Der Festungsplatz Trient |
Ich danke dem Kriegsmuseum
in Roveretto für die hervorragende Unterstützung und die Genehmigung
der Veröffentlichung des Kartenmaterials und der historischen Fotos
für meine Seiten. Karte der italienischen Militärspionage
von 1916 und die Ergebnisse der militärischen Aufklärung
Die italienische
Spionage unterteilt die Festung Trient
in 4 Frontabschnitte: Fronte Nord = Nordfront Fronte Est =
Ostfront Fronte Sud =
Südfront Fronte Ovest = Westfront Vorab eine kurze
Zusammenfassung der Auswertung des Kartenwerkes : Von der wirklichen Stärke und Verteidigungsfähigkeit des Festungsplatzes Trient wusste die gegnerische Seite im Jahre 1916 sehr wenig, unbekannt sind alle Stellungen, Artilleriewerke in Kavernen, auch die meisten als Festung ausgebauten Gipfelpositionen sind nicht bekannt. Bekannt sind größtenteils alte oberirdische Werke und Batterien, die aber zum Zeitpunkt der Feststellung bereits desarmiert und in unterirdische Werke bzw. in gedeckte offene Batteriestellungen ausgelagert waren, dies aufgrund ihrer bekannten mangelhaften Beschuss-Resistenz gegen die Geschosse der modernen Belagerungsartillerie. Über die
starken unterirdischen Artilleriewerke ,selbst in der Nähe der
alten Anlagen, fehlt anscheinend jegliche Information, sowie auch über
die betonierten oberirdischen Stellungen der Artillerie und der
Infanteriewerke zu ihrem Schutze. Nicht einmal 10 % der Artilleriebatterien in gedeckten Stellungen werden genannt, hingegen Batteriestellungen, die nur zeitweilig besetzt waren und so genannte Ausweichstellungen, aber auch diese nur sporadisch, strategisch gesehen von sekundärem Wert. Großzügig
ausgebaute Infanteriewerke, größtenteils in massiven Betonbunkern ,
werden nicht erwähnt, waren diese zumeist auch mit Artilleriebunkern
versehen. Diese Stellungen waren sehr groß und umfangreich, diese
konnte man nicht übersehen. Worin liegen die
Ursachen dieser mangelhaften Aufklärung? Ein Vorteil der italienischen Aufklärung ist sicherlich darin zu sehen, das sie sich auf den italienisch sprechenden Teil der Bevölkerung stützen konnte, die der Bewegung des „Irredentismus“ anhing, also der Unabhängigkeitsbewegung, die von der K.u.K. Monarchie abfallen wollte und politisch für die Eingliederung der Provinz Trient in das italienische Königreich kämpfte. Obwohl diese Bewegung erheblich an Einfluss auf die Bevölkerung verlor, nachdem Italien den Krieg erklärte gegen Österreich-Ungarn, hatte die italienische Spionageorganisation sicherlich noch genug Informanten. Schließlich war es die Arbeitskraft der Ortsansässigen ,die die umfangreichen Kavernenanlagen und Betonbefestigungen ab ca.1902 bis 1915 baute. Und trotzdem diese mangelhaften Ergebnisse? Genug Hinweise auf strategisch wichtige Positionen gaben allein die Seilbahnen (Teleferiche), die diese Stellungen in den Bergen fast täglich versorgten und von diesen Seilbahnen gab es sehr viele und in alle Richtungen. Genug Hinweise konnte
auch der Militärstrassenbau liefern, siehe zum Beispiel die 2-spurige
Militärstrasse Sabionare auf
den Gipfelbereich der Festung Monte Calisio. Der
Bereich der Festung Trient war großräumig für Zivilpersonen gesperrt.
