Der Festungsplatz Trient

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
    
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Ich danke dem Kriegsmuseum in Roveretto für die hervorragende Unterstützung und die Genehmigung der Veröffentlichung des Kartenmaterials und der historischen Fotos für meine Seiten.
Das (c) für die veröffentlichten Pläne, Fotos und Schriften verbleiben bei dem Kriegsmuseum Roveretto.

Karte der italienischen Militärspionage von 1916 und die Ergebnisse der militärischen Aufklärung

Die Karte ist im Original in Farbe und im Maßstab 1:25000.
Aus historischen Gründen wurden die Originalbezeichnungen belassen, es wurden allerdings zum besseren Verständnis des Lesers einige Ortsbezeichnungen in Casteller-Schrift hinzugefügt, diese dienen zur geografischen Orientierung.  

Die italienische Spionage unterteilt die Festung  Trient in 4 Frontabschnitte:  

Fronte Nord =  Nordfront

Fronte Est    =  Ostfront

Fronte Sud  =   Südfront

Fronte Ovest =  Westfront  

Vorab eine kurze Zusammenfassung der Auswertung des Kartenwerkes :

Von der wirklichen Stärke und Verteidigungsfähigkeit des Festungsplatzes Trient wusste die gegnerische Seite im Jahre 1916 sehr wenig, unbekannt sind alle Stellungen, Artilleriewerke in Kavernen, auch die meisten als Festung ausgebauten Gipfelpositionen sind nicht bekannt.

Bekannt sind größtenteils alte oberirdische Werke und Batterien, die aber zum Zeitpunkt der Feststellung bereits desarmiert und  in unterirdische Werke bzw. in gedeckte offene Batteriestellungen ausgelagert waren, dies aufgrund ihrer bekannten mangelhaften Beschuss-Resistenz gegen die Geschosse der modernen Belagerungsartillerie.

Über die  starken unterirdischen Artilleriewerke ,selbst in der Nähe der alten Anlagen, fehlt anscheinend jegliche Information, sowie auch über die betonierten oberirdischen Stellungen der Artillerie und der Infanteriewerke zu ihrem Schutze.  

Nicht einmal 10 % der Artilleriebatterien in gedeckten Stellungen werden genannt, hingegen Batteriestellungen, die nur zeitweilig besetzt waren und so genannte Ausweichstellungen, aber auch diese nur sporadisch, strategisch gesehen von sekundärem Wert.

Großzügig ausgebaute Infanteriewerke, größtenteils in massiven Betonbunkern , werden nicht erwähnt, waren diese zumeist auch mit Artilleriebunkern versehen. Diese Stellungen waren sehr groß und umfangreich, diese konnte man nicht übersehen.  

Worin liegen die Ursachen dieser mangelhaften Aufklärung?  

Ein Vorteil der italienischen Aufklärung  ist sicherlich darin zu sehen, das sie sich auf den italienisch sprechenden Teil der Bevölkerung stützen konnte, die der  Bewegung des „Irredentismus“ anhing, also der Unabhängigkeitsbewegung, die von der K.u.K. Monarchie abfallen wollte und politisch für die Eingliederung der Provinz Trient in das italienische Königreich kämpfte.

Obwohl diese Bewegung erheblich an Einfluss auf die Bevölkerung verlor, nachdem Italien den Krieg erklärte gegen Österreich-Ungarn, hatte die italienische Spionageorganisation sicherlich noch genug Informanten.

Schließlich war es die Arbeitskraft der Ortsansässigen ,die die umfangreichen Kavernenanlagen und Betonbefestigungen ab ca.1902 bis 1915 baute.

Und trotzdem diese mangelhaften Ergebnisse?

Genug Hinweise auf strategisch wichtige Positionen gaben allein die Seilbahnen (Teleferiche), die diese Stellungen in den Bergen fast täglich versorgten und von diesen Seilbahnen gab es sehr viele und in alle Richtungen.

