Informationen über die Kampfhandlungen um das

Panzerwerk Cima Campo - Forte Leone

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.
  

Vielen Dank an Herrn Hauptmann Roman Grossteiner 
der mir das wichtige Zeitdokument und die Informationen für meine Seiten zur Verfügung gestellt hat.
Die rechte für diese Seite liegen bei der Schützenkompanie Meran Stadt.

 

Tiroler Standschützen

1882 wurde das Königreich Italien im ,,Dreibund" zum Partner der Habsburgermonarchie und Deutschlands.

Als im Sommer 1914 als Folge der schon lange dauernden Spannungen innerhalb Europas der Erste Weltkrieg ausbrach, erklärte sich Italien neutral und begann, gleichzeitig mit beiden kriegsführenden Parteien zu verhandeln.

Die gleichzeitigen Verhandlungen mit den Gegnern Österreichs schienen der italienischen Regierung aussichtsreicher. Tatsächlich erhielt Italiens Botschafter in London weitgehende Zusagen als Preis für einen Kriegseintritt des Königreichs Italien auf der Seite der Entente, wie das westliche Bündnis genannt wurde. So wurde am 26. April 1915 der „Londoner Vertrag" unterzeichnet, der bezüglich Tirol den Passus enthält, dass bei dem kommenden Friedensschluss Italien das Gebiet des Trentino und „ganz Südtirol bis zu seiner natürlichen Grenze, als welche der Brenner anzusehen ist", enthalten solle. Am 4. Mai kündigte daraufhin Italien den Dreibund, erklärte am 23. Mai 1915 seinem früheren Bündnispartner Österreich-Ungarn den Krieg und marschierte entlang der Grenze auf.

Tirol schien dem Angriff schutzlos ausgeliefert. Nicht nur die zur k. u. k. Armee gehörigen Kaiserjägerregimenter, sondern auch die Landesschützen, die einen Teil der Landwehr bildeten, und sogar die als Reserve geltenden Landsturmregimenter, zu denen die Männer vom 37. bis 42. Lebensjahr einberufen wurden, kämpften und verbluteten fern ihrer Heimat auf den Schlachtfeldern Serbiens und Russlands. Vergeblich hatten die Landeshauptleute von Tirol und Vorarlberg darum gebeten, Landesschützen und Landsturm in Tirol zu belassen, weil „es den Anschein habe, dass das Land selbst von Feindesgefahr bedroht sei". So war Tirol im Frühjahr des Jahres 1915 fast völlig von Truppen entblößt. Einschließlich Gendarmerie und Finanzwache standen nicht einmal 20.000 Mann im Land.

In dieser durch das Unvermögen der Obersten Heeresleitung entstandenen Situation kam alles auf die oft belächelte Kampfreserve des Landes an, auf die in die Listen der Schießstände eingetragenen Standschützen, den letzten Rest der alten Tiroler Wehrtradition. Alle dienstpflichtigen Männer von 21 bis 42 Jahren waren längst eingezogen. Von den 60.000 im Jahr 1913 gezählten Scheibenschützen waren nur die Jüngsten, Ältesten oder Untauglichen im Land geblieben und wurden jetzt als das „letzte Aufgebot" einberufen.

Tausende junger Burschen und alter Männer ließen sich beim nächsten Schießstand „einrollieren", um auch mit ausrücken zu dürfen. Insgesamt waren es rund 32.000 Mann, darunter 2000 Vorarlberger und 3400 Welschtiroler, die ab Mitte Mai an die nur notdürftig durch Verteidigungsanlagen gesicherte Grenzlinie geschickt wurden.
Die Meraner Standschützen waren besonders im Gebiet des Sugana- Tales, der Sieben
Gemeinden und auf der Hochfläche von Lavarone im Einsatz. Verzweifelter Mut beseelte die Standschützen und ihre in freier Wahl erkorenen Offiziere. Dennoch traute ihnen kaum ein militärischer Fachmann zu, dass sie der übermächtigen italienischen Armee standhalten könnten.