Nur mit einem speziellen Ausweis konnte man die Verteidigungsabschnitte
betreten und die Kontrolle war mehrfach. Die Gebiete waren bereits teilweise
von der Zivilbevölkerung evakuiert
worden. Eine Annäherung verhinderten zudem die immensen
Stacheldrahtverhaue und Hindernisse,
die sich quasi durch und um die gesamte
Stadt und dessen großräumigen Vor- und Umfeld
zogen ! 13 Jahre
Bautätigkeit können nicht unbemerkt geblieben sein, trotz der damaligen
Verhältnisse in der Nachrichtenübermittlung. Der Grund der
mangelhaften Aufklärung wird ein anderer gewesen sein: Man hatte auf italienischer Seite schlichtweg kein Interesse. Der damalige Oberbefehlshaber Cadorna wollte unbedingt in Venezien nach Wien durchbrechen, die Isonzo-Schlachten belegen das. Eine große Offensive
durch das Etschtal Richtung Norden wurde nie versucht und anscheinend
auch nie ernsthaft geplant. Aus heutiger Sicht
gesehen, wäre es dabei sicherlich um Trient zu einem italienischen
„Verdun“ gekommen. Der Festungsplatz
Trient war für damalige militärische Verhältnisse so gut wie
uneinnehmbar, selbst die Offensive von Falkenhayn 1916 gegen Verdun, einem
Festungsplatz ,der nicht von
bis zu 2000 m hohen Bergen umgeben ist, dessen Stellungen und Werke
nicht in den Fels gehauen sind mit 50 m bis 150m Felsüberdeckung oberer
Kavernenbatterien, belegt das. Und das Tal ist eng, beide Flanken können
nicht geschützt werden, die Angriffsentfaltung auf engstem Raume unter
schwerstem Feuer schwerer und mittelschwerer Artillerie, die nicht
einmal wirksam bekämpft werden kann. Dieser Kriegsschauplatz war unwichtig, die italienische Aufklärung besaß anscheinend weder die Mittel noch die Führungsoffiziere und zudem wenig Interesse. Fakt ist, das selbst hohe italienische Offiziere in den 30-iger Jahren immer nur noch von den alten oberirdischen Werken in Natursteinbauweise sprechen, also der 1.Generation ab 1860 bis 1890, aber von denen der 2. unterirdischen Generation anscheinend immer noch nichts Genaues wissen. Die „Recuperanti“,
also diejenigen Arbeiter, die diese Werke nach dem Kriege zwecks
Baustahlgewinnung mit dem Presslufthammer demolierten, wussten da
wesentlich mehr. Mein persönlicher
Eindruck aus heutiger Sicht ist dieser: Nach fast einem Jahr Durchstreifen eines begrenzten Bereiches (Monte Calisio und Monte Celva) kann man kaum ein, zwei Schritte gehen, ohne über diese einstmals dicht gestaffelten Verteidigungssysteme zu stolpern . Seien es Betonbunker, Kavernen oder
Galerieanlagen, unterirdische Artilleriewerke, Infanteriewerke,
Batteriestellungen und Versorgungsanlagen. Nicht zu vergessen die Unzahl
von Schützengräben, die bis heute deutlich sichtbar das ganze Gelände
durchziehen. Bei einer ernsthaft betriebenen Aufklärungsarbeit wären
die Ergebnisse sicherlich wesentlich detaillierter gewesen. Kommen
wir zur Gegenüberstellung der Ergebnisse der italienischen Spionage und
der realen Situation der Frontabschnitte.
A-
Forcella Sabbionara, ungefähr übersetzt Taleinschnitt
Sabionare: Hierbei
handelte es sich um heute kaum zu erkennende Stellungen für 2 kleine
Kanonen, diese Stellung war unwichtig. Hingegen
viel wichtiger: B-
Batteria dei Risvolti: C-
Batteria occasionale: D-
Monte Calisio: E-
Forte Casara: F-
Batteria Le Coste: G-
Unbekannte Stellung: Hier fehlen, wie
bereits erwähnt, viele Stellungen, Kavernenwerke und Anlagen,
Infanteriewerke und Artilleriestellungen. Die
Südfront (Fronte Sud): Der Ausschnitt aus der Festungskarte zeigt dies sehr deutlich:
Vergleicht man die vorliegende Karte der Aufklärung wird der Unterschied sofort deutlich, auch hier sind nur die alten oberirdischen Stellungen bekannt: 25 Werk Maranza 26 B-Stelle Maranza, hier „Crozze
del´agola”genannt (A) 28 Werk Brusa Ferro (B) 30 Werk San Rocco 33Werk Mattarello (E) 34 Obere Batterie Mattarello (D) 35 Untere Batterie Mattarello (F) 39
Werk Dos Fornas (C) 44
Werk Romagnano (G) sowie
eine externe Batterie Mattarello (G), Bei den nicht genannten
Stellungen handelt es sich größtenteils um gedeckte Batterien in
Stahlbetonstellungen oder in Kavernen. Auch hier eine
deutliche Differenz zwischen der realen Verteidigungskraft der Südfront
und den Ergebnissen der italienischen Spionage. Die Ostfront und die Südfront im Bereich der Festung Trient wurden besonders stark ausgebaut, die K.u.K. Militärführung erwartete hauptsächlich aus diesen Richtungen feindliche Angriffe. Dazu kam es nicht, auf östlicher und südöstlicher Seite hielt die Dolomitenfront und wich kaum einen Meter aus ihren Anfangsstellungen, bis zu ihrer teilweisen Auflösung als Ergebnis der erfolgreichen Offensive am Isonzo durch deutsche und österreichische Truppen. Die Südfront im Etschtal erstarrte von Anbeginn im Stellungskrieg, man kämpfte erbittert auf dem Pasubio und Monte Zugna, ohne das eine Seite einen Erfolg für sich verbuchen konnte, bis zum Endes des Krieges verschoss die Festung Trient zu ihrem Schutze nicht eine einzige Granate.
Die Ostfront Das im Abschnitt der Nordfront genannte Werk Martignano hatte für die Verteidigung dieser äußeren Verteidigungslinie keinen effektiven Wert oder Einfluss. Es diente, wenn überhaupt ,zur Verteidigung der innersten Linie um die Stadt Trient selbst. Unklar ist zudem, ob dieses Werk 1916 überhaupt noch bewaffnet war. Es war völlig veraltet, absolut nicht beschusssicher. Aus verschiedenen Quellen ist
bekannt, dass mit dem Rückgang der Bedrohung der Stadt Trient (Die Werke
auf der Hochfläche der 7 Gemeinden hielten stand, weder durch das
Etschtal noch durch das Vallagarina war eine gegnerische Offensive zu befürchten),
viel Artillerie abgezogen wurde, sei es nach Russland, sei es für den
Bedarf der Frühjahrsoffensive (fälschlicherweise Strafexpedition
genannt). Auch ist die Bezeichnung „Fronte Nord“ irreführend, die Befestigungsanlagen auf und um den Monte Calisio dienten hauptsächlich zur Verteidigung der Ostfront (Val Sugana) und der Nordost-Richtung. Nicht umsonst besaß das Haubitzenwerk auf dem Gipfel des Monte Calisio dafür gepanzerte Turmhaubitzen Kaliber 15cm. Seine Kavernen-Batterien waren außer Süd bis Südwest auch Richtung Südost orientiert, also Richtung Eingang des Val Sugana Tales und unterstützten durch Bestreichung dieses Bereiches die Batterien auf dem Monte Celva, seine gepanzerten Haubitzentürme (4 Stück), und die Artilleriewerke Celva bis Celvet, sowie die Befestigungen am Osthang des Calisio Richtung Civezzano. Hierbei nennenswert die Kavernenbatterie Campel und weitere Kavernenanlagen sowie die stark befestigten Infanteriewerke und die 3.Südbatterie in Kavernen, an der Militärstrasse Carbonaia gelegen. Ohne Feuerunterstützung seitens
dieser Gipfelfestung, wären die Anlagen bis hin zum Bereich Civezzano zu
schwach gewesen. Unterstrichen wird diese Tatsache
dadurch, das die italienische Aufklärungskarte den Bereich Villamontagana,
Höhe 593-Castel Vedro, Civezzano usw. bereits zu dem Abschnitt „Fronte
Est“-also Ostfront- zählt, obwohl diese Stellungen noch am auslaufenden
Osthang des Monte Calisio liegen. Auch in diesem Bereich werden viele
wichtige Stellungen seitens der italienischen Aufklärung nicht erkannt. Bei der genannten Batteria ad est di
Villamontagna, also der Batterie östlich von Villamontagna, handelt es
sich in Wirklichkeit um die Befestigungsanlagen unter und auf dem Dos
Castion, das war bei weitem mehr als nur eine simple Batteriestellung: Das ganze Gelände war mit Infanteriewerken und deren MG-Bunkern geradezu zersiebt, die Schützengräben waren gemauert oder in Beton angelegt (Le Finestre), vorbereitete Stellungen für weitere Geschütze waren bereits fertig gestellt. Sehr interessant in diesem Zusammenhang die Nennung: „Lavori a quota 595“-Arbeiten auf der Höhe 595. Auch die italienische Seite hat
keinen offiziellen Namen für diese Stellung. Es handelt sich hierbei um
das unterirdische Kavernenwerk der
Höhenkuppe 593 und um die Befestigung der Kuppe selbst, die
Ersatzstellung für das direkt da drunter liegende Hauptwerk Civezzano.