Genug Hinweise konnte auch der Militärstrassenbau liefern, siehe zum Beispiel die 2-spurige Militärstrasse Sabionare auf  den Gipfelbereich der Festung Monte Calisio.  

Der Bereich der Festung Trient war großräumig für Zivilpersonen gesperrt. Nur mit einem speziellen Ausweis konnte man die Verteidigungsabschnitte betreten und die Kontrolle war mehrfach. Die Gebiete waren bereits teilweise von der Zivilbevölkerung evakuiert worden. Eine Annäherung verhinderten zudem die immensen Stacheldrahtverhaue und  Hindernisse, die sich quasi durch und um die gesamte Stadt und dessen großräumigen Vor- und Umfeld  zogen !
Bautiefen von 12m waren hier keine Seltenheit.

13 Jahre Bautätigkeit können nicht unbemerkt geblieben sein, trotz der damaligen Verhältnisse in der Nachrichtenübermittlung.  

Der Grund der mangelhaften Aufklärung wird ein anderer gewesen sein:  

Man hatte auf italienischer Seite schlichtweg kein Interesse. Der damalige Oberbefehlshaber Cadorna wollte unbedingt in Venezien nach Wien durchbrechen, die Isonzo-Schlachten belegen das.

Eine große Offensive durch das Etschtal Richtung Norden wurde nie versucht und anscheinend auch nie ernsthaft geplant.  

Aus heutiger Sicht gesehen, wäre es dabei sicherlich um Trient zu einem italienischen „Verdun“ gekommen.  

Der Festungsplatz Trient war für damalige militärische Verhältnisse so gut wie uneinnehmbar, selbst die Offensive von Falkenhayn 1916 gegen Verdun, einem Festungsplatz  ,der nicht von bis zu 2000 m hohen Bergen umgeben ist, dessen Stellungen und Werke nicht in den Fels gehauen sind mit 50 m bis 150m Felsüberdeckung oberer Kavernenbatterien, belegt das. Und das Tal ist eng, beide Flanken können nicht geschützt werden, die Angriffsentfaltung auf engstem Raume unter schwerstem Feuer schwerer und mittelschwerer Artillerie, die nicht einmal wirksam bekämpft werden kann.  
4 dicht gestaffelte Verteidigungslinien, Schützengräben hinter Schützengräben, 7 uneinnehmbare Festungen, 62 Werke oder Artilleriewerke in Kavernen, 56 Batterien in befestigten Stellungen oder Betonbunkern und unzählige unterirdische Galerien und Kavernen für die Logistik, für die Infanterie, Munition usw.  sprechen da für sich. Nicht eingerechnet die Verstärkungen, die im Falle eines ernsthaften Angriffes oder einer Bedrohung dieses strategisch enorm wichtigen Festungsplatzes eingetroffen wären.
Das K.u.K. Pioniergenie hatte dafür ausreichend vorgesorgt.  

Dieser Kriegsschauplatz war unwichtig, die italienische Aufklärung besaß anscheinend weder die Mittel noch die Führungsoffiziere und zudem wenig Interesse.

Fakt ist, das selbst hohe italienische Offiziere in den 30-iger Jahren immer nur noch von den alten oberirdischen Werken in Natursteinbauweise sprechen, also der 1.Generation ab 1860 bis 1890, aber von denen der 2. unterirdischen Generation anscheinend immer noch nichts Genaues wissen.

Die „Recuperanti“, also diejenigen Arbeiter, die diese Werke nach dem Kriege zwecks Baustahlgewinnung mit dem Presslufthammer demolierten, wussten da wesentlich mehr.  

Mein persönlicher Eindruck aus heutiger Sicht ist dieser:  

Nach fast einem Jahr Durchstreifen eines begrenzten Bereiches (Monte Calisio und Monte Celva) kann man kaum ein, zwei Schritte gehen, ohne über diese einstmals dicht gestaffelten Verteidigungssysteme zu stolpern .

Seien es Betonbunker, Kavernen oder Galerieanlagen, unterirdische Artilleriewerke, Infanteriewerke, Batteriestellungen und Versorgungsanlagen. Nicht zu vergessen die Unzahl von Schützengräben, die bis heute deutlich sichtbar das ganze Gelände durchziehen. Bei einer ernsthaft betriebenen Aufklärungsarbeit wären die Ergebnisse sicherlich wesentlich detaillierter gewesen.  

Kommen wir zur Gegenüberstellung der Ergebnisse der italienischen Spionage und der realen Situation der  Frontabschnitte. 
Hier nenne ich nur die wichtigsten und größten Stellungen, die mir bekannt sind.
 


Nordfront (Fronte Nord):  

A-    Forcella Sabbionara, ungefähr übersetzt Taleinschnitt Sabionare:  

Hierbei handelte es sich um heute kaum zu erkennende Stellungen für 2 kleine Kanonen, diese Stellung war unwichtig.  

Hingegen viel wichtiger:
Die unbekannte schwere ,teils in Kavernen, teils in Betonbunkern angelegte Batterie Sabionare die Bolleri, das oberhalb gelegene Befestigte und verbunkerte Infanteriewerk Sabionare mit vielen gedeckten Artilleriestellungen, sowie die Kavernenanlagen entlang der Militärstrasse Sabionare.
Unbekannt auch das Artilleriewerk in Kavernen Melta di Gardolo, unterhalb dieser Stellungen.  

B-    Batteria dei Risvolti:
anscheinend eine Batteriestellung, von denen sehr viele in diesem Bereich vorhanden sind. An der geografischen Position gibt es mindestens 3 verschiedene Stellungsbereiche.  

C-    Batteria occasionale:
vorübergehend bestückte Batteriestellung. Das ist wenig
Hilfreich, diese Stellungen gibt es auf Schritt und Tritt.  

D-    Monte Calisio:
wird erwähnt. Lässt sich auch nicht verbergen, es war die größte, schwerst befestigte Festung bei Trient.  

E-    Forte Casara:
Werk Casara, vor Beginn des Krieges gesprengt, und unterirdisch
, neu angelegt und schwer befestigt     

F-     Batteria Le Coste:
Hierbei handelt es sich um eine Kanonenstellung im Betonbunker.
    

G-    Unbekannte Stellung:
womöglich Teil der Batterie Campel .  

Hier fehlen, wie bereits erwähnt, viele Stellungen, Kavernenwerke und Anlagen, Infanteriewerke und Artilleriestellungen. 
Die Aufklärungsquote lag hier in etwa bei 10%.

Die Südfront (Fronte Sud):  

Wie bereits in den vorherigen Seiten beschrieben, sind auch hier in diesem Frontabschnitt die Informationen der italienischen Aufklärung sehr dürftig.

Der Ausschnitt aus der Festungskarte zeigt dies sehr deutlich:

 

Vergleicht man die vorliegende Karte der Aufklärung wird der Unterschied sofort deutlich, auch hier sind nur  die alten oberirdischen Stellungen bekannt:

25 Werk Maranza

26 B-Stelle Maranza, hier „Crozze del´agola”genannt (A)

28 Werk Brusa Ferro (B)

30 Werk San Rocco

33Werk Mattarello (E)

34 Obere Batterie Mattarello (D)

35 Untere Batterie Mattarello (F)

39 Werk Dos Fornas (C)

44 Werk Romagnano (G)

sowie eine externe Batterie Mattarello (G),
doch davon gab es viele.
 

Bei den nicht genannten Stellungen handelt es sich größtenteils um gedeckte Batterien in Stahlbetonstellungen oder in Kavernen.  

Auch hier eine deutliche Differenz zwischen der realen Verteidigungskraft der Südfront und den Ergebnissen der italienischen Spionage.  

Die Ostfront und die Südfront im Bereich der Festung Trient wurden besonders stark ausgebaut, die K.u.K. Militärführung erwartete hauptsächlich aus diesen Richtungen feindliche Angriffe.

Dazu kam es nicht, auf östlicher und südöstlicher Seite hielt die Dolomitenfront und wich kaum einen Meter aus ihren Anfangsstellungen, bis zu ihrer teilweisen Auflösung als Ergebnis der erfolgreichen Offensive am Isonzo durch deutsche und österreichische Truppen.

Die Südfront im Etschtal erstarrte von Anbeginn im Stellungskrieg, man kämpfte erbittert auf dem Pasubio und Monte Zugna, ohne das eine Seite einen Erfolg für sich verbuchen konnte, bis zum Endes des Krieges verschoss die Festung Trient zu ihrem Schutze nicht eine einzige Granate.

 

Die Ostfront = (Fronte Est)    

Das im Abschnitt der Nordfront genannte Werk Martignano hatte für die Verteidigung dieser äußeren Verteidigungslinie keinen effektiven Wert oder Einfluss. Es diente, wenn überhaupt ,zur Verteidigung der innersten Linie um die Stadt Trient selbst. Unklar ist zudem, ob dieses Werk 1916 überhaupt noch bewaffnet war. Es war völlig veraltet, absolut nicht beschusssicher.

Aus verschiedenen Quellen ist bekannt, dass mit dem Rückgang der Bedrohung der Stadt Trient (Die Werke auf der Hochfläche der 7 Gemeinden hielten stand, weder durch das Etschtal noch durch das Vallagarina war eine gegnerische Offensive zu befürchten), viel Artillerie abgezogen wurde, sei es nach Russland, sei es für den Bedarf der Frühjahrsoffensive (fälschlicherweise Strafexpedition genannt).  

Auch ist die Bezeichnung „Fronte Nord“ irreführend, die Befestigungsanlagen auf und um den Monte Calisio dienten hauptsächlich zur Verteidigung der Ostfront (Val Sugana) und der Nordost-Richtung. Nicht umsonst besaß das Haubitzenwerk auf dem Gipfel des Monte Calisio dafür gepanzerte Turmhaubitzen Kaliber 15cm. Seine Kavernen-Batterien waren außer Süd bis Südwest auch Richtung Südost orientiert, also Richtung Eingang des Val Sugana Tales und unterstützten durch Bestreichung dieses Bereiches die Batterien auf dem Monte Celva, seine gepanzerten Haubitzentürme (4 Stück), und die Artilleriewerke Celva bis Celvet, sowie die Befestigungen am Osthang des Calisio Richtung Civezzano. Hierbei nennenswert die Kavernenbatterie Campel und weitere Kavernenanlagen sowie die stark befestigten Infanteriewerke und die 3.Südbatterie in Kavernen, an der Militärstrasse Carbonaia gelegen.

Ohne Feuerunterstützung seitens dieser Gipfelfestung, wären die Anlagen bis hin zum Bereich Civezzano zu schwach gewesen.
Hierbei muss zum Verständnis für den Leser definiert werden, das der Begriff „Batterie“, Stellungen für 2 bis 4 Geschütze beinhaltet, diese Definition gilt generell bei den nachfolgenden Ausführungen.  

Unterstrichen wird diese Tatsache dadurch, das die italienische Aufklärungskarte den Bereich Villamontagana, Höhe 593-Castel Vedro, Civezzano usw. bereits zu dem Abschnitt „Fronte Est“-also Ostfront- zählt, obwohl diese Stellungen noch am auslaufenden Osthang des Monte Calisio liegen.  

Auch in diesem Bereich werden viele wichtige Stellungen seitens der italienischen Aufklärung nicht erkannt.  

Bei der genannten Batteria ad est di Villamontagna, also der Batterie östlich von Villamontagna, handelt es sich in Wirklichkeit um die Befestigungsanlagen unter und auf dem Dos Castion, das war bei weitem mehr als nur eine simple Batteriestellung:
Auf dem Gipfel des Hügels gibt es eine gedeckte Batterie, in der Nähe bei der Fontana Coel (Quelle Coel) eine 2.Batterie in Betonbunker (heute durch Bauarbeiten zerstört) und bei der Verteidigungsstellung „Le Finestre“ eine 3.Batterie.

Das ganze Gelände war mit Infanteriewerken und deren MG-Bunkern geradezu zersiebt, die Schützengräben waren gemauert oder in Beton angelegt (Le Finestre), vorbereitete Stellungen für weitere Geschütze waren bereits fertig gestellt. Sehr interessant in diesem Zusammenhang die Nennung: „Lavori a quota 595“-Arbeiten auf der Höhe 595.

Auch die italienische Seite hat keinen offiziellen Namen für diese Stellung. Es handelt sich hierbei um das unterirdische Kavernenwerk  der Höhenkuppe 593 und um die Befestigung der Kuppe selbst, die Ersatzstellung für das direkt da drunter liegende Hauptwerk Civezzano. Die ortsansässige Bevölkerung gab dieser Kuppe also später den Namen: Castel Vedro, zu deutsch Schloss Vedro.  

Interessant auch die Tatsache, dass die gegnerische Seite immer noch das Forte Civezzano (Hauptwerk Civezzano) aufführt. Dieses existierte nicht mehr, es wurde bereits vor Ausbruch der Feindseligkeiten von der K.u.K. gesprengt. Seine schwere Bewaffnung wurde in umliegende vorbereitete Stellungen verlegt. Das alte Werk war völlig veraltet, seine Panzerung aus Naturstein viel zu schwach.  

Die Tagliata alte und bassa di Civezzano werden genannt, dass ist auch völlig verständlich, die obere Straßensperre kontrollierte unter anderem die Durchfahrt der Provinzstrasse Richtung Trient, die untere Straßensperre war der direkte Kontrollposten der Staatsstrasse ,die im Val Sugana in Richtung Trient verläuft.

Diese Sperren waren also bis zu Beginn des Krieges quasi „öffentlich“.

Aber auch hier verbirgt sich der italienischen Spionage anscheinend ein wichtiges Detail.

Beide Stelllungen waren komplett veraltet, aber bei der unteren Straßensperre wurden bereits 1902/1903 Kavernenstellungen für schwere Geschütze gebaut, außerdem Sprenggalerien gebohrt, die unterhalb der Staatsstrasse verliefen und diese zerstören konnten.
Beide Straßensperren waren durch eine gedeckte Poterne verbunden, die untere Sperre zudem auch mit dem im Talboden befindlichen Werk des Bahnhofes Civezzano verbunden.
 
Auch dort gab es weitere Kavernenanlagen und befestigte Infanteriestellungen in Kavernen und Bunkern.  

Zusammenfassend gesehen:
Ein mageres Ergebnis für diesen strategisch wichtigen Abschnitt, die italienische Seite ahnt hier lediglich, das seitens der K.u.K. gearbeitet wird und nennt präzise nur die seit Jahrzehnten bereits bestehenden alten Anlagen.  

Geradezu dramatisch wird die Situation der fehlenden Aufklärung im Bereich des Monte Celva und  an seinem Fuße, also im Bereich des Ortsteiles Celva bis zum Gipfel des östlich gelegenen Celvet.
Nicht zu vergessen, die Kavernenbatterien beim Ortsteil Povo (Molini,Gocciadoro), westlich von Celva gelegen.
Es war der strategisch wichtigste Verteidigungskomplex der gesamten Ostfront, dieser hatte die Aufgabe den Ausgang des Val Sugana-Tales Richtung Trient zu blockieren und zu verteidigen, gleichzeitig auch den weiter südlich gelegenen Cimirlo-Pass zu sperren.
Dementsprechend waren die Befestigungsanlagen, die Gegnerseite weiß lediglich von einer Haubitzenbatterie in Kuppeln (Batteria in cupole di Monte Selva) und einer Kavernenbatterie (Batteria in kaverna di Monte Selva).

Im Falle eines italienischen Angriffes in diesem Bereich wäre dies eine folgenschwere Fehleinschätzung gewesen.

An dieser Stelle nur die beispielhafte Nennung der wichtigsten Stellungen:

Monte Celva:

2 Batterien a 2 drehbaren Panzerkuppeln –Haubitzenwerke auf dem oberen und unterem Gipfel.
3 Batterien a 2 schweren Geschützen in unterirdischen Kavernenanlagen
1 leichte Batterie in Kavernen a 2 Geschütze
1 in Betonbunkern gepanzerte leichte Batterie a 2 Geschützen unterhalb des oberen Gipfels.
Auf dem Verbindungsrücken zwischen den Gipfeln mindestens weitere
3Batterien a 2 Geschützen in gedeckten Stellungen.

Auf dem unteren Gipfel :
1 Batterie mit 3 Geschützen in Betonstellungen und Bunkern,
1 Batterie mit 3 Geschützen in gedeckten Stellungen.

Zusammengefasst:

2 Haubitzenbatterien in drehbaren Kuppeln
10 weitere Batterien.

Der gesamte Berg ist zur Rundumverteidigung fähig, eine schwer bewaffnete Festung. Verbunkerte Infanteriestellungen und Werke aus Stahlbeton ergänzen die Kampfkraft.
Scheinwerfer und Luftabwehrstellungen erkennt die italienische Spionage nicht.  

Bereich Celva bis Celvet :  
8 Werke, entweder in Kavernen und/oder Betonbunkern.
-Werk Gipfel Celvet mit Artilleriestellungen, mindestens 3 Geschütze
-Kanonenwerk in Kavernen beim Gipfel Celvet,2 schwere Geschütze auf Schienen
-Kanonenwerk in Betonbunker mit Kavernen,3 Geschütze
-Unterhalb davon ein Infanteriewerk mit Kaverne.
-Infanterie und Artilleriewerk ,mindestens 3 schwere Geschütze in gedeckten Stellungen.
-Kavernenanlagen Richtung Ortsteil Celva
-Kavernenanlagen beim Ortsteil Celva
-Artilleriewerk in Kavernen im Ortsteil Celva, 3 Geschütze .  

Zusammengefasst:

3 schwere Artilleriewerke in Kavernen
2 Artilleriewerke in gedeckten Stellungen
3 große Kavernenanlagen
 

Nicht genannt, die Nebenstellungen und Infanterieanlagen, sowie weitere vorbereitete Batteriestellungen in o.ä. Bereich.

Nicht genannt die Artilleriewerke in Kavernen in der Nähe des Ortsteiles Povo.  

Die Spionagekarte nennt nicht eine Stellung davon in diesem Bereich, geradezu unglaublich. Wurde hier doch über Jahre hinaus mit großem Aufwand an Arbeitskräften und Material ununterbrochen gearbeitet.
Derartige Tätigkeiten konnten einer organisierten Spionage unmöglich verborgen bleiben.  

Aufgezeigt werden lediglich 2 alte und bereits desarmierte Stellungen:

Werk Roncogno (Forte Roncogno) und Batterie Cimirlo (Batteria Cimirlo).
Die Artilleriebewaffnung war längst ausgelagert.  

Verborgen hingegen bleibt der Gegnerseite das moderne unterirdische Artilleriewerk mit 2 Geschützen auf dem Cimirlo-Pass und seinen umliegenden Stellungen und Befestigungen.  

Diese vorangegangenen Beschreibungen lassen nur  folgende Schlüsse zu:  
Entweder man hatte kein Interesse an einer fundierten Aufklärungsarbeit
Oder: Die Aufklärung hatte kläglich versagt.  
Für den restlichen Teil der Ostfront die gleichen mangelhaften Ergebnisse:  

Monte Chegul und das Marzola Massiv waren schwer bewaffnete Festungen, ausgerüstet und bewaffnet mit unterirdischen Artilleriewerken ,wie die Festung Monte Celva, lediglich drehbare Panzerkuppeln mit Haubitzen wurden nicht gebaut.
Kavernenanlagen ,Seilbahnen und logistische Einrichtungen konnten der italienischen Seite auch hier nicht verborgen bleiben.  

Die gezeichneten Stellungen K,L,M in diesem Bereich bezeichnen nicht einmal 10% der umfangreichen Befestigungsanlagen dieses Teiles der verbleibenden Ostfront (Fronte Est).

 

Die Westfront (Fronte Ovest):

Im Gegensatz zu den anderen Frontabschnitten war die Westfront des Festungsplatzes Trient weniger stark befestigt und ausgebaut.

Das Bondone Massiv erreicht Gipfelhöhen bis zu 2200müNN, zum Beispiel die Gipfel des Cornetto und des Palon.
Der Verlauf des Krieges an der Dolomitenfront zeigte eines sehr deutlich:
Wer zu Beginn die entscheidenden Gipfel besetzte und hinreichend ausbaute, behielt sie auch fest in der Hand.
In diesem Sinne wurde das Bondone Massiv mit zwei kleineren Festungen in Kavernen und/oder Betonstellungen versehen, die auf den strategisch wichtigsten und höchsten Punkten angelegt wurden:
Gipfel Palon und Gipfel Cornetto.
Sie bestanden aus Artilleriestellungen und Infanteriewerken, in Ihrem Umfeld gab es dazu noch kleinere befestigte Batterien.

Entlang der Militärstrasse ,die über den Rücken des gesamten Bondone-Massivs verläuft gibt es eine Unzahl von Kavernenanlagen, die aber größtenteils zu logistischen Zwecken dienten. Die eigentlichen Verteidigungsanlagen bestanden aus Stützpunkten, meist betonierte Stellungen mit Bunkern, die maximal von einem in Bereitschaft stehenden Infanterie-Halbzug besetzt wurden. Es gab entlang des Bergrückens 8 Hauptstützpunkte der Gruppe Vason und der Gruppe Vanese (Bezeichnungen der militärischen Abschnitte, die Stützpunkte selbst wurden mit V/1 bis V/8 bezeichnet), ergänzt durch weitere kleinere Stellungen, so das ungefähr 30-40 kleinere infanteristische Befestigungsanlagen zusammenkommen.

Die italienische Aufklärung weiß darüber anscheinend nichts, in der Karte werden sie nicht mal mit einem allgemeinen Hinweis vermerkt, lediglich A, B und C, also Gipfel Palon und zeitweilige Batterie bei Palu und der Gipfel des Monte Bondone selbst werden erwähnt.

Die K.u.K.-Militärführung befürchtete keine große Bedrohung aus dem Westen. Die Sperrwerke am Nordrand des Lago die Garda, im Bereich Riva del Garda, Torbole, Monte Brione und Nago schützen den Eingang zum Valle dei Laghi, und blockierten jede italienische Offensivtätigkeit bis zum Ende des Krieges.

Das oben genannte Tal endet bei dem Sperrwerk Buco di Vela (oder Bus di Vela auf Dialekt) .Dieses kontrolliert  und blockiert die in diesem Tale verlaufende Staatsstrasse von Riva-Arco kommend in Richtung Trient. Doch dazu etwas später.

Auch hielten die Sperrwerke auf dem Tonale-Pass bis zum Kriegsende den Gegner in Schach, somit war auch dieser Zugang zum Festungsplatz Trient durch das Val di Non gesperrt und gesichert.

Das auf der Karte großzügig gemalte U im unteren Bereich der Westfront, ausgehend von Palon ,dann Monte Bondone ,aufsteigend zu der Pos. D der zeitweiligen Batterie auf dem Monte Rofta und endend bei der Pos. E der Batterie auf dem Doss Negro ist reichlich gewagt. Der Hauptverteidigungsabschnitt-West endet in seinem südlichen Bereich bei Monte Palon und Monte Cornetto, diese hatten jedoch die Hauptaufgabe die Südfront mit ihrer Feuerkraft zu unterstützen.

Bei D und E und ihrem Bereich handelt es sich um eine dünne und mehr provisorische Verteidigung, die Hauptaufgabe zur Verteidigung der Westfront fiel dem Bondone Massiv zu, unter anderem höher gelegen und somit wesentlich wirkungsvoller zu verteidigen.  

Das große „U“ ist somit mehr eine fantasiereiche überbewertende Darstellung und wahrscheinlich auf übertriebene Aussagen von Ortsansässigen beruhend, die nicht verifiziert, sondern nur übernommen wurden.

Interessanter werden die Angaben der italienischen Spionage im nördlichen Teil der Westfront, hier insbesondere das Detail G: Batteria antiaerea Candriai. Diese (und eine 2. nicht erwähnte Flak- Batterie) standen oberhalb von Candriai, wurden aber erst ca. 1916 errichtet.

Dies ist ein Indiz zur Entstehungszeit der vorliegenden Karte.  

Erstmalig tauchen auch Angaben auf, wie Ridotto Candriai und Ridotto Mandolin, also reduzierte Stellungen des Blockhauses Mandolin und der Batterie Candriai. Die Angaben sind richtig, diese Stellungen, da veraltet und nicht beschusssicher wurden geräumt, die Geschütze in gedeckte Feldstellungen ausgelagert. (siehe Buchstaben F und H).

Gut auch das Aufklärungsergebnis zu den Batterien Monte Castellar de la Grua, in der Tat handelte es sich um eine moderne stark betonierte Artillerieanlage mit mehreren Batterien (siehe Buchstaben J,N,K), zumeist leichteren Kalibers.

Keine Angaben hingegen über die großen Kasernenanlagen des Monte Bondone, bei Sardagna und Candriai und andere Artilleriewerke in Kavernen in diesem Bereich.  

Weiter nach Norden werden dann lediglich mit den Buchstaben h und M die veralteten Sperrwerke Dos di Sponde und Buco di Vela genannt. Zusammen hatten diese die Aufgabe die Staatsstrasse im Valle dei Laghi in Richtung Trient zu sperren.

Wie immer fehlen auch hier jegliche Informationen zu den Kavernenstellungen und weitläufigen Galerien, die Bus di Vela mit Dos di Sponde bis zur oben gelegenen Stellung der Batterie Candriai und dem Blockhaus Mandolin verbanden.

Angaben über das wichtige Munitionslager oberhalb Bus di Vela gibt es nicht, wäre es doch ein lohnendes Ziel für Luftangriffe gewesen!  

Weiter nach Norden hören die Informationen ganz auf. Gerade der Berg Soprasasso war stark befestigt, hier gab es mehrere großzügig ausgebaute Artilleriewerke. Teils in Kavernen, teils in betonierten Stellungen, geschützt durch viele Infanterieanlagen, zum Teil auch diese mit Beton ausgebaut. Auch hier dauerte die  Bauzeit einige Jahre, unverständlich, das der Gegnerseite keine Informationen vorliegen.  

Auch fehlen Angaben zum Werk und der Pulverfabrik und den Munitionslagern bei Ischia Podetti, die zudem durch mehrere Flak-Batterien geschützt waren.

Sie wurden wahrscheinlich deshalb während des Krieges auch nicht aus der Luft angegriffen.  

Der letzte Buchstabe „O“ am nördlichen Ende der Westfront benennt nicht einmal mehr das Werk Rocchetta, welches den Zugang nach Trient durch das Val di Non blockierte. Ein altes Werk in Naturstein, veraltet und desarmiert, es diente als Lager und Unterkunft.

Hier wurden nach dem Kriege die gesammelten Munitionsreste gelagert und entschärft, hauptsächlich Granaten, Minen und Handgranaten, ein Stützpunkt der italienischen Armee und den beauftragten Sammler-Firmen (Recuperanti).

Bei der Entschärfung von Handgranaten ging etwas schief. Anfang der 20-iger Jahre flog es mit der gesamten Besatzung in die Luft. Es sind nur noch kümmerliche Reste von diesem architektonisch sehr schönem und großem Sperrwerk übrig geblieben.  

So kümmerlich wie seine Reste erscheinen heute auch die Aufklärungsergebnisse der italienischen Spionage zur Festung Trient.

 

Villamontagna-Trient 11.01.04 Volker Jeschkeit

 

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