Höhlentauchen in Florida Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker
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Wenn es ums Höhlentauchen geht, wird man um
Florida einfach nicht herum kommen. Hier im Zentrum des Höhlen-Landes, wie sie
dort selbst behaupten, findet man die besten Voraussetzungen. Bevor man sich
aber ins Vergnügen stürzt, müssen leider die Einreisebedingungen in die USA
überwunden werden. Diese fangen beim Abflug in Hamburg schon an. Zurzeit sind
die Kontrollen ein klein wenig erschwert, wobei das Tauchgepäck nicht gerade
dazu beiträgt es zu erleichtern. Wird doch an jeder Kontrolle grundsätzlich, bei
55 kg Gepäck mit all der Spezialausrüstung und Tauchlampen, ein feindlicher Akt
vermutet. Will mich hier nicht weiter dazu auslassen, aber auch der Ruhigste
wird nach einem 10 Std. Flug und weiteren zwei Stunden mit Kontrollen und
Schlangestehen, um einen dicken Hals nicht herum kommen. Mit dem Auto ging es
dann anschließend noch einmal fünf Stunden auf der Autobahn Richtung Süden, ins
Suwannee-Country. Dieses Country liegt ca. 280 Meilen südlich von Atlanta, also
somit irgendwo mitten in der Pampa. Hier ist es Aufgrund des durchlöcherten
Erdreiches, dem eines Schweizer Käses ziemlich ähnlich, am besten das
Höhlentauchen zu erlernen, bzw. wenn man die Ausbildung bereits hinter sich
gebracht hat, daran zu erfreuen. Dies liegt auch, oder vor allem daran, das es
hier so berühmt-berüchtigte Tauchlehrer, wie "John u. Shelley Orlowski", sowie
die Tauchbasis "Cave Excursions" von Bill Rennaker" gibt. Hier hatten wir uns
vorher angemeldet und für zwei Wochen eines dieser riesigen mobilen Häuser
gemietet, welche Bill im Auftrag vermittelt. Um den Kühlschrank zu füllen, ging
es schnell noch einmal zum Wal-Markt. Mit unserer deutschen Einkaufsmentalität
und dem erschreckendem Angebot an XXL Paketen, ist es uns aber nicht annähernd
gelungen die amerikanische Kühlkiste zu füllen, was uns aber in den darauf
folgenden Tagen, nach kleiner Eingewöhnung, doch besser gelang. Bei John und
Shelley wurden die Tauchflaschen abgeholt, welche dort für uns schon bereit
lagen. Wir hatten Doppel 15er, welche wir bei Bill gleich mit 32er Nitrox
füllten. Getaucht wurde in den folgenden Tagen nur mit Nitrox. Dies nicht nur
Aufgrund der Sicherheiten, sondern auch um die erhöhten Nullzeiten ein klein
wenig auszunutzen, denn Tauchgänge von einer Stunde und mehr und dies bei Tiefen
zwischen 15 und 30 m, halten so außerdem die Deko-Zeiten geringer. Um wieder ein
Gefühl für das Höhlentauchen zu bekommen, haben wir die ersten Tauchgänge (trotz
der vielen Warnschilder) in den relativ strömungsfreien Peacock-Höhlen begonnen.
Sie sind so gut wie strömungsfrei und relativ geräumig was mir für den Anfang
ein etwas sicheres Gefühl gab. Höhlentauchen erfordert gegenüber den
Freiwassertauchgängen ein paar Besonderheiten, welche sich in der Ausrüstung und
den Fertigkeiten widerspiegeln sollten. So sind Jacketts mit Doppelblase keine
Bedingung aber eine Redundanz, welche man vielleicht in Erwägung ziehen sollte.
Um eine vernünftige Lampe (ca. 50W Halogen oder 10W HID) mit min. 2 Std.