Die ortsansässige Bevölkerung gab dieser Kuppe also später den
Namen: Castel Vedro, zu deutsch Schloss Vedro. Interessant auch die Tatsache, dass
die gegnerische Seite immer noch das Forte Civezzano (Hauptwerk Civezzano)
aufführt. Dieses existierte nicht mehr, es wurde bereits vor Ausbruch der
Feindseligkeiten von der K.u.K. gesprengt. Seine schwere Bewaffnung wurde
in umliegende vorbereitete Stellungen verlegt. Das alte Werk war völlig
veraltet, seine Panzerung aus Naturstein viel zu schwach. Die Tagliata alte und bassa di Civezzano werden genannt, dass ist auch völlig verständlich, die obere Straßensperre kontrollierte unter anderem die Durchfahrt der Provinzstrasse Richtung Trient, die untere Straßensperre war der direkte Kontrollposten der Staatsstrasse ,die im Val Sugana in Richtung Trient verläuft. Diese Sperren waren also bis zu Beginn des Krieges quasi „öffentlich“. Aber auch hier verbirgt sich der italienischen Spionage anscheinend ein wichtiges Detail. Beide Stelllungen waren komplett
veraltet, aber bei der unteren Straßensperre wurden bereits 1902/1903
Kavernenstellungen für schwere Geschütze gebaut, außerdem
Sprenggalerien gebohrt, die
unterhalb der Staatsstrasse verliefen und diese zerstören konnten. Zusammenfassend gesehen: Geradezu dramatisch wird die
Situation der fehlenden Aufklärung im Bereich des Monte Celva und
an seinem Fuße, also im Bereich des Ortsteiles Celva bis zum
Gipfel des östlich gelegenen Celvet. Im Falle eines italienischen Angriffes in diesem Bereich wäre dies eine folgenschwere Fehleinschätzung gewesen. An dieser Stelle nur die beispielhafte Nennung der wichtigsten Stellungen: Monte
Celva: 2 Batterien a 2 drehbaren
Panzerkuppeln –Haubitzenwerke auf dem oberen und unterem Gipfel. Zusammengefasst: 2
Haubitzenbatterien in drehbaren Kuppeln Der gesamte Berg ist zur
Rundumverteidigung fähig, eine schwer bewaffnete Festung. Verbunkerte
Infanteriestellungen und Werke aus Stahlbeton ergänzen die Kampfkraft. Bereich
Celva bis Celvet : Zusammengefasst: 3
schwere Artilleriewerke in Kavernen Nicht genannt, die Nebenstellungen und Infanterieanlagen, sowie weitere vorbereitete Batteriestellungen in o.ä. Bereich. Nicht genannt die Artilleriewerke in
Kavernen in der Nähe des Ortsteiles Povo. Die Spionagekarte nennt nicht eine
Stellung davon in diesem Bereich, geradezu unglaublich. Wurde hier doch über
Jahre hinaus mit großem Aufwand an Arbeitskräften und Material
ununterbrochen gearbeitet. Aufgezeigt werden lediglich 2 alte und bereits desarmierte Stellungen: Werk
Roncogno (Forte Roncogno) und Batterie Cimirlo (Batteria Cimirlo). Verborgen hingegen bleibt der
Gegnerseite das moderne unterirdische Artilleriewerk mit 2 Geschützen auf
dem Cimirlo-Pass und seinen umliegenden Stellungen und Befestigungen. Diese vorangegangenen Beschreibungen
lassen nur folgende Schlüsse
zu: Monte Chegul und das Marzola Massiv
waren schwer bewaffnete Festungen, ausgerüstet und bewaffnet mit
unterirdischen Artilleriewerken ,wie die Festung Monte Celva, lediglich
