" Werk Sommo "

" Sommo Alto "

Kriegstagebuch  des Werkskommandanten 

Entnommen aus dem Roman  
"Sturm über den Werken"
von Albin Kühnel

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Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist
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Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

 


Kehlseitige Ansicht

 

 

IV.  

Das k.u.k. Panzerwerk  

„Sommo"

Baugeschichte  

Das k.u.k. Panzerwerk „Sommo“, von den Italienern „Sommo Alto“ genannt, erhebt sich auf einer südöstlich der Fraktion Francolini (Gemeinde Folgaria) gelegenen, 1.614 m hohen und „Sommo alto“ genannten Anhöhe. Über den Zeitpunkt des Beginns der Bauarbeiten und der Fertigstellung des Werkes gibt es in der einschlägigen Literatur unterschiedliche, ja einander widersprechende Angaben. Am zuverlässigsten dürften die Feststellungen des italienischen Kundschaftsdienstes sein, der bereits im Jahre 1909 berichtet hat, dass auf dem Sommo alto gearbeitet wird und der schon ein Jahr später definitiv wusste, dass dort ein Panzerwerk im Entstehen begriffen ist. Im Sommer 1914 waren nach seinen Angaben die Arbeiten noch nicht abgeschlossen, so dass man davon ausgehen kann, dass Werk „Sommo“ erst Anfang 1915 fertig gestellt worden ist.  

Unterschiedlich sind auch die Angaben über die Personen, die das Werk „Sommo“ geplant haben und mit der Bauleitung befasst waren. Nach einer im Kriegsarchiv in Wien aufliegenden Aufstellung der „Planer und Bauleiter der 1905 bis 1915 in Südtirol gebauten Werke“ soll ein Hauptmann Oskar Hanenstein das Werk geplant und anfangs auch die Bauleitung innegehabt haben, während ein Hauptmann Gustav Jedlicka das Werk fertig gestellt haben soll. Diese Liste wurde jedoch erst im Jahre 1941 „nach persönlicher Erinnerung“ von Generalleutnant Rudolf Schneider aufgestellt, der seinerzeit Hauptmann im Generalstab und von 1907 bis 1911 Angehöriger des mit der Planung und der Errichtung der Hochflächenwerke befassten Geniestabs Trient gewesen ist.  

Aldo Forrer, ein profunder Kenner des Weltkriegsgeschehens auf den Hochflächen von Folgaria und Lavarone, nennt in seinem Buch „Guida lungo la fronte austro-ungarica e italiana“ einen Hauptmann im Generalstab Schönherr als Planer und Bauleiter. Wie den zahlreichen im Staatsarchiv in Trient aufbewahrten und diesem Kapitel als Kopien beigefügten Bauplänen unschwer entnommen werden kann, taucht der Name Schönherr auch auf allen das Werk „Sommo“ betreffenden Werksplänen auf, womit die Angaben Forrers ihre Bestätigung finden.  

Forrer ist auch der einzige, der die Höhe der Baukosten nennt. Sie sollen sich – einschließlich der Kosten der Werksstraße, aber ohne die Bewaffnung – auf 982.000 Kronen belaufen haben.  

 

Werksbeschreibung  

Das Werk „Sommo“ ist ein Zwischenwerk. Seine Aufgabe bestand darin, diejenigen Räume zwischen dem Coe-Pass und der Malga Melegna, die nicht im Feuerbereich der Werke „Sebastiano“ und „Serrada“ lagen, zu beschießen.  

Aus Gründen der Kostenersparnis hatte man das Werk „Sommo“ nicht in einen Unterkunfts- und in einen Batterieblock getrennt, sondern die Turmhaubitzen und den drehbaren Panzerbeobachtungsstand unmittelbar auf den Kasemattblock gesetzt. Dieser war nur 14 m breit, und die gegnerische Artillerie hatte große Schwierigkeiten, ihn zu treffen. Die Trefferquote war daher sehr gering: Die Anzahl der Betontreffer war mit 3% die geringste aller Folgaria- und Lavaronewerke.

Das Werk „Sommo“ verfügte über keinen Frontgraben, der steil abfallende Hang vor dem Kasemattblock stand dem entgegen. Der vorhandene Kehlgraben musste im Laufe des 1. Kriegsjahres bis auf Höhe des 1. Stockes wieder aufgefüllt werden, um die Wirkung der von den dort flankierend einschlagenden italienischen 14,9 cm Geschossen stammenden Granatsplitter zu mildern.  

Die Werksdecke bestand – wie bei allen anderen Hochflächenwerken – aus einer Lage I-Trägern, auf der eine Stampfbetondecke ruhte. Sie sollte nach der ursprünglichen Planung nur 2,15 m dick sein, wurde aber während der Bauarbeiten auf 2,80 m verstärkt. Als man das Werk „Sommo“ nach der Frühjahrsoffensive 1916 renovierte, wurde die Decke im Bereich der Panzerkuppeln sogar auf 3,90 m verstärkt.  

Der Nahverteidigung dienten zwei externe Nahkampfanlagen, der aus drei Teilen bestehende Ost- und der aus zwei Teilen bestehende Südkomplex. Alle Komplexe waren untereinander und mit dem Hauptwerk durch tiefe unterirdische Poternen verbunden.



