fixen Beobachtungskuppeln, die mit Maschinengewehren armiert waren. Batterie- und Kasemattblock standen durch zwei unterirdische Gänge (Poternen) miteinander in Verbindung und ein Quergang verband die Kuppeln der Geschütz- und Beobachtungsstände miteinander. Die Nachrichten, auf die man im Jahre 1914 zurückgreifen konnte, deuteten darauf hin, dass die Bewaffnung des Werks Sebastiano neben den 4 Panzerhaubitzen zwei bis drei 8cm Kanonen, vier 6cm Kanonen und ein Dutzend Maschinengewehre umfasste. 

 Auf dem Bild aus dem Jahre 1913, das von der Osteria Fiorentini aus geschossen wurde, scheint das Werk in allen Einzelheiten fertig zu sein, eingeschlossen der Zinkverkleidung der Decke des Kasemattblocks und einiger anderer Teile des Werks. Der tiefer liegende Batterieblock indes ist in den Fels versenkt und wieder mit Erde bedeckt worden. 

Das Telefoto aus dem Jahre 1914 (S. 229) ist vom Campomolon aus aufgenommen worden und unterscheidet sich von dem vorherigen Foto durch die der Tarnung dienenden grünen und rötlichen Flecken, die man auf die frei liegenden Teil aufgetragen hat. Die vier drehbaren Kuppeln sitzen unmittelbar auf der Felstraversale, die den Batterieblock bildet. Links und rechts außen befinden sich die beiden fixen Metallkasematten mit jeweils zwei Schießscharten. Auf dem mächtigen Kasemattblock sieht man rechts eine gepanzerte Nahkampfanlage und links eine weitere, etwas kleinere Beobachtungskuppel.

Später wurde bekannt, dass noch weitere Einrichtungen für leichte Waffen zur Verteidigung der linken Flanke und des Grabens vorhanden waren. 

Im Oktober 1915 bestätigten die Aussagen eines tridentinischen Kriegsgefangenen, der als Maurermeister beim Bau des Werkes mitgearbeitet hatte, die bereits bekannten Informationen und ermöglichten es, ein ungefähren Grundriss des Werks zu erstellen. 

Das Werk Sebastiano wurde im Sommer 1915 von der italienischen Artillerie stark beschossen.

 

KOMMANDO DES V. ARMEEKORPS
Kundschaftsbüro

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Bericht Nr. 32 - Streng geheim -                                                                                   6. Oktober 1915  

NACHRICHTEN VON JENSEITS DER FRONT  

WERK SEBASTIANO  

Ein Kriegsgefangener aus dem Trentino, ein Maurermeister, der am Bau des Werks Sebastiano, und zwar von Anfang an, mitgewirkt hat, liefert über dieses Werk folgende Angaben (vgl. die beigefügte Skizze).:

 

Das Werk besteht aus zwei Blöcken: A und B, verbunden durch drei Gänge. Der nördliche Block (A) hat zwei Geschosse. Im Erdgeschoß befinden sich die Wachlokale, die Küche, das Lebensmitteldepot, die Telefonzentrale, die Maschinenräume, ein Munitionsdepot usw. Im 1. Stock befinden sich die Schlafräume für die Mannschaft. Die Außenmauer hat eine Stärke von eineinhalb Metern; das aus Beton bestehende Verdeck hat eine Stärke von 5 m.- Es ist durch 40 mm starke Metallträger in Abständen von jeweils 10 cm verstärkt. Die Metallträger liegen in drei Lagen und kreuzweise übereinander. Auf dem Verdeck befinden sich drei kleine Beobachtungskuppeln mit Maschinengewehren. Am westlichen Ende stehen zwei 103 mm-Kanonen in einer gepanzerten Kasematte (Nr. 1), auf das Val Orsara gerichtet, und vier Maschinengewehre (Nr. 2) auf zwei Plattformen, zwei je Geschoß; im Erdgeschoß zwei Meter, im ersten Stock vier Meter über der Erde. Sie feuern auf die Straße und in den Graben. Auf der Nordseite (Nr. 3) gibt es in den Fenstern der Räume zwei Reihen Schießscharten für Gewehre.  