drehbare Panzerkuppeln mit Haubitzen wurden nicht gebaut. Die gezeichneten Stellungen K,L,M in diesem Bereich bezeichnen nicht einmal 10% der umfangreichen Befestigungsanlagen dieses Teiles der verbleibenden Ostfront (Fronte Est). Die
Westfront (Fronte Ovest): Das Bondone Massiv
erreicht Gipfelhöhen bis zu 2200müNN, zum Beispiel die Gipfel des
Cornetto und des Palon. Entlang der Militärstrasse ,die über den Rücken des gesamten Bondone-Massivs verläuft gibt es eine Unzahl von Kavernenanlagen, die aber größtenteils zu logistischen Zwecken dienten. Die eigentlichen Verteidigungsanlagen bestanden aus Stützpunkten, meist betonierte Stellungen mit Bunkern, die maximal von einem in Bereitschaft stehenden Infanterie-Halbzug besetzt wurden. Es gab entlang des Bergrückens 8 Hauptstützpunkte der Gruppe Vason und der Gruppe Vanese (Bezeichnungen der militärischen Abschnitte, die Stützpunkte selbst wurden mit V/1 bis V/8 bezeichnet), ergänzt durch weitere kleinere Stellungen, so das ungefähr 30-40 kleinere infanteristische Befestigungsanlagen zusammenkommen. Die italienische Aufklärung weiß darüber anscheinend nichts, in der Karte werden sie nicht mal mit einem allgemeinen Hinweis vermerkt, lediglich A, B und C, also Gipfel Palon und zeitweilige Batterie bei Palu und der Gipfel des Monte Bondone selbst werden erwähnt. Die K.u.K.-Militärführung befürchtete keine große Bedrohung aus dem Westen. Die Sperrwerke am Nordrand des Lago die Garda, im Bereich Riva del Garda, Torbole, Monte Brione und Nago schützen den Eingang zum Valle dei Laghi, und blockierten jede italienische Offensivtätigkeit bis zum Ende des Krieges. Das oben genannte Tal endet bei dem Sperrwerk Buco di Vela (oder Bus di Vela auf Dialekt) .Dieses kontrolliert und blockiert die in diesem Tale verlaufende Staatsstrasse von Riva-Arco kommend in Richtung Trient. Doch dazu etwas später. Auch hielten die Sperrwerke auf dem Tonale-Pass bis zum Kriegsende den Gegner in Schach, somit war auch dieser Zugang zum Festungsplatz Trient durch das Val di Non gesperrt und gesichert. Das auf der Karte großzügig gemalte U im unteren Bereich der Westfront, ausgehend von Palon ,dann Monte Bondone ,aufsteigend zu der Pos. D der zeitweiligen Batterie auf dem Monte Rofta und endend bei der Pos. E der Batterie auf dem Doss Negro ist reichlich gewagt. Der Hauptverteidigungsabschnitt-West endet in seinem südlichen Bereich bei Monte Palon und Monte Cornetto, diese hatten jedoch die Hauptaufgabe die Südfront mit ihrer Feuerkraft zu unterstützen. Bei D und E und ihrem
Bereich handelt es sich um eine dünne und mehr provisorische
Verteidigung, die Hauptaufgabe zur Verteidigung der Westfront fiel dem
Bondone Massiv zu, unter anderem höher gelegen und somit wesentlich
wirkungsvoller zu verteidigen. Das große „U“ ist somit mehr eine fantasiereiche überbewertende Darstellung und wahrscheinlich auf übertriebene Aussagen von Ortsansässigen beruhend, die nicht verifiziert, sondern nur übernommen wurden. Interessanter werden die Angaben der italienischen Spionage im nördlichen Teil der Westfront, hier insbesondere das Detail G: Batteria antiaerea Candriai. Diese (und eine 2. nicht erwähnte Flak- Batterie) standen oberhalb von Candriai, wurden aber erst ca. 1916 errichtet. Dies ist ein Indiz zur
