Beschreibung der Batterie Roncogno,
auch Werk oder Fort Roncogno genannt

Volker Jeschkeit - Trient  15.09.03

Die Stellung befindet sich auf der Höhenquote 809müNN im Bereich der Gemeinde Povo, etwas oberhalb des Cimirlo-Passes, einstmals Sattel von Roncogno genannt.
(Höhenquote  734müNN)

Die Batterie wurde auf einer Ebene erbaut, die zum Teil künstlich hergestellt wurde und liegt unterhalb des Berges Celva  (1000müNN) an seinem Fuße.

Laut der vorhandenen Dokumentation des KuK  Pioniergenies von Trient war der Originalname der Befestigung BATTERIE AM SATTEL VON RONCOGNO.

Die Batterie ist Teil des 3.Bauabschnittes der österreichischen Militärverwaltung, die während der Zeit zwischen 1879 und 1881 durchgeführt wurden. Als Resultat des 2. und 3.Krieges „del Risorgimento“, die zur Annexion von  der Lombardei und dem Veneto an das Königreich Piemonte führten und dadurch  die Region Trentin zum direkten Grenzgebiet mit Italien wurde.

Die Batterie war Bestandteil des FESTUNGSPLATZES TRIENT.

Diese Befestigungsanlagen bestanden aus 2 Ringen um die Stadt Trient basierend auf den Entscheidungen des KuK Oberkommandos, das den Bereich dieser Stadt  als strategisch wichtige Verteidigungsstellung zum Schutze Tirols bewertete.

Zusammen mit der Batterie Cimirlo, unterhalb von der Batt. Roncogno gelegen und mit der es kommunikativ verbunden war, komplettierte es die Verteidigung des Bereiches in Richtung Valsugana.

Es gehörte  zur Verteidigungslinie Fort Civezzano, Mittl. Strassensperre Civezzano und Unt. Strassensperre Civezzano und blockierte zusammen mit diesen Werken und der Batt.Cimirlo alle Zugänge aus dem Bereich Valsugana.

Zusammen mit der Batt. Cimirlo, 3 Munitionsmagazinen in der Localität Pramarquart entlang der Militärstrasse „Sella di Roncogno-Rifugio Maranza (Anm.d.Verf.: Das ist der Bereich der B-Stelle Maranza und der Batt. Maranza, die Strasse diente zur Versorgung dieser militärischen Anlagen) war es Teil der 3.Verteidigungssektion der Festung Trient mit der Bezeichnung RONCOGNO.

 

Die Batterie wurde in der damaligen Epoche nach einem neuen Baukonzept errichtet wie alle Befestigungsanlagen aus dieser Zeit. Das bedeutet,  behauene Natursteine in Kombination mit einigen tragenden Stahlbetonkonstruktionen fanden Verwendung für das Festungswerk. Es steht damit im Gegensatz zum Baukonzept der Werke im Verteidigungsbereich Lavarone und Folgaria,die komplett aus Stahlbeton errichtet wurden.

Die Batterie verfügte zur Wasserversorgung über eine Zisterne, ein Lebensmittelmagazin und über Scheinwerfer, die die Umgebung der Batterie ausleuchten konnten und zur nächtlichen Verteidigung des Nahbereiches derselben dienten.

Die Stellung war  1913 mit 4 Kanonen  Kaliber 90mm in Kasematten bewaffnet.

Die Werksbesatzung bestand aus einem Kommandanten (Leutnant der Artillerie), 6 Landesschützen für die Nahverteidigung,16 Artilleristen und 6 Reserveartilleristen, sowie 4 Pionieren für die Wartung und Reparatur  des Werkes und seinen Stacheldrahthindernissen im Vorfeld.

Insgesamt also 1 Offizier und 32 Mannschaftsdienstgrade.

Das Werk hat die Form eines unregelmäßigen Hufeisens, der Innenhof wird durch die 2 Kasemattenbereiche umfasst, der Eingang befindet sich Richtung Norden, auf der West- und Südseite befinden sich die Geschützpforten der Kasematten. Die Bauhöhe beträgt ca. 6m,die inneren Gewölbebereiche und tragenden Teile des Werkes sind aus Stahlbeton, die Außenmauern und die Innentrennwände sind aus behauenen Naturstein.

Unter der Erdoberfläche verlegte Telefonleitungen verbanden es mit der Telefonzentrale des Kommandos der Festung Trient. Optische Signalanlagen dienten als 2. Kommunikationsmittel und waren gerichtet auf das umfassende optische Signalsystem des Bereiches der Festung Trient. Das verantwortliche optische Signalrelais  zur Einspeisung der Nachrichten der Batterie befand sich in dem Ort Selva am Hang des gleichnamigen Berges.

Das Werk wurde mehrmals bis 1904 umgebaut ,verlor jedoch mehr und mehr seine strategische Bedeutung.

Zu Beginn des Krieges mit Italien 1915 galt es als veraltet und wurde daher desarmiert. Die Kanonen wurden in Kavernenstellungen ( „Stoi“ im trentiner Dialekt, zu deutsch Stollen) im Bereich des Berges Celva verbracht. Die neuen Stellungen wurden mit Drahthindernissen, Schützengräben und anderen Infanterieanlagen geschützt.

Diese Stellungen sind teilweise noch sichtbar, wie auch andere im Bereich des Cimirlo-Passes und andere Stellungen auf dem Rücken der Bergkette Chegul-Doss dei Corvi-Marzola.

Mit dem Abkommen von 10.09.1919 von St.Germaine (Friedensschluss mit Österreich), kamen die Befestigungsanlagen des Bereiches Trient  unter das Kommando der italienischen Militärverwaltung. Seit 1949 ist das Werk im Besitz der Gemeinde von Trient.

In der Nachkriegszeit wurde das Werk (wie auch alle anderen, Anm.d.Verf.) häufig geplündert, alle Fenster und Türen ausgebaut, die tragende Konstruktion des Holzdaches mitsamt seiner Natursteinbedeckung abgetragen, sowie auch das eiserne Eingangstor (Zugang zum Werk) demontiert.

1989 wurde es teilweise restauriert, die nähere Umgebung vom Unterholz und Dickicht des Waldes befreit und somit wieder sichtbar und von außen zugänglich gemacht.

 

Volker Jeschkeit- Trient  15.09.03  

 

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