Ein Hauptgang (Nr. 4) und zwei Nebengänge (Nr. 5) verbinden den Block A mit dem Block B. Die Gänge sind durch Beton verstärkt, und der Raum zwischen den beiden Blöcken ist im mittleren und im östlichen Teil mit Material (Erde, Steine) wiederaufgefüllt; im westlichen Teil hingegen befinden sich die Waschräume (Nr.6).

 

Der südliche Block (B; vgl. Detailskizze) trägt allein die Kuppeln. Er ist in den Felsen gehauen und durch Beton und Erde verstärkt. Ein langer, zwei Meter hoher und ein Meter breiter Gang durchquert den ganzen Block von Osten nach Westen; aus ihm führen Treppen (20 Stufen) in die Kuppeln. Hat man den Gang etwa zu zwei Drittel nach Osten durchquert, stößt man auf den Eingang zur Pulverkammer (Nr. 7); man gelangt in einen Raum, dessen Fußboden eine Öffnung hat, durch die man in einen unterirdischen Gang hinuntersteigt, der nach Westen zu niedriger wird und in die Pulverkammer führt. Hat man den Batteriegang zu zwei Drittel nach Westen durchquert, gelangt man zum Eingang der Wasserzisterne (Nr. 8), die gleichfalls unter der Erde liegt; sie faßt 3.000 Hektoliter Wasser. Die vier mittleren Kuppeln sind mit 105 mm-Geschützen, die beiden äußeren Kuppeln mit Maschinengewehren bestückt. Im äußerst östlich gelegenen Teil befinden sich - einen Meter über dem Boden - zwei Maschinengewehre (Nr. 9). Im äußerst westlich gelegenen Teil (Nr. 10) nehmen zwei weitere Maschinengewehre (Nr. 10) den Zwischenraum zwischen den Blöcken A und B unter Feuer. Daneben befinden sich in einer eigenen Kasematte zwei auf Carbonare gerichtete 70 mm-Geschütze (Nr. 11).  

Die Kuppeln haben eine Stärke von 30 bis 35 cm; der Scheitelpunkt der Kalotte ist etwa ein Meter hoch, der Durchmesser 3 Meter. Sie sitzen auf einem 1,60 m tiefen Schacht mit gleichem Durchmesser. Der obere Teil des Schachtes ist auf 60 cm Breite durch einen Vorpanzer, der restliche Teil wurde in letzter Zeit durch 40 cm starken Beton verstärkt (vgl. Detailskizze).  

In der Südwestecke des Grabens befinden sich in Kasematten zwei Maschinengewehre, die den Graben bestreichen (Nr.12).  

Ein Drahthindernis umgibt das ganze Werk. Es besteht aus drei Reihen, eine jede 10 m breit (die Abstände zwischen den Eisenpfählen betragen jeweils 1 m) und mit vier Meter breiten Zwischenräumen. Die durch das Drahthindernis führende Straße nach Tezzeli wird durch Spanische Reiter gesperrt, die nur im Kriegsfall sowohl bei Tag als auch bei Nacht aufgestellt werden. Wo die Straße das Werk durchquert, ist sie durch vier 1,20 m hohe Eisengitter verschlossen, ein einzigartiges Schließsystem. Dort, wo die Straße die Hinderniszone durchquert, verläuft sie im Zickzack. Der Haupteingang des Werkes ist durch eine starke, doppelte Gittertür verschlossen, hinter der  eine  10 cm  dicke Seilmatratze (?), die mit Gewehrschießscharten versehene Eisentüre schützt. Weitere Schießscharten und vier Maschinengewehre (zwei auf jeder Seite) befinden sich im Eingangsbereich (13). Die Panzerschilde, welche die Maschinengewehre schützen, haben eine Stärke von 3 cm. Bei den Maschinengewehren in der Kehlfront sind die Panzerschilde viel stärker.  

Die elektrische Energie wird von Explosionsmotoren erzeugt.  

Der Graben an der Südseite des Werkes ist eineinhalb Meter tief und dient als Schützengraben; gegenwärtig müßte er voller Schutt sein. Auf dem Gelände beiderseits der Werkstraße, im Feuerbereich der Maschinengewehre der Westseite (Nr. 2), befinden sich bewegliche Walzen (?), die Angreifer, die bis hierher vorgedrungen sind, zu Fall bringen sollen; sie sind aber jetzt von unserer Artillerie über den Haufen geworfen worden.  