Entstehungszeit der vorliegenden Karte. Erstmalig tauchen auch Angaben auf, wie Ridotto Candriai und Ridotto Mandolin, also reduzierte Stellungen des Blockhauses Mandolin und der Batterie Candriai. Die Angaben sind richtig, diese Stellungen, da veraltet und nicht beschusssicher wurden geräumt, die Geschütze in gedeckte Feldstellungen ausgelagert. (siehe Buchstaben F und H). Gut auch das Aufklärungsergebnis zu den Batterien Monte Castellar de la Grua, in der Tat handelte es sich um eine moderne stark betonierte Artillerieanlage mit mehreren Batterien (siehe Buchstaben J,N,K), zumeist leichteren Kalibers. Keine Angaben hingegen
über die großen Kasernenanlagen des Monte Bondone, bei Sardagna und
Candriai und andere Artilleriewerke in Kavernen in diesem Bereich. Weiter nach Norden werden dann lediglich mit den Buchstaben h und M die veralteten Sperrwerke Dos di Sponde und Buco di Vela genannt. Zusammen hatten diese die Aufgabe die Staatsstrasse im Valle dei Laghi in Richtung Trient zu sperren. Wie immer fehlen auch hier jegliche Informationen zu den Kavernenstellungen und weitläufigen Galerien, die Bus di Vela mit Dos di Sponde bis zur oben gelegenen Stellung der Batterie Candriai und dem Blockhaus Mandolin verbanden. Angaben über das
wichtige Munitionslager oberhalb Bus di Vela gibt es nicht, wäre es doch
ein lohnendes Ziel für Luftangriffe gewesen! Weiter nach Norden hören
die Informationen ganz auf. Gerade der Berg Soprasasso war stark
befestigt, hier gab es mehrere großzügig ausgebaute Artilleriewerke. Teils
in Kavernen, teils in betonierten Stellungen, geschützt durch viele
Infanterieanlagen, zum Teil auch diese mit Beton ausgebaut. Auch hier
dauerte die Bauzeit einige
Jahre, unverständlich, das der Gegnerseite keine Informationen vorliegen. Auch fehlen Angaben zum Werk und der Pulverfabrik und den Munitionslagern bei Ischia Podetti, die zudem durch mehrere Flak-Batterien geschützt waren. Sie wurden wahrscheinlich
deshalb während des Krieges auch nicht aus der Luft angegriffen. Der letzte Buchstabe „O“ am nördlichen Ende der Westfront benennt nicht einmal mehr das Werk Rocchetta, welches den Zugang nach Trient durch das Val di Non blockierte. Ein altes Werk in Naturstein, veraltet und desarmiert, es diente als Lager und Unterkunft. Hier wurden nach dem Kriege die gesammelten Munitionsreste gelagert und entschärft, hauptsächlich Granaten, Minen und Handgranaten, ein Stützpunkt der italienischen Armee und den beauftragten Sammler-Firmen (Recuperanti). Bei der Entschärfung
von Handgranaten ging etwas schief. Anfang der 20-iger Jahre flog es mit
der gesamten Besatzung in die Luft. Es sind nur noch kümmerliche Reste
von diesem architektonisch sehr schönem und großem Sperrwerk übrig geblieben. So kümmerlich wie seine Reste erscheinen heute auch die Aufklärungsergebnisse der italienischen Spionage zur Festung Trient. Villamontagna-Trient 11.01.04 Volker Jeschkeit
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