An der Herbstoffensive des Jahres 1917 nahmen die Meraner freiwillig teil und erstürmten am 12. November das italienische Panzerwerk Leone auf der Cima Campo oberhalb der Valsugana auf 1512 m Meereshöhe
Am 3. November 1918 wurde in Padua der Waffenstillstand unterzeichnet. Folgenschwer waren Unklarheiten, Missverständnisse und mangelnde Information rund um den Zeitpunkt, wann dieser Waffenstillstand in Kraft treten sollte. Aus bisher noch nicht restlos geklärten Gründen wurden auf österreichischer Seite die Kampfhandlungen einen Tag früher eingestellt als bei den Italienern. Auf diese Weise gerieten über 350.000 Soldaten, die sich bereits auf dem Rückzug befanden, ohne Gegenwehr in die Gefangenschaft der vorrückenden italienischen Truppen. Südtirol wurde von italienischen Truppen besetzt. Mit der Zerreißung Tirols wurden somit leider vollendete Tatsachen geschaffen!

 

Die Einnahme des Panzerwerks

Nach der Kriegserklärung des noch im Bündnis mit Österreich befindlichen Königreichs
Italien an Österreich am 23. Mai 1915 nahmen die Ereignisse ihren Lauf. Der blutige
Stellungskrieg an der südlichen Dolomitenfront kostete abertausenden tapferen Soldaten das Leben.

Im Oktober 1917 wendete sich zuerst das Blatt für Österreich an der gesamten Italienfront. Der Durchbruch bei Caporetto führte zum Rückzug und zu einer Massenflucht der italienischen Isonzo-Armee. Die verbündeten österreichischen und deutschen Truppen rückten 120 km bis ins Veneto vor. Die Besatzung des Panzerwerks von Cima Campo wurde vom italienischen Oberkommando angewiesen, das Werk so lange wie möglich zu halten, um den abziehenden italienischen Truppen in Richtung Monte Grappa den Rücken freizuhalten, gleichzeitig den Vormarsch der österreichischen Truppen zu behindern und so das Eintreffen weiterer Truppen zu verzögern.

Unter dem Oberkommando des Feldmarsch. Conrad von Hötzendorf –Generalstabs-Chef und Oberbefehlshaber der Tiroler Armee (Heeresgruppe Conrad) der K. u. K.- 18.Infanterie-Division - wurde Befehl zur Einnahme der Festungs- und Panzerwerke Cima Campo, Cima Lan und Col Perer erteilt.

Die 1. Gebirgs-Brigade leitete am Nachmittag des 11. November 1917 mit schwerem Beschuss die Gefechte um das Panzerwerk Cima Campo ein. Es lagen 30 cm Schnee. Nach stundenlangen Angriffen saß ein Reserve-Bataillon (unter Mjr. Guha) am Osthang und am südöstlichen Sattel fest und konnte nicht weiter vorrücken.
Nördlich des Panzerwerks aus
1.400 bis 1.600 m Entfernung setzte der Kanonenbeschuss fort.
Am 12. November 1917 erhielt
ein kombiniertes Bataillon, bestehend aus Sturmzug, MG, Landsturm und der 1., 2. und 3. Standschützen- Kompanie- Meran unter Komm. von Hauptmann Jaromir Berkic, Befehl vom Kampf-Gruppen-Kommandanten Obstltn. von Zacher aus den Nächtigungsstellen im Freien, bei Schneetreiben, an der nördlich verlaufenden Bergstraße zur Entlastung der festsitzenden und erschöpften Kameraden des Reserve-Bataillons vorzurücken.
Zwischen 7.00 und 8.00 Uhr vormittags erhielt Hptm. Berkic den Befehl vorzurücken und einen
umfassenden Angriff durchzuführen. Der Angriff war sehr beschwerlich und zeitraubend, um so mehr, als keine Drahtscheren vorhanden waren. Vor dem Panzerwerk waren mehrere Reihen Drahtverhaue angelegt. Aus dem im westlichen Teil des Werks gelegenen Wald versperrte Infanteriefeuer der Außenbesatzung den Zugang. Vom Werk kam ununterbrochen heftiges MG- und Infanterie-Feuer.

Die 1. Meraner- Standschützen- Kompanie rückte zum rechten Waldrand seitlich des Panzerwerks vor. Es folgten eine Kompanie Landsturm – dann die 2. Meraner- Standschützen- Kompanie und der Sturmzug. In dieser Formation rückte man über unwegsames Gelände und Mulden vor. Es war ca. 2.00 Uhr nachmittags als auch an die 3. Meraner Standschützen-Kompanie der Befehl erging, sich dem Angriff anzuschließen, mit Ziel auf die mittleren Panzerkuppeln. Alle drei Meraner Standschützen-Kompanien waren somit in vorderster Linie beim Sturmangriff eingesetzt. Als nach langem, heftigem MG-Gefecht das gegnerische Feuer am Waldrand verstummte, rückten Standschützen und Tiroler Landsturm bis auf 100 m zum Panzerwerk vor.
Da kam gegen 4.00 Uhr vom Brigaden-Kommando der Befehl, den Angriff einzustellen, um
weitere Verluste zu vermeiden. Hptm. Berkic beschloss, den Angriff nicht einzustellen, da Teile der Mannschaft bereits mit Begeisterung vorwärts rückten und trotz ausgestandener Strapazen und Ermüdung sich dem Werke mehr und mehr näherten. Auch gab es bis zu diesem Zeitpunkt nur geringe Verluste (4 Tote, 18 Verwundete). Der Sturm wurde anbefohlen und durchgeführt. Die 1. Standsch.-Komp. rückte im Sturm unter lautem „Hurra-Geschrei" vor, das den Gegner sehr stark verwirrte. Die 3.Standsch.-Komp. und restliche Teile des Bataillons drang westlich in die Kehle des Werkes ein. Der Feind wurde vollkommen überrascht. Ein Teil der Reserve wurde zur Verfolgung der Außentruppen befohlen, der übrige Teil des Bataillons nahm die Besatzung gefangen.

Hptm. Berkic schreibt in seinem Gefechtsbericht an das K. u. K. 18. Infanterie- Divisionskommando unter anderem:
„Dass der Angriff mit so geringen Verlusten und so überraschend gelang, ist in erster Linie der 1.Standsch.-Komp.-Meran (Hptm. Pfitscher) zu verdanken, der ohne Verzug auf das Ziel losging und plötzlich vor den Hindernissen des Werkes erschien und somit allen Teilen des Bataillons beispielgebend voranging.
Insbesondere können die Leistungen des Standsch.-Bataillons-Meran, dessen Mannschaft nach einem
strengen Marsch bei Schneetreiben im Freien nächtigte und so gut wie gar nicht geschlafen hatte, nicht genügend anerkannt werden."

Um ca. 18.00 Uhr unternahm die Besatzung des Panzerwerks im Dunkeln unter Führung von Major. Olmi einen Ausbruch-Versuch durch das Hauptportal, der jedoch durch heftiges MG-Feuer der Sturmtruppen vereitelt wurde. Laut Angabe der Besatzung gelang es 20 Alpini-Soldaten zu flüchten. Daraufhin wurden weiße Fahnen geschwungen. Bei der Einnahme des Panzerwerks „Cima Campo" fielen 20 eigene Kameraden. Es gab 50 Verwundete.

Von der ital. Besatzung wurden gefangen genommen:
1 Stabsoffizier
14 Offiziere
300 Mann Alpini-Besatzung
davongelaufen sind ca. 200 Mann der Außenbesatzung.
Über Tote und Verwundete auf italienischer Seite wurden keine Angaben gemacht.

Nach der Einnahme stellte man fest, dass die weit reichenden „Armstrong-Kanonen" von italienischer Seite bereits früher demontiert und zu anderen Kriegsschauplätzen weiter südlich abtransportiert wurden. Um den Feind zu täuschen, ersetzte man diese durch perfekte Holzattrappen.


Der österreichische Kaiser Karl besuchte das Panzerwerk „Cima Campo" einige Tage nach dessen
Eroberung.


original Gefechtsbericht

An das k.u.k. 18. Inf.Div.Kmdo Feldpost 481, am 6.A7/./9/7.                                Feldpost 613.

 

Gefechtsbericht

über den Angriff auf das  ital. permanente Werk 'Cima di Campo' am 12/11.1917.