Brenndauer kommt man nicht herum. Auch sind zwei weitere Backup-Lampen
Bedingung. Die Backup-Lampen kamen in meinem Falle auch des Öfteren zum Einsatz,
denn meine Hauptlampe von Hartenberger versagte relativ schnell ihren Dienst,
worauf ich dann mit einer der Ersatzlampen 20 Minuten Richtung Ausgang tauchen
musste. Da aber diese einen Wassereinbruch hatte und ein wenig flackerte, musste
ich während des Rückweges auch auf die dritte Ersatzlampe zurückgreifen. Die
Ersatzlampen reichen, um den Buddy und das Hauptseil zum Ausgang im Blick zu
behalten. In meinem Falle tauchte Werner vorweg, sodass ich auch ohne Licht
zurechtgekommen wäre. Zwei Automaten, unabhängig voneinander, sind eine weitere
Regel. Einer dieser Automaten sollte einen mindestens zwei Meter langen Schlauch
für die zweite Stufe besitzen. Dies kann nötig werden um seinen Partner auch
durch enge Passagen zu bringen, wo ein Nebeneinander wie im Peanut-Tunnel nicht
möglich ist. Es gibt noch viele weitere Punkte in Bezug auf die Ausrüstung zu
beachten. Sie sollte eng anliegen und gut erreichbar sein und man sollte keine
überflüssigen Gegenstände mitführen, da sich diese nur umso leichter verfangen
können. Ein wenig technisches Verständnis für den täglichen Check und für kleine
Reparaturen gehört ebenso dazu. Die Tarierung ist einer der Fertigkeiten, welche
man beherrschen sollte. Denn in den kleinen Gängen und Biegungen läst sich
schnell mal etwas aufwirbeln, was einem innerhalb kurzer Zeit völlig die Sicht
nehmen kann. Trotz Frog-Kick und ruhigem Verhalten, haben wir uns gewundert, wie
schnell man nur durch eine Handbewegung ans Jacket oder ans Reel das Sediment
einen halben Meter unter uns aufwirbelt. In einigen Gängen, welche nur selten
betaucht werden und in denen so gut wie keine Strömung herrscht, ist das
Aufwirbeln von Sediment besonders leicht, bzw. durch enge Passagen schon
vorgegeben. Nach dem Einführungstauchgang sind wir dann zu den Höhlen Telfort
und Little River gefahren. In letzterer, meiner Lieblingshöhle, habe ich diesmal
Aufgrund der starken Strömung und der hohen Durchschnittstiefe einen recht hohen
Luftverbrauch gehabt. Trotz Nitrox kam ich hier um einen kleinen Deko-Stop nicht
herum. Erneut stellte hier meine Tauchlampe von Hartenberger ihren Dienst ein.
Nun hatte ich auch genug von dieser Lampe, das Vertrauen war dahin, weshalb ich
mir bei Bill eine neue von DiveRite kaufte. Die Basis von Bill läst in Bezug auf
Ausrüstung keine Wünsche offen, hier gibt es alles was des Tauchers Herz begehrt
und zum Leidwesen des Portmonees noch viel mehr. Klar dass hier auch der
Treffpunkt der hiesigen Tauchgemeinde ist. Dies liegt wohl aber eher daran, dass
man beim Füllen der Flaschen nicht um Bill seinen Laden herumkommt. Die
Mitarbeiter Karen und Rob stehen einem nicht nur mit Rat und Tat zur Seite,
sondern sind auch immer für ein Schwätzchen gut. Mit der neuen Tauchlampe,
welche Ihre volle Brenndauer von vier Stunden erst nach ein paar Ladezyklen
erbrachte, ging es nun wieder weiter. In den folgenden Tagen ging es nun erst
einmal ans Erkunden des Peacock-Systems. In Peacock ist einer meiner liebsten
Tauchgänge "Die große Runde". Sie startet in Peacock 1, geht über den
Peanut-Tunnel (hier ist nicht gerade sehr viel Spielraum, weshalb man sich auch
mit den Händen durch den Tunnel zieht) nach Challange. Die Entfernung beträgt
ca. 900 m (inkl. eines Jumps) und man hat so um die 50 Minuten Grundzeit hinter
sich, bevor man in Challange (einem kleinen Loch von 6 m Durchmesser) auftauchen
kann. Von hier geht es dann 30 Minuten nach Olsen Sink, einem ähnlichem Loch wie
Challange, nur unwesentlich größer. Auf dem Weg dorthin nimmt man dann nach ca.
