Die nicht identifizierbaren Batterien der Festung Trient

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
    
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Uli Mößlang und Volker Jeschkeit

Vielen Dank an das Kriegsmuseum in Roveretto, das mir die Bilder und die Informationen zu den verwendeten Geschützen zur Verfügung gestellt hat.
Das (c) für die Fotos und Tabellen liegen beim Kriegsmuseum Roveretto und darf nur mit deren ausdrücklicher Genehmigung kopiert werden.

Museum in Roveretto
Museo della Guerra, Roveretto

 

Alle diese Batterien sind zwar eingezeichnet, auch ihre Schussrichtung, allerdings fehlt der gesamte östliche Kartenteil.

Am Ende des Richtungspfeils waren die Anzahl, Kaliber und Typ der Geschütze eingetragen.

Außer einer Batterie, die vermutlich aus 4 Geschützen 12cm/61 im Bereich der Batterie Campel am Osthang des Kalisberges von Hand eingetragen wurde, befanden sich diese Batterien  hauptsächlich im Bereich Civezzano, der Festung Monte Celva und der Bereiche Chegul-Marzola.
Betrachten wir diese fehlenden Batterien im Einzelnen und versuchen eine Hypothese aufzustellen, aus welchen Geschützen sie bestanden haben könnten.  

Die schon oben angeführte Batterie im Bereich Campel ist bei dem Batteriezeichen von Hand mit 4 x 12cm/61 eingetragen worden, ihre Schussrichtung war Nord-Nordost. Ihr Zeichen war 11/IV.

In der Nähe eine Scheinwerferbatterie mit dem von Hand geänderten Zeichen  IV/3 in IV/4 und der Angabe st.00.  

Etwas weiter unterhalb im Bereich zwischen Dos Castion und Civezzano und oberhalb des Kavernenwerkes Castel Vedro ist eine weitere Batterie mit Schussrichtung Nordost, auch dort ist außer des gezeichneten Batteriesymbols von Hand ein Geschützzeichen eingetragen worden, aber ohne weitere Angaben.

Auch ihr Zeichen wurde geändert von  IV/2 in 10/IV .

Unterhalb dieser ,also immer im Bereich des Kavernenwerkes Castel Vedro eine weitere Batterie mit Schussrichtung Ost und der wiederum geänderten Bezeichnung
IV/1
in 9/IV.  

Sollte es sich um das Kavernenwerk Castel Vedro handeln, und die geografischen Positionen stimmen in diesem Falle, so handelt es sich um die beiden Geschützkavernen dieses Werkes mit den oben erwähnten Schussrichtungen.

Diese Kavernen waren sehr klein und eng, ein 10cm oder 12cm Geschütz hätte dort in keinem Falle Platz gehabt, schon bei einem Geschütz des Types 9cm/4 hätte ich meine Zweifel, die 7cm/75 aber hätte zweifelsohne hineingepasst.  

Sollte es sich hingegen um ausgelagerte Geschütze des bereits aufgegebenen Hauptwerkes Civezzano handeln oder um die bereits gestrichenen Geschütze der Armierung der oberen Strassensperre Civezzano, handelt es sich um oberirdische Stellungen.
In diesem Falle kann man annehmen, daß es sich um  größere Geschütze handeln muss.

Im Hauptwerk Civezzano waren (1909) 3 x 15cm/61 und 5 x 12cm/61 in Stellung sowie 2 x 9cm/75/96.  

In der oberen Strassensperre 2 x 12cm/61.  

Zieht man davon die 4 x 12cm/61 der Batterie bei Campel ab,

verbleiben 3 x 15cm/61 und  3 x 12cm/61,sowie die beiden 9cm/75/96,die alle in andere Stellungen verbracht wurden.

Naheliegend ist, das sie in der Nähe aufgestellt wurden, allein schon aus dem Grunde die Verteidigungsfähigkeit der Sektion IV zu erhalten.  

Betrachten wir die untere Straßensperre Civezzano:

Auch diese Batterie, bestehend aus 3 Kavernengeschützen ist mit Schussrichtung Ost eingetragen.
Bei dieser Stellung handelt es sich um die ältesten Kavernenanlagen der Festung Trient, sie wurden schon  zwischen 1869 und 1872 (Quelle: Nicola Fontana,K.u.K. Werk Dossaccio) angelegt.
Die Bewaffnung bestand aus  (1909) aus 3  x 8cm/95 Geschützen.
 

Alle weiteren unbekannten Batterien befinden sich in der Sektion III.

Genauer gesagt: In den Bereichen Roncogno-Monte Celva und dem anschließenden Bereich Monte Chegul-Marzola Massiv.  

Bis auf 1 oder 2 (?) Batterien der Haubitzen 10cm/99 handelt es sich ausschließlich um eingetragene Batterien mit Geschützen 9cm/75,so das man von der berechtigten Annahme ausgehen kann, das es sich auch bei diesen Batterien um 9cm/75 handeln könnte.  

Zusammengefasst lässt sich sagen:  

Im Bereich der Sektion IV sind es insgesamt 4 Stellungen, davon konnten 2 Stellungen identifiziert werden:  

Campel mit 4 x 12cm/61  
u
nd
Untere Straßensperre Civezzano mit 3 x 8cm/95  

Im Bereich Roncogno-Monte Celva-Monte Chegul-Marzola Massiv (Sektion III) handelt es sich um insgesamt 10 Batterien mit Schussrichtung Ost bis Südost.  

Als gesichert kann somit gelten, das die Festung Trient zum Zeitpunkt der Gültigkeit der Karte der Artilleriestabsabteilung Trient mit 207 Geschützen bewaffnet war.  

Rechnet man die unbekannten Batterien mit jeweils 2 Geschützen hinzu, käme man auf eine Bewaffnung  von 207 + 24 = 231 Geschütze.  

Volker Jeschkeit,
Villamontagna-Trient ,23.03.04

 

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