Die Bewaffnung der Hochflächenwerke Lavarone-Folgaria Entnommen aus dem Roman Die Uhrheberrechte bei den Seiten liegen bei Albin Kühnel und sind auszugsweise auch in abgeänderter Form, auf Papier oder Datenträgen verboten.
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Die Werke auf den Hochflächen von Lavarone und Folgaria waren
– vom Werk „Cima di Vezzena“ abgesehen – artilleristisch alle
nach dem gleichen Schema armiert worden: Für den Fernkampf 10
cm-Turmhaubitzen Modell 9, für den Nahkampf 8 cm-Minimalschartenkanonen Modell 9, 6cm-Kasemattkanonen Modell 10 und 8
mm-Maschinengewehre Modell 07/12. Das waren seinerzeit die modernsten
Waffen, über die die k.u.k. Streitkräfte verfügten. Sie haben den in
sie gesetzten Erwartungen – allerdings mit gewissen Einschränkungen
bei der Turmhaubitze M 9 – gut bis sehr gut entsprochen. Die 10 cm-Turmhaubitze Modell 9
Die
von Oberst des Geniestabs Otto Ellison von Nidlef konstruierte 10
cm-Turmhaubitze Model 9 bestand aus einem in einem Bronzeguss
gefertigten Haubitzenrohr, das einen rechtsseitigen Flachkeilverschluss
mit Hülsenliderung (Abdichtung bei Hinterladern) aufwies. Es war mit
Rohrrücklauf auf einer Vorderpivotwiegenlafette montiert, die
ihrerseits auf einer schwenkbaren Plattform stand. Die Lafette hatte
eine hydraulische Bremse, zwei Vorhebeeinrichtungen, eine Zahnbogenhöhenrichtmaschine
mit Schneckenradvorgelege und eine Entlastungsvorrichtung. Der
Elevationsbereich war mit +450 bis –150 größer
als bei den Vorgängermustern. Die Seitenrichtmaschine besaß einen
Schneckentrieb. Die
Turmhaubitze wurde durch Heben und Drehen der Kuppel grob auf ihre Schussrichtung
geschwenkt und durch Drehen der Plattform genau gerichtet. Die
Feuergeschwindigkeit betrug acht bis zehn Schuss pro Minute. Mit der neu
eingeführten Sprenggranate M 10 aus Pressstahl mit einem Gewicht von
15,7 kg und einer Sprengladung von 1,7 kg Trotyl besaß man ein Geschoß,
mit dem die Turmhaubitze M 9 bei Einzelschüssen auf Feldziele eine
ausgezeichnete Wirkung erzielte. Die Schussweite betrug 8.200 m. Rohr
und Lafette waren im Gegensatz zu den früheren Drehpanzerkonstruktionen
vom Panzerturm vollkommen unabhängig. Sie konnten im Bedarfsfall ohne
Desarmierung der Panzerkuppel ausgebaut und nach Herstellung einer
Betonbettung im Freien außerhalb des Werkes aufgestellt werden, was bei
den Werke „Verle“ und „Lusern“ nach Zerstörung der Geschütztürme
auch geschehen ist. Die
wesentlichen Vorteile der 10 cm-Turmhaubitze M 9 1. Kein empfindlicher Drehmechanismus,
der bei den Vorgängermodellen leicht 2. Die Lafettenkonstruktion war - wie bereits ausgeführt - von der
Panzerkuppel vollkommen unabhängig. Sie wurde daher auch bei
Volltreffern auf die Panzerkuppel nicht in Mitleidenschaft gezogen. Es
waren also alle Voraussetzungen dafür gegeben, dass das Geschütz bis
zur letzten Kampfphase intakt blieb. 3. Die Kuppelscharte mit dem Geschützrohr konnte durch Abschwenken
der Panzerkuppel dem feindlichen Feuer entzogen werden. 4. Zum Unterschied von einer Senkpanzerkonstruktion feuerte das
Geschütz bei festaufliegender Panzerkuppel und konnte, in der Rohrlänge
wenig beschränkt, auch auf größere Entfernung und, weil ein gegen
Flachbahnfeuer besonders empfindlicher Teil fehlte, auch während des
feindlichen Artilleriefeuers wirken. 5. Es war nicht erforderlich, wegen jeder geringen Änderung der
Seitenrichtung die Panzerkuppel zu drehen, weil in jeder Kuppelstellung
15o nach jeder Seite Wendungswinkel zur Verfügung stand. War
die Panzerkuppel doch einmal verklemmt, so verfügte man immer noch über
ein Richtfeld von 30o. 6. Die Lafette entsprach allen seinerzeit modernen Anforderungen wie
z.B. Rohrrücklauf, unabhängiger Visierlinie mit Fernrohr usw. 7. Die gesamte Konstruktion war billiger in der Herstellung und
bedeutend einfacher in der Handhabung als die Senkpanzer des in der Gürtelfestung
Przemysl eingebauten Typs. Man hatte also die Vorteile der alten Panzerkasematten, der Panzerlafetten und des Senkpanzers Typ „Przemysl“ vereinigt, deren Nachteile aber vermieden. Die 10 cm-Turmhaubitze M 09 wurde in die Lavarone- und
Folgariawerke in erster Linie zur Abwehr von Nahangriffen eingebaut.
Fernhalte- und Fernkampfgeschütze sollten - offen aufgestellt - von
verdeckten Stellungen aus feuern und die italienische
Fernkampfartillerie in Zaum halten. Derartige Geschütze standen im Mai
1915 nach der Kriegserklärung Italiens an der Tiroler Front zunächst
nicht zur Verfügung. Daher mussten die Haubitzbatterien der Hochflächenwerke
mit ihrer Reichweite von maximal 8.200 m diese Aufgabe mit übernehmen,
so gut es eben möglich war. Dass sie dabei den italienischen 14,9 cm
Langrohrkanonen der Panzerwerke Monte Verena und Campolongo, die bis zu
12.000 m weit schießen konnten und außerhalb der Schussweite der österreichischen
Werke lagen, hoffnungslos unterlagen waren, bekamen sie in den Maitagen
1915 auf das Heftigste zu spüren. Erst als im Juni 1915 eine 30,5 cm-Mörserbatterie
auf der Hochfläche von Lavarone in Stellung gebracht war und die beiden
italienischen Panzerwerke unter Feuer nahm, war es mit ihrer
Wirksamkeit vorüber:
Innerhalb von nur
wenigen Tagen waren sie außer Gefecht gesetzt.
Die 8 cm-Minimalschartenkanone M 9 und die Je zwei
8 cm-Minimalschartenkanonen M 9 (Schussweiten: Granaten 4.000 m,
Schrapnell 3.000 m, Kartätschen 400 m) standen in den
Traditorenbatterien der Werke „Verle“ und „Lusern“, während in
den Traditor des Werkes „San Sebastiano“ zwei 10 cm-Kasemattkanonen
M 12 eingebaut worden waren. Die Werke „Gschwent“, „Sommo“ und
„Serrada“ verfügten über keine Traditorenbatterie. In „Verle“ z.B. bestand die Traditorenbatterie aus zwei 8cm-Minimalschartenkanonen, die gestaffelt hinter „Stirnpanzern“, also hinter in Beton eingebauten, senkrechten Panzerplatten aufgestellt waren. Jedes dieser Geschütze konnte bis zu 20 Schuss pro Minute abgeben. Die Traditoren dienten - wie bereits ausgeführt - der Nahverteidigung und bestrichen das Gelände zwischen zwei Werken. Jene von „Verle“ und „Lusern“ haben wesentlich zur Abwehr aller italienischen Angriffe auf der Hochfläche von Lavarone beigetragen. Die 6 cm-Kasemattkanone M 10 Das
Standartgeschütz für die Grabenstreichen der Hochflächenwerke war die
6 cm Kasemattkanone M 10. Ihre Einbauordnung entsprach den älteren
Mustern, nur die Rohre waren bereits von modernen Mustern. Die Kanonen
hatten Keilverschlüsse, die sich senkrecht bewegten, sogenannte
Fallblockverschlüsse und standen, ähnlich wie die Traditorengeschütze,
hinter Stirnpanzern. Die Feuergeschwindigkeit betrug 12 (ohne
Zielwechsel 15) Schuss pro Minute, ihre Reichweite ca. 1.500 m. Ihr
Feuerbereich reichte in der Senkrechten von -100 bis + 100,
in der Waagrechten betrug er 260. Das 8 mm-Maschinengewehr Muster 07/12 Alle Werke auf den
Hochflächen von Lavarone und Folgaria, auch das „Werk Cima di
Vezzena“, waren mit 8 mm-Maschinengewehren Muster 07/12 des Systems
Schwarzlose ausgerüstet. Dieses Modell war - im Vergleich zu den
Maschinengewehren anderer Konstrukteure in der Donaumonarchie - das
modernste und auch das beste. Es wurde im Jahre 1907 als 8 mm-MG Muster
07 in der k.u.k. Armee eingeführt.
Sein Konstrukteur war
Andreas Wilhelm Schwarzlose.
Die Produktion dieses Modells wurde am 08. Januar 1908 von der
Technischen Kommission angeordnet und von den österreichischen
Waffenwerken in Steyr verwirklicht. Im Zuge seiner Verwendung zeigten
sich einige konstruktionsbedingte Nachteile, die in den Steyrer
Waffenwerken verbessert wurden. Unter anderem wurde das Verschlusssystem
komplett überarbeitet. Die verbesserte Version bekam die Bezeichnung 8
mm-MG Muster 07/12 und wurde das Standart-Maschinengewehr der k.u.k.
Armee. Für
den Einbau in die Befestigungsanlagen wurden die Maschinengewehre ohne
Schutzschild ausgeliefert. Er war in den Werken überflüssig, wurden
sie doch ohnehin hinter Panzer eingebaut. In den Hochflächenwerken
standen sie in der Regel unter dem fixen, „bombensicheren Panzerstand
mit überragender Haube für 2 Stück 8 mm M 7/12 MG mit paralleler Schussrichtung“
oder in einer Grabenstreiche. Die für die Werke bestimmten Modelle besaßen
einen zusätzlichen Befestigungsring vorne um den Kühlmantel, woran sie
unschwer von einem normalen Maschinengewehr zu unterscheiden waren. Die
Maschinengewehre M 07/12 waren eine Waffe für den Nahkampf. Ihre
Feuergeschwindigkeit konnte bis zu 650 Schuss/Min. variiert werden.
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