Und nun zum Wasser: 
Im Graben wird das Regenwasser, das auf das Werk niedergeht, gesammelt. Auch ist ein Wasserleitung vorhanden. Die Entnahme des Wassers für diese Leitung findet im hinteren Asticotal, südlich von Cueli, statt. Das Wasserreservoir mit dem Motor, der das Wasser zum Werk hinaufpumpt, steht unmittelbar am linken Bachufer, 50 m talwärts der Brücke, südlich des zweiten r in dem Wort „Perpruneri“ (Karte 1:25.000). Die aus 7 oder 8 cm starken Eisenrohren bestehende Wasserleitung überquert den Astico auf einem betonierten Steg, etwa dreißig Meter unterhalb des Wasserreservoirs mit dem Motor. (Auf dem Blatt 6 der „Sperren im Leogra- und Astico-Assatal“ befinden sie sich im Planquadrat 4939; die Koordinaten lauten: für das Wasserreservoir x/7 X/3, für den Steg x/9 Y/5).  

Der Stollen (14), der für einen eventuellen Rückzug dienen soll, beginnt im westlichen Flankierungsgraben und ist etwa 100 m lang; er findet seine Fortsetzung in einem 60 m langen Laufgraben im Wald. Der Stollen ist in Felsen gehauen. An seinem Ausgang befindet sich ein wenige Meter breiter Schützengraben; Front nach Südwesten.  

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Weitere Mitteilungen :
Vor kurzem ist zwischen der Ortschaft Guardia und der Senke zwischen Pauk (1.360) und Dosso Lugher (1.459) (an der Ostseite des Finocchio) eine 5 m breite Fahrstraße gebaut worden. Die beiden Kasernen, die in dieser Senke stehen, haben zwei etwa 15 x 7 m große Stockwerke. Dort kann ungefähr 1 Bataillon untergebracht werden. (von einem Kriegsgefangenen).
 

An der Friccastraße (Carbonare-Vattaro) steht hinter dem zweiten Tunnel nach Carbonare eine kleine Kaserne mit Telefonzentrale; dort liegt vermutlich das Kommando für die Streitkräfte auf der Hochfläche. (von einem Kriegsgefangenen).  

Das II. Bataillon des 2. Landesschützenregiments (Gebirgstruppen - vgl. Mitteilung Nr. 31) ist folgendermaßen disloziert: eine Kompanie auf dem Seejoch, eine auf Sopraconelle und eine als Reserve in Palù. (von einem Überläufer).

 

San Sebastian

 

Das Fort von San Sebastian

Hat keinem Feinde aufgetan,

Und ging er es auch zehnmal an

Und hundertmal, und setzt er dran

Wohl zehn- und zwanzigtausend Mann!

Kein Tag ging hin ohn` Sturm und Brand:

Das Fort von San Sebastian stand!

 

Die Mauern glichen einem Sieb,

Die Mörser bohrten Hieb auf Hieb

In ihren Stein, und auf das Dach

Da schmettern wohl Nacht und Tag

Die Bomben und Granaten!

Ihr Donner brüllte weit ins Land -

Das Fort von San Sebastian stand!

 

Die Männer von San Sebastian,

Sie haben keinen Schlaf getan

In Sommerglut, in Winterschnee,

In Wundennot und Wundenweh:

Der Tiger Hunger brach oft ein,

Es gab kein Brot und keinen Wein,

Es gab kein’ Wein und gab kein Brot,

Es gab nur eins: Das Gebot

Zu halten!

 

Und eines Tages schwieg das Fort,

Das nie die Stimme noch verlor:

Doch kam kein Feind herein, herein,

Er müßte denn gefangen sein!

So lief der Welsche wild zu Tal

Vor unsern Kugeln, unserm Stahl:

Und hinterdrein stürmt` Mann um Mann

Des Fort von San Sebastian.

 

 

Du stolzes Haus, du müdes Haus,

Nun ruh von Deinen Wunden aus!

Es künde einer spätern Zeit

Von Deinem Heldentum und Leid

Dies Lied, das ich dir weihe.

Und baut ihr einst die Tore auf -

Vergeßt es nicht und schreibt darauf:

„Hier wohnte Österreichs Treue...“

 

(Otto König)

 

Die I. Beschussperiode
(25. Mai - 29. Juni 1915
)

 

 

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