 

Zwischen dem Hauptwerk und den Nahkampfanlagen verlief eine in den Fels gesprengte Infanteriekampflinie, die im Bedarfsfall von den Infanteriebesatzungen des Süd- bzw. Ostkomplexes besetzt werden konnten.

Die ganze Werksanlage war von einem dreireihigen Stacheldrahthindernis umgeben, dessen vorderste Reihe in einem seichten Graben verankert war. Die gesamte Hinderniszone konnte von den gepanzerten Maschinengewehrständen aus kontrolliert werden.  

Die 3 ½ km lange Werksstraße war zum großen Teil von den benachbarten Grenzhöhen aus einsehbar.  

Das Werk „Sommo“ war das am weitesten zerlegte und damit modernste Panzerwerk auf den Hochflächen von Folgaria und Lavarone. Es trug daher während der einjährigen Beschießung die geringsten Schäden davon, und seine Feuerkraft wurde in keiner Weise beeinträchtigt.

 

Bewaffnung  

2                    10 cm-Turmhaubitzen Modell 09;

18                8 mm-Maschinengewehre Modell 07/12; davon 14 in fixen Panzerständen;  

Nach dem ursprünglichen Ausrüstungsplan sollte das Werk „Sommo“ mit drei Turmhaubitzen unter Drehpanzern ausgestattet werden. Aus Ersparnisgründen wurde davon abgesehen; statt dessen wurde auf die Mitte des Kasemattblocks ein drehbarer, gepanzerter Beobachtungsstand gesetzt.  

Außerdem war geplant, eine kasemattierte Traditorenbatterie mit zwei 10 cm Haubitzen, die in Richtung Werk „Sebastiano“ wirken sollten, in den Kasemattblock einzubauen. Auf Grund der hohen zusätzlichen Kosten, die dadurch entstanden wären, verzichtete man auf die Traditorenbatterie und ersetzte sie durch einen gepanzerten Maschinengewehrstand für zwei Gewehre.  

Der Kehlgraben wurde lediglich von Gewehren und Maschinengewehren bestrichen. Eigene Kasemattkanonen waren nicht vorhanden.  

 

Besatzung  

   1                    Werkskommandant (Oberleutnant Rudolf Kalifius) 
vom FestArtBat. Nr. 6

   3                    Artillerieoffiziere vom FestArtBaon Nr. 6

   1                    Infanterieoffizier des Tiroler Landeschützenregiments Nr. I

   1                    Werksarzt

   85                Festungsartilleristen

   42                Infanteristen

   5                    Sanitäter

   4          Sappeure

   10        Telefonisten der Festungstelefonabteilung Nr. 3

   3          Ordonnanzen

   5          Offiziersdiener  

Dies war der Stand der Besatzung am 24. Mai 1915, dem Tag des Kriegsausbruchs mit Italien. Die Besatzungsstärke wechselte im Laufe der Zeit ständig und betrug zeitweise das doppelte des vorgesehenen normierten Standes.  

 

Beobachtung  

Für die Haubitzbatterie aus einem zwischen den Turmhaubitzen Nr. I und II befindlichen drehbaren Panzerbeobachtungsstand; für den Nahkampf aus einem drehbaren Panzerbeobachtungsstand auf der Nahkampfanlage B.  

 

Verbindungen  

Optisch war das Werk „Sommo“ durch eine Festungssignalstation (Blinkzeichen) mit dem benachbarten Werk „Sebastiano“ sowie mit der Zentrale auf dem Monte Rust verbunden. Vermutlich bestand aber auch eine optische Verbindung zum Werk „Serrada“.

 

Die Ergebnisse der italienischen Spionage 
gegen das Werk „Sommo“
 

Dass auf Sommo Alto gearbeitet wird, wurde im Jahre 1909 mitgeteilt, und ein Jahr später stand fest, dass dort an der Errichtung eines Werkes gearbeitet wurde. Das Fort wurde im Jahre 1914 fertig gestellt und die von der Costa d’Agra gemachte Aufnahme stammt vom Sommer 1914. Die Bauarbeiten sind noch nicht abgeschlossen, aber die sichtbaren Teile des Werkes präsentieren sich bereits mit den grünen und rötlichen Flecken der Tarnung. Auf dem Bild sieht man deutlich die beiden Kuppeln für die 10 cm-Panzerhaubitzen und - in der Mitte sitzend - jene für den Beobachter. Deutlich zu erkennen sind auch die Nahkampfanlagen, die sowohl aus feldmäßigen Befestigungen wie Schützengräben und den das Werk umgebenden Drahtverhau, als auch aus 5 permanenten, unter die Erde versenkten und mit dem Hauptwerk durch unterirdische Gänge verbundenen Stützpunkten bestehen. Ein jeder der zur Nahverteidigung bestimmten Stützpunkte verfügt über eine oder zwei fixe Metallkasematten, die mit Maschinengewehren bestückt sind. Die die Hauptbewaffnung bildenden Panzerkuppeln des auf drei Seiten in das anliegende Gelände versenkten Werks Sommo wurden auf das Verdeck des Kasemattblocks gesetzt, der damit gleichzeitig Batterieblock ist. Aufgabe des Werkes war es, die Grenze zwischen der Costa d’Agra und der Osteria Fiorentini zu decken.

 

 

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