Höhlentauchen in Florida

Reisebericht von Werner Reinberg & nbsp Peter Paulus
Sep. 2005

Uli Mößlang

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

 


 

Wenn es ums Höhlentauchen geht, wird man um Florida einfach nicht herum kommen. Hier im Zentrum des Höhlen-Landes, wie sie dort selbst behaupten, findet man die besten Voraussetzungen. Bevor man sich aber ins Vergnügen stürzt, müssen leider die Einreisebedingungen in die USA überwunden werden. Diese fangen beim Abflug in Hamburg schon an. Zurzeit sind die Kontrollen ein klein wenig erschwert, wobei das Tauchgepäck nicht gerade dazu beiträgt es zu erleichtern. Wird doch an jeder Kontrolle grundsätzlich, bei 55 kg Gepäck mit all der Spezialausrüstung und Tauchlampen, ein feindlicher Akt vermutet. Will mich hier nicht weiter dazu auslassen, aber auch der Ruhigste wird nach einem 10 Std. Flug und weiteren zwei Stunden mit Kontrollen und Schlangestehen, um einen dicken Hals nicht herum kommen. Mit dem Auto ging es dann anschließend noch einmal fünf Stunden auf der Autobahn Richtung Süden, ins Suwannee-Country. Dieses Country liegt ca. 280 Meilen südlich von Atlanta, also somit irgendwo mitten in der Pampa. Hier ist es Aufgrund des durchlöcherten Erdreiches, dem eines Schweizer Käses ziemlich ähnlich, am besten das Höhlentauchen zu erlernen, bzw. wenn man die Ausbildung bereits hinter sich gebracht hat, daran zu erfreuen. Dies liegt auch, oder vor allem daran, das es hier so berühmt-berüchtigte Tauchlehrer, wie "John u. Shelley Orlowski", sowie die Tauchbasis "Cave Excursions" von Bill Rennaker" gibt. Hier hatten wir uns vorher angemeldet und für zwei Wochen eines dieser riesigen mobilen Häuser gemietet, welche Bill im Auftrag vermittelt. Um den Kühlschrank zu füllen, ging es schnell noch einmal zum Wal-Markt. Mit unserer deutschen Einkaufsmentalität und dem erschreckendem Angebot an XXL Paketen, ist es uns aber nicht annähernd gelungen die amerikanische Kühlkiste zu füllen, was uns aber in den darauf folgenden Tagen, nach kleiner Eingewöhnung, doch besser gelang. Bei John und Shelley wurden die Tauchflaschen abgeholt, welche dort für uns schon bereit lagen. Wir hatten Doppel 15er, welche wir bei Bill gleich mit 32er Nitrox füllten. Getaucht wurde in den folgenden Tagen nur mit Nitrox. Dies nicht nur Aufgrund der Sicherheiten, sondern auch um die erhöhten Nullzeiten ein klein wenig auszunutzen, denn Tauchgänge von einer Stunde und mehr und dies bei Tiefen zwischen 15 und 30 m, halten so außerdem die Deko-Zeiten geringer. Um wieder ein Gefühl für das Höhlentauchen zu bekommen, haben wir die ersten Tauchgänge (trotz der vielen Warnschilder) in den relativ strömungsfreien Peacock-Höhlen begonnen. Sie sind so gut wie strömungsfrei und relativ geräumig was mir für den Anfang ein etwas sicheres Gefühl gab. Höhlentauchen erfordert gegenüber den Freiwassertauchgängen ein paar Besonderheiten, welche sich in der Ausrüstung und den Fertigkeiten widerspiegeln sollten. So sind Jacketts mit Doppelblase keine Bedingung aber eine Redundanz, welche man vielleicht in Erwägung ziehen sollte. Um eine vernünftige Lampe (ca. 50W Halogen oder 10W HID) mit min. 2 Std. Brenndauer kommt man nicht herum. Auch sind zwei weitere Backup-Lampen Bedingung. Die Backup-Lampen kamen in meinem Falle auch des Öfteren zum Einsatz, denn meine Hauptlampe von Hartenberger versagte relativ schnell ihren Dienst, worauf ich dann mit einer der Ersatzlampen 20 Minuten Richtung Ausgang tauchen musste. Da aber diese einen Wassereinbruch hatte und ein wenig flackerte, musste ich während des Rückweges auch auf die dritte Ersatzlampe zurückgreifen. Die Ersatzlampen reichen, um den Buddy und das Hauptseil zum Ausgang im Blick zu behalten. In meinem Falle tauchte Werner vorweg, sodass ich auch ohne Licht zurechtgekommen wäre. Zwei Automaten, unabhängig voneinander, sind eine weitere Regel. Einer dieser Automaten sollte einen mindestens zwei Meter langen Schlauch für die zweite Stufe besitzen. Dies kann nötig werden um seinen Partner auch durch enge Passagen zu bringen, wo ein Nebeneinander wie im Peanut-Tunnel nicht möglich ist. Es gibt noch viele weitere Punkte in Bezug auf die Ausrüstung zu beachten. Sie sollte eng anliegen und gut erreichbar sein und man sollte keine überflüssigen Gegenstände mitführen, da sich diese nur umso leichter verfangen können. Ein wenig technisches Verständnis für den täglichen Check und für kleine Reparaturen gehört ebenso dazu. Die Tarierung ist einer der Fertigkeiten, welche man beherrschen sollte. Denn in den kleinen Gängen und Biegungen läst sich schnell mal etwas aufwirbeln, was einem innerhalb kurzer Zeit völlig die Sicht nehmen kann. Trotz Frog-Kick und ruhigem Verhalten, haben wir uns gewundert, wie schnell man nