Die Geschichte des KuK Festungsartillerie-Bataillons Nr.1, Trient

Die Kämpfe im November 1915

1. Weltkrieg 1914-1918

Ulrich Mößlang / Volker Jeschkeit

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

 

 

 

Die Kämpfe im November 1915

 

Anfangs November erhielt das italienische IX. Korps den Befehl, zur Unterstützung der die Isonzofront noch immer bestürmenden Hauptkraft des Heeres neuerlich die Dolomitenstellungen anzugreifen. Jetzt wurde auch die 1. Infanteriedivision in die vorderste Linie gestellt. So loderten an der ganzen Dolomitenfront zwischen dem 7. und dem 21.November wieder harte Kämpfe auf. Von neuem entspann sich nun um den Col di Lana ein wütendes Ringen.

Die Artillerie des GU 9 (Grenzunterabschnitt 9), die auf den Col di Lana zu wirken vermochte, setzte sich zusammen: 

Kommandant: Oberstleutnant von Glässer in Corvara.

Ein 30,5 cm /M11 Mörser nächst Kote 1717 (beschädigt) – Cherzplatte.

 

Artilleriegruppe Pordoi (gehörte zum Rayon 4 und war nur vorübergehend dem GU 9 zugewiesen), bestehend aus:
1 Zug Feldkanonenbatterie 4/41, Feldkanonenbatterie 8/20, 1 Stück 15cm Haubitze der Haubitzenbatterie 3/3. 

Artilleriegruppe Cherz, bestehend aus:
Tiroler Feldkanonenbatterie Nr.4, 1 Zug Feldkanonenbatterie 4/41, 12cm- MSK Batterie La Corte, 1 Zug 15cm Haubitzenbatterie 3/3, 1 Zug der deutschen 15cm Haubitzenbatterie 102, 1 Stück 15cm Mörser, Kommandant Hauptmann Mohr 

Artilleriegruppe Sief, bestehend aus:
1 Zug Feldkanonenbatterie 4/41, 3 Stück 10cm Panzerhaubitzen, 12cm Kanonenbatterie Landro, 1 Stück 15cm Mörser, 2 Stück 7cm Gebirgskanonen,
Kommandant Oberleutnant Prokoph. 

Artilleriegruppe Valparola, bestehend aus:
1 Zug 7cm Gebirgskanonenbatterie 2/2, 7,5cm China-Gebirgskanonenbatterie 6/11, 2 Stück moderne 8cm Feldkanonen, 2 Stück 8cm MSK, 10cm Feldhaubitzenbatterie 2/14, 2 Züge 15cm Haubitzenbatterie 1/6, 24cm Mörserbatterie 1/10 B, Kommandant Leutnant Baumann. 

Zusammen: 2 alte und 4 moderne Gebirgskanonen, 16 moderne Feldkanonen, 2 Stück 8cm MSK, 6 moderne Feldhaubitzen, 3 Stück 10cm Panzerhaubitzen, 6 Stück 12cm Kanonen, 9 moderne 15cm Haubitzen, 2 Stück 15cm und 2 Stück 24 cm Mörser.

Summe: 54 Geschütze.
Ein großer Teil dieser Batterien wurde vom FAB Nr.1 – Trient bemannt.

 

Der Col di Lana blieb auch weiterhin das Hauptziel der feindlichen Geschütze. Das Feuer gegen die Col di Lana Spitze ging ununterbrochen auch bei Nacht weiter.
Am Vormittag des 7. Novembers wurde es, während ein italienischer Angriff gegen den Siefsattel zusammenbrach, auffallend gesteigert, dann trat plötzlich Stille ein, jede Verbindung mit der Besatzung war unterbrochen. 

Um die Mittagszeit fiel die Col di Lana Spitze in Feindeshand. 

Die Artilleriegruppe Valparola nahm bereits um die Mittagsstunde, nachdem ihre Artilleriebeobachter den Feind am Col di Lana einwandfrei festgestellt hatten, die Spitze unter Feuer und verwehrte dadurch den Italienern das Festsetzen und Heranbringen von Verstärkungen. Die erste Meldung über den Verlust der Col di Lana Spitze traf beim GUK 9 (Kommando des GU 9) erst um 2 Uhr nachmittags ein.

Es verfügte sofort: 

      a)     Sperrfeuer gegen die Spitze
b)
     Verschieben von Reserven und
c)
      Wiedereroberung durch das V. Baon des Landesschützenregimentes III. 

Um 2 Uhr nachmittags traf vom Nachbarabschnitt die bestimmte Meldung ein, das die Col di Lana Spitze von den Italienern besetzt sei. Unsere, in Kavernen gegen das schwere Geschützfeuer Schutz suchende  Besatzung ist überrumpelt und überwältigt worden (1 Zug Kaiserschützen und Artilleriebeobachter). 

Das Artilleriekommando des GU 9 erteilte gleich nach Erhalt der Meldung über den Verlust der Col di Lana Spitze die Weisung für ein zusammengefasstes Feuer aller dorthin wirkenden Batterien des GUA 9a. Der 30,5cm/M11 Mörser konnte wegen seiner Beschädigung (...) nicht mittun. Das Feuer setzte kurz darauf ein. Die (......) Wirkung der fast durchwegs hochmodernen Artillerie - 54 Geschütze – „säuberte“ in kurzer Zeit die Col di Lana Spitze vom Feind. 

Man sah dort kein lebendes Wesen mehr. 

Hauptmann Valentini führte den Angriff erst nach Einbruch der Dunkelheit durch. Die Artillerie musste bis dahin den Col di Lana ständig unter Feuer wechselnder Stärke halten; ihr ungewöhnlich hoher Munitionsverbrauch wird dadurch erklärlich. 

 Um 9 Uhr abends erstieg eine Kompanie des Landesschützenbaons, ohne einen Schuss abzugeben, den Col di Lana, überwältigte die italienische Besatzung und machte einen Gefangenen. Um 10 Uhr abends war der Col di Lana wieder in unserem Besitz. Als Gefangene wurden ein verwundeter und ein unverwundeter Italiener eingebracht.

Letzterer sagte aus:
„ Ein Baon des Infanterieregimentes  Nr.60 ging vormittags gegen die Col di Lana Spitze zum Angriff vor. Infolge des italienischen Artilleriefeuers, das den Angriff begleitete und zu lange anhielt, konnte nur eine halbe Kompanie, der er angehörte, vorwärts kommen; der Rest des Baons blieb zurück. Die Halbkompanie drang in die österreichische Stellung ein und nahm die Besatzung gefangen. Kaum , dass die Italiener die Col di Lana Spitze besetzt hatten, setzte das österreichische Artilleriefeuer mit unbeschreiblicher Wucht ein, so dass die italienische Verstärkung – ein Baon – nicht mehr die Spitze erreichen konnte.“
Dem Gegenangriff hielt die italienische Halbkompanie nicht stand, sondern flüchtete gleich zurück.
Die Italiener geben sich jedoch noch nicht zufrieden.. Bis zum 11.November folgte Stoß auf Stoß und nach einer durch Schneefall aufgezwungenen Kampfpause nahmen Teile der 18. Infanteriedivision am 20. und 21. aus Schneestollen heraus wieder ihre Angriffe auf. Doch alles war vergeblich. Am 20. und 21. flammte sein Artilleriefeuer zu größter Mächtigkeit auf. Am 20. greift er sie  zweimal, am 21. dreimal an.

Immer wird der Col di Lana für ihn zum Blutberg.

Der italienische Kriegshistoriker Tosti schreibt über diese Kämpfe: „ Am 20. und 21. November leisteten die Brigade Alpi  und Calabria (bildeten die 18.Infanteriedivision) auf dem Kalvarienberg des Cadore neuerlichen schweren blutigen Tribut; sie mussten sich damit begnügen, sich unterhalb des Gipfels einzunisten.“ 

Das harte Ringen um den Blutberg Col di Lana war für dieses Jahr für den Verteidiger siegreich beendet. Die Truppen, die hier gekämpft haben, waren vor allem Tiroler Kaiserjäger und das Landsturmbaon 162.

Von unserer (.......)  Artillerie (........) unterstützt, wurden sie Sieger in nahezu 100 Angriffen. (.................). 

(Anmerkung des Verfassers:
Die Kämpfe gehen im Frühling 1916  mit noch größerer Grausamkeit weiter. Die Verluste der italienischen Seite sind bis dahin derartig groß, das dieser Berg jetzt mit allen Mitteln genommen werden muss, damit die italienische Armeeführung diese vielen Toten, Verwundeten, Vermissten und Verstümmelten , die dort für eine einzige Bergspitze bisher geopfert wurden, rechtfertigen kann. Der Krieg um den Col di Lana wird auch zum Propagandakrieg. Dieser Berg wird zum Symbol, die Eroberung der Bergspitze wird bereits vorher als der absolut notwendige Schritt für einen großen und entscheidenden Sieg gegen den Feind der Öffentlichkeit im Lande verkauft.

Die Wahrheit wird verschwiegen; nur wenige hundert Meter dahinter auf fast gleicher Höhe liegt die Spitze des Monte Sief. Nur wenn  beide Berge erobert werden, kann man diesen Sieg auch nutzen, deswegen bestürmen die italienischen Einheiten vom ersten Tage an auch beide Berge. Strategisch gesehen, nützt die alleinige Eroberung der Col di Lana Spitze absolut nichts.) 

 

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