Die unter meinem Kmdo stehende, zum Angriff befohlene Gruppe bestand aus: l. und 2. Komp., Sturmzug, //2 M.G. Komp. (4 Mg.) des k.k.Tir.Lst.Baons l, eine M.G.Komp.Sch. 111/26 (3 M.G.) und der /., 2. und 3. Standschützenkomp. Meran. - Stand der Komp. des Tir.Lst.Baons l IM) Feuergew., StSch.Komp. 120 Feuergew.

An Munition waren nur 120 Stück Patronen pro Mann, Handgranaten und Drahtscheren keine vorhanden (2000 Schuss per M.G.) Während das IV/37.J.R.Res.Baon schon um l l./XI.nachm. das Gefecht einleitete und sich am Osthange der Trig. 1474 und im Sattel südöstl. davon festsetzte, erhielt das mir unterstehende kombinierte Baon vom KampfgrpKmdten H.ObstIt.v. Zacher am 12./XI. zwischen 7 und 8 Uhr vorm. den Befehl, im Anschluss an den rechten Flügel des IV/37.J.Res.Baons (Mjr. GUHA) welches total erschöpft ist und nicht allein vorrücken kann, den Angriff gegen das Werk rechts umfassend durchzuführen und zu diesem Zwecke das komb.Baon hinter der Kote 1441 bereitzustellen. Das Baon wurde aus der Nächtigungsstellung an der Strasse nördl.Kote 1441 auf diese Kuppe vorgezogen und dahinter gedeckt in Masse, Standsch.Komp. am rechten, Lst.Komp. am linken Flügel, Sturmzug, techn.Zug und M.G.Komp. hinter der Mitte im zweiten Treffen, Front gegen Süden aufgestellt. (8 h 30 vorm.)

Die mit den Komp. und M.G.Kmdt. vorgenommene Rekognoszierung ergab folgendes Resultat: Der Hang westl. und südwestl.Kote 1441 war sehr steil und felsig, außerdem mit zahlreichen Drahtverhauen durchquert, so dass ein gerades Vorgehen aus der innegehabten Stellung sehr beschwerlich und zeitraubend erschien, um so mehr als keine Drahtscheren vorhanden waren. Vor dem Werk selbst schienen, soweit es zu entnehmen war, ebenfalls mehrere Reihen Drahthindernisse angelegt zu sein. Aus dem westl. des Werkes {gegen das Val Sugana abfallendem Walde war massiges Inf.Feuer fühlbar, so dass auch der Wald westl. des Werkes besetzt schien.

Ein Angriff unter diesen Verhältnissen und mit den vorhandenen Mitteln (120 Patronen pro Mann, keine techn. Ausrüstung) schien wenig Erfolg zu versprechen, was auch dem I.Geh.Brigkmdo gemeldet und um Zuschub von Drahtscheren und Munition gebeten wurde.

Auf den neuerlichen Befehl des Brigkmdos 'der Angriff' ist durchzuführen', wurde das komh.Baon vorerst hinter den Wald knapp westl.Trig.l474 geschlossen vorgeschoben und dort selbst am Waldrand im Anschluss an das Res.IV/37.Baon folgende Gruppierung zum Gefechte angenommen: siehe Skizze l (11.).

Im Anschluss an das Res.IV/37 Baon am linken Flügel der eigenen Gruppe 3.Standsch. Komp., eine halbe M.G.Komp., sodann l.Komp.Tir.Lst.Baon l an deren rechten Flügel restliche M. G. Halbkomp. (3 M.G.) als Feuerstaffel am Waldrand südwestl. Trig. 1474.  Als vorgeschobener Offensivstaffel l. Standsch. Komp. mit der Direktion auf den rechten Rand des dem Werk vorgelagerten, bewaldeten Rückens, sodann die Waldecke westl. des Werkes. Hinter dem rechten Flügel der l.Komp.Standsch. gestaffelt 2.Komp.Ldst.l., dann 2.Komp.Standsch., Sturmzug hinter der I.Ldst. Komp. (am rechten Flügel).

In dieser Gruppierung wurde unter dem Schütze der M.G. und des Feuerstaffels zunächst die südwestl.Trig. 1474 befindliche tiefe Mulde passiert (ca. 2 h nachm.). Der Gegner antworte­te mit heftigem M.G.- und Inf.Feuer aus dem Werk und dem westl. davon befindlichen Walde. schoss jedoch schlecht und unsicher: Die l .Standsch.Komp. bezog nach Übersschreiten der Mulde auf dem der Westecke des Werkes vorgelagerten, mit Gestrüpp bewachsenen Rücken eine kurze Feuerstellung.

Während dieser Zeit passierte die I.Ldst.-. die 2.Standsch.Komp. und der Sturmzug die Mulde: zugleich gab ich der westl. M.G.Halbkomp. (Ll.Roeger) den Befehl, der Angriffsgruppe zu folgen (durch Ordonanz). Die l .Standsch.Komp. setzte die Vorrückung in einem Zuge fort und kam bis auf ca. 100 Schritte an die Hindernisse der Westecke des Werkes heran. Hier war das Feuer aus der Sperre fast gar nicht wirksam, umso wirksamer jedoch machte sich der im Walde westl. des Werkes liegende Gegner flankierend fühlbar. Die weitere Vorrückung geriet ins Stocken.

Zur gleiche Zeit erteilte ich an die I.Ldst. und 3.Standsch.Komp. den Befehl, sich dem Angriff anzuschließen, mit den vor Beginn des Angriffes angegebenen Direktionen und zwar I.Ldst. Komp.Westrand des Werkes, 3. Standsch. Kp. mittlere Panzerkuppel.

Während die 1/2 M.G.Komp. (Lt.Roeger) am rechten Flügel der vor den Hindernissen lie­genden I.Stdsch.Komp. das Feuer gegen den Wald derart wirksam eröffnete, dass das gegnerische Feuer verstummte und die übrigen Kompn. sich bereits in der Angriffsbewegung befanden, kam vom Brigkmdo der Befehl, den Angriff einzustellen. Da es sich herausstellte, dass die Hindernisse am Glacis des Werkes nicht ausgebaut waren und das Drahtgeflecht fehlte, der Gegner im Walde scheinbar durch das M.G.Feuer niedergehalten war, beschloss ich den Angriff nicht einzustellen, umso weniger als ich sah, dass alle Teile des komh.Baons im Drange nach vorwärts mit Begeisterung trotz der, Infolge aus gestandener Strapazen ziemlich ermüdeten Mannschaft sich dem Werke näherten.

Der Sturm wurde anbefohlen und unter meiner Führung durchgeführt u. zw. drang der linke Flügel des Baons umfassend östl. (3.StSch.Kp.) übrige Teile wesfl. m die Kehle des Werkes ein, so dass nach Aussage des ital. Be.satzungs-Kmdten selber der Feind vollkommen überrascht wurde. Während ein Teil der Reserve zur Verfolgung der Außentruppen und Sicherung gegen den westl. Wald in der Richtung Primolano befohlen wurde, nahm der übrige Teil des Baons die Besatzung gefangen und führte sie ah, ohne dass ich Gelegenheit halte den mir persönlich bekannten Besatzungskmdten zu sprechen. Jedenfalls wären von ihm im ersten Überraschungsmomente wichtige Daten zu erfahren gewesen.

Das Werk befand sich in einem unbeschreiblich verunreinigten Zustand. Die gesamte vorhandene Einrichtung war mehr oder weniger vernichtet. Die Panzertürme waren desarmiert, die Geschütze durch Balken markiert.

Dieses ganze Bild sowie zwei zum Sprengen bereite, mit Zündschnüren versehen Kasematten machten den Eindruck, dass die Besatzung die Absicht hatte, das Werk zu sprengen, wurde aber durch den überraschenden Sturm daran verhindert.

Dass der Angriff mit so geringen Verlusten und so überraschend gelang ist in erster Linie der l. Slandsch.Komp. (Hptm.Pfitscher), welcher ohne Verzug auf das ihm angegebene Direktionsobjekt losging und plötzlich vor den Hindernissen des Werkes erschien: somit allen Teilen des Baons beispielgebend voranging, zu danken.

Das Vorgehen, sowohl dieser Komp. als auch der anderen Teile des Baons unterstützten in mustergültigster, geschickter Weise der M.G.Kmdt.Oblt.Seibt und Lt.Roeger, welch letzterer im kritischen Moment vor dem Sturm rasch zur Sturmgruppe vorging und die den Sturm aus dem Walde flankierende Außenbesatzung durch wohlgezieltes Feuer bei persönlicher Bedienung eines M.Gew. vertrieb.

Nach Aussage des ital. Besatzungskmdt. gegenüber dem Feldkuraten M. Ortner, welcher den ganzen Sturm mitmachte, waren tatsächlich im Walde ca. 200 Mann zum Gegenstoß gegen unsere rechte Flanke bereitgestellt, kamen jedoch des starken M.G.Feuers wegen nicht zum Gegenstoß.

Am Schlussakt beteiligte sich außer dem Tir.Lst.Baon l, M.G. 1/2 Komp.111/26 und den Standsch.Meran keine andere Truppe, es bleiben vielmehr die das Gefecht einleitenden Truppen in ihrer ursprünglichen Stellung auf 1400 - 1600 Schritt nördlich des Werkes beiderseits der Strasse liegen und machten den Angriff, ausgenommen einer Sturmbatr. des Res.lV/37 J. R. Baons gar nicht mit. Angeblich hat das Res.lV/37 J.R.Baon den Brigadebefehl zur Einstellung des Angriffs erhalten und sich daher nach dieser Zeit um Angriff nicht beteiligt.

Außer den vorerwähnten Kmdten., die sich für das Gelingen des Angriffes besonders verdient machten, muss ich die sehr geschickte Führung und Ausnutzung des Terrains sämtlicher Unterkmdten und das begeisterte und kaltblütige Vorgehen der gesamten Mannschaft hervorheben. Die Vorrückung gestaltete sich infolge tiefen Schnees, starken Unterholzes und gefällter Baumreihen sehr schwierig, nebenbei war die Mannschaft ermüdet, da sie nach einem strengen Marsche bei Schneetreiben im Freien nächtigte und so gut wie gar nicht geschlafen hatte. Insbesondere können die Leistungen des Standsch. Baons Meran, welches an so strapaziöse Marschleistungen nicht gewöhnt, seinen ersten Angriff an diesem Tage durchführte, nicht genügend anerkannt werden.

Ich glaube dieses gerechte Lob Unbescheidenheit aussprechen zu dürfen, als ich an der vorzüglichen Qualität meiner Offiziere und Mannschaft nicht den geringsten Verdienst hatte, da ich das Kommando des Baons erst ganz kurze Zeit führe.

Berkic m.p. Hptm.

 

Anmerkung:

Der erste Befehl zum Einstellen des Angriffes traf heim BaonKmdo schon zwischen 3 - 4 h nachm. heim Pausieren des Rückens nordwestl. des Werkes ein. Da ich mit der 1 .Standsch.Komp. vorging, das Terrain schwer passierbar und unübersichtlich mir, fand mich die den Befehl überbringende Ordonanz nicht, der Befehl wurde daher durch die Schwarmlinie weitergehen. Ich hielt dies für einen Irrtum oder Verstümmelung des Befehles und befahl allen Teilen, den Angriff fortzusetzen. Nach ca. 4 h kam der Baonsadjulant Ohlt.Julinek und richtete den Befehl zum Einstellen des Angriffes neuerdings mündlich aus. Da bereits alle Teile im Rollen waren, die Verluste nur gering schienen (4 Tote u. I9 Verwundete) setzte ich den Angriff fort und führte die mir zunächst befindlichen Teile der l. Standsch.Komp. selbst zum Sturm, worauf sich die übrigen Teile des Baons anschlossen. Auf das Hurrageschrei hörte das feindl. Feuer plötzlich auf. Es schien, dass der Feind innerhalb des Werkes durch das wiederholte starke Geschrei verwirrt wurde und die Lage nicht übersah, daher die Besatzung von den Schießscharten wahrscheinlich davonlief.

Aus dem Walde westl. des Werkes war ein Gegenstoß zu befürchten, während ich mich bemühte, die Verbünde einigermaßen zu ordnen und den Flügel im Waide zu sichern, ließ der Buonsadjut. die Gefangenen, die sich mit der eigenen Mannschaft vermischten und teilweise weiße Fahnen schwangen, teilweise aus der Kehle noch schossen, rasch abführen. Es sollen l StabsOffz., ca. 14 Offiziere und 300 Mann gewesen sein. Die Außenbesatzung lief davon.

Berkic m.p.Hptm.




 

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