400 m sein Reel (Seilrolle) wieder auf, welches wir auf dem Weg nach Challange
dort gelegt hatten. Dies war nötig, da wir den oben erwähnten Jump (Wechsel an
eine andere Hauptleine) vollführen mussten. Von diesem Punkt geht es an einer
anderen Leine weiter. Von Olsen Sink muss man dann noch einmal 30 Minuten
tauchen um bei Peacock 1 wieder aufzutauchen. Nach dieser Runde hat man dann,
alle drei Tauchgänge zusammen genommen, knapp 2 Kilometer getaucht und so ca.
110 Minuten Grundzeit hinter sich gebracht, was dann auch genug für einen Tag
ist. Besonders positiv überrascht waren wir von einem Tauchgang welchen ich nur
einmal, vier Jahre zuvor, gegangen bin. Dieser führt über den besonders schönen
Eingang Orange-Grove nach Challange. Es ist eine anspruchsvolle Höhle, welche
aber besonders schöne Gänge und ein paar tolle Biegungen aufzuweisen hat. Wie
bereits schon erwähnt, ohne eine "Full-Cave-Ausbildung", welche man für diese
Art von Tauchgängen benötigt, wird man hier nichts. Dies nicht nur Aufgrund der
Anforderung an Mensch und Material, sondern auch, da man ständig von den Rangers
kontrolliert wird. Diese überwachen die "Florida-State-Parks" in denen die
meisten Höhlensysteme nun einmal liegen. Die Kontrolle bezieht sich nicht nur
auf das Brevet, sondern auch auf die Ausrüstung. Hat man keine
Höhlen-Tauch-Ausbildung, so darf man auch keine Unterwasserlampen mitnehmen. Im
umgekehrten Fall, also mit Cave-Brevet, muss man mindestens drei Lampen am Mann
haben, wenn man in die Höhlen will. Für die hier zu betauchenden Höhlen kann man
ein paar schöne Karten kaufen, die einem nicht nur einen guten Überblick über
das Höhlensystems bieten, sondern mit denen sich auch hervorragend planen läst.
Solch eine Karte lag uns für Ginnie Springs vor, wo wir mit Thilo (einem Freund
auf Kurzbesuch) einen Tauchgang machten. Wir gingen durchs "Devils Ear" in die
Höhle, in welcher wir einen Rundweg mit zwei Jumps betauchten. Am Eingang, dem
eines Flaschenhalses ähnlich, blies uns die Strömung so entgegen, das wir uns
mit Händen und Flossen erst einmal hineinziehen mussten. Drinnen vergrößern sich
die Gänge rasch, so dass wir den halben Rundgang nur noch mit mittelstarker
Strömung zu kämpfen hatten. Den erhöhten Luftverbrauch beim hineingehen spart
man auf dem Rückweg zum Glück wieder ein. Da ist die Strömung, welche uns nun
natürlich von hinten entgegen kommt, sehr willkommen. Man hat so gut wie gar
nichts zu machen, sondern läst sich einfach, im wahrsten Sinne des Wortes, durch
die Gänge treiben. In Florida kann man sich auch sonst gut treiben lassen. Die
Gegend um Live-Oak ist schön und vor allem ruhig, zusammen mit unserer
Unterkunft (einer dänische Holzhütte nicht unähnlich), war es genau das, was ich
im Gegensatz zu China mal benötigte. Die Menschen hier sind offen und herzlich,
weshalb wir trotz diverser Regeln und Auflagen die Ranger schnell mit
asiatischer Höflichkeit und deutschem Humor im Griff hatten. Da war dann auch am
letzten Tag der Abschiedskuss der Rangerin eine Selbstverständlichkeit. . . . .
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