" Werk Sebastiano "

Kriegstagebuch  des Werkskommandanten 

" Werk Cherle "

Entnommen aus dem Roman  
"Sturm über den Werken"
von Albin Kühnel

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Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist
hat die Seiten internettauglich aufbereitet.

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

 

November 1915

 

Der frühe Wintereinbruch machte alle größeren Kampfhandlungen im Frontabschnitt Folgaria unmöglich. 

Unsere Hauptbeschäftigung bestand in der Versorgung und Beschaffung von Brennholz, um für die langen Wintermonate gerüstet zu sein. Der Stollenausbau wurde fortgesetzt, wiederholt durch Mangel an Sprengstoff unterbrochen und schritt deshalb nur langsam voran.  

Vom Feind wurden im Monat November im ganzen ca. 100 Schuß 14,9 cm, davon 2/3 Schrapnells, als gelegentliches Störungsfeuer auf die Werkszufahrt abgegeben. Größer Schäden wurden nicht angerichtet. Verwundete oder Gefallene waren nicht zu beklagen. Dafür waren die Erkrankungen mit einem laufenden Stand von zehn bis zwölf Mann verhältnismäßig hoch, was auf die feuchten Kasematten zurückzuführen war, die Verkühlung und Gelenkserkrankungen förderten.  

Der eigene Munitionsverbrauch belief sich auf 270 Schuß 10 cm Haubitzmunition. Dieser Munitionsverbrauch wurde zur Störung des feindlichen Nachschubs auf der Tonezzastraße angesetzt, wenn feindliche Autos oder Tragtierkolonnen bei Tage sich dort wie im tiefsten Frieden vor unseren Augen bewegten.  

 

Dezember 1915

 

Kein Feindbeschuß mit 28 cm Kaliber. Die 14,9 cm Batterie auf Toraro gab im Verlauf des ganzen Monats Dezember ca. 50 Schuß Schrapnells auf die Werkszufahrt ab, ohne weitere Schäden anzurichten. 

Die abnorm hohen Schneelagen schlossen jedwede feindlichen oder eigenen Kampfhandlungen aus.  

Der eigene Munitionsverbrauch betrug für den ganzen Monat Dezember 85 Schuß 10 cm Haubitzmunition.  

Verluste außer Kranken hatte die Werksbesatzung keine zu verzeichnen. Die leicht Erkrankten wurden alle im Werkslazarett behandelt und nur schwerere Fälle an das Feldspital in Folgaria abgegeben. Durchschnittlicher Krankenstand: 18 bis 20 Mann täglich.

Resümee

über die Auswirkungen der kriegerischen Ereignisse um das

Werk „Sebastiano“

vom Mai 1915 bis Ende Dezember 1915
(
von Karl Lipscher) 

Das Werk „Sebastiano“ hatte beide Beschussperioden unter der Einwirkung von ca. 3.200 Schuss Kaliber 28 cm und ca. 4.000 Schuss Kaliber 14,9 cm sehr gut überstanden; es wurden weder dessen passive Abwehrkraft noch die unter Panzer stehenden Waffen ernstlich beeinträchtigt. 

Schon nach den ersten Beschusswochen hatte es sich gezeigt, dass das Kaliber 28 cm der italienischen Küstenhaubitze trotz anfänglich verwendeter ausgezeichneter Kruppmunition nicht ausreichte, um in kurzer Zeit das Werk als Kampffaktor ausschalten zu können.  

Unverständlich – wie so manches an der italienischen Kriegführung auf Lavarone und Folgaria - war auch der zeitweise sehr heftige 14,9 cm Beschuss des Werkes „Sebastiano“ selbst, von welchem der Gegner sich überhaupt keinen Erfolg versprechen konnte, da von diesem Kaliber gegen Panzer und Beton keine ausreichende zerstörende Wirkung zu erwarten war, wie die Beschussergebnisse später zur Genüge erwiesen haben.  

Alle entstandenen Beschussschäden an Beton und Drehpanzern wurden laufend von der nimmermüden Besatzung unter deren äußerst rührigen Werkskommandanten ausgebessert; daher konnte die Widerstandsfähigkeit des Werkes uneingeschränkt erhalten werden.  

Die auftretenden Schwächemomente an den Vorpanzern der 10 cm-Turmhaubitzen konnten in der Form Abhilfe geschaffen werden, dass deren Ringgalerien unter Zuhilfenahme von Profilträgern N. P. 50 ausbetoniert wurden, was sich gegen das 28 cm-Kaliber als ausreichend widerstandsfähig erwiesen hatte.  

Die für die Werksverteidigung willkommenen, aber sonst unverständlichen feindlichen kürzeren oder längeren Beschusspausen, die sich auf Tage oder sogar Wochen erstreckten, wurden immer wieder dazu benützt, unter dem Einsatz aller verfügbaren Kräfte entstandene Schäden auszubessern und zu beheben. Setzte dann nach Tagen oder Wochen neuerlich der 28 cm Beschuss ein, hatte das Werk dann immer wieder nahezu seine gleiche Abwehrstärke wie zu Kriegsbeginn erreicht, und so musste der Feindbeschuss neuerlich von vorne mit seinem Zerstörungsfeuer auf ein Ziel beginnen, welches gleich stark wie zu Kriegsbeginn im Mai war. Zu einem pausenlosen 28 cm Beschuss, um dem Verteidiger nicht die Zeit für Reparaturen zu gewähren, konnte sich unser Gegner niemals aufraffen und entschließen, weshalb ihm auch der angestrebte Erfolg, nämlich eine Niederkämpfung des Werks „Sebastiano“, restlos versagt blieb.  

Das Werk „Sebastiano“ war der unbezwingbare Rückhalt des Nordabschnittes des sonst eher als schwach zu bezeichnenden Folgariaabschnittes, trotzdem es ca. 1,5 km hinter der eigentlichen Widerstandslinie lag. Alle italienischen Angriffe gegen diese dem Werk vorgelagerten Stellungen scheiterten einerseits an dem Mut der Tiroler Standschützen, und andererseits an der artilleristischen Unterstützung der sechs 10 cm Turmhaubitzen, deren zielsicheres Punktfeuer es immer wieder verstanden hatte, eingetretene Krisen überwinden zu helfen und den Gegner zu vertreiben.

Infolge des dauernden Munitionsmangels an 10 cm Haubitzmunition waren der Werksartillerie leider Beschränkungen auferlegt, die es verboten, oft lohnende Ziele mit Erfolg unter Beschuss zu nehmen. Da aber eine rechtzeitige Ergänzung der verbrauchten Munitionsbestände nicht gewährleistet war, und ein eisernen Bestand für alle Eventualitäten vorhanden sein musste, hatte sich die Werksartillerie, wenn auch manchmal schweren Herzens, den nun einmal gebotenen Verhältnissen fügen müssen, was nicht immer zu unserem späteren Vorteil war. 

Die italienische Kriegführung auf Folgaria verzettelte bei allen ihren Angriffen, die dazu dienen sollten, einen Frontdurchbruch zu erzwingen, räumlich wie zeitlich immer voneinander getrennt ihre Kräfte, weshalb ihr auch ein Erfolg bis zum Jahresende 1915 versagt blieb.  

Aus der Ordre de Bataille geht hervor, wie schwach unsere Kräfte sowohl an Infanterie als auch an Artillerie waren, so dass es ohne dem Vorhandensein der drei Panzerwerke auf Folgaria niemals möglich gewesen wäre, die Front gegen eine vier- bis fünffache Feindüberlegenheit zu halten.  

 

Januar bis März 1916

 

Die ausgesprochenen Wintermonate Jänner bis Ende März 1916 mit den abnorm hohen Schneelagen und strenger Kälte schlossen jegliche Kampfhandlungen selbst kleinsten Stiles aus. Die Werksbesatzungen waren ununterbrochen damit beschäftigt, die Zugangswege zum Werk von den ungeheuren Schneemassen freizuhalten, um die laufende Versorgung des Werkes sicherzustellen. Auch die Beschaffung von Brennmaterial war keine leichte Sache und zehrte sehr an der Kraft der Werksbesatzung. Jedes Scheit Holz mußte auf den Schultern der Besatzung herangeschleppt werden – genau so, wie es in den Sommermonaten vorigen Jahres mit dem Zement gewesen war. 

Ich habe bereits bei der Schilderung der Tagesereignisse im Winter 1915/1916 des Werks „Lusern“ dem Leser einen Einblick gewährt, wie es da zuging, und das hat sich in nahezu gleicher Form auch in den Folgariawerken in diesem Sinne abgespielt.  

Um den Leser nicht zu ermüden und um Gleichförmigkeiten zu vermeiden, sind deshalb die Tagesereignisse bei den Folgariawerken während der Wintermonate fortgelassen.  

Kein 28 cm Beschuß und nur ganz vereinzelte Lagen von 14,9 cm Kalibern, das in den drei Berichtsmonaten ca. 50 Schuß umfaßte.  

Da der Italiener mit den gleichen Schwierigkeiten im Kampf gegen Schnee und Eis zu kämpfen hatte wie wir, dürfte es verständlich sein, daß auch er bestrebt war, seine Kräfte und sein Material zu schonen, und sie für die günstige Jahreszeit im Frühjahr 1916 aufsparte.

  Die III. Beschussperiode 
(27. April bis 18. Mai 1916)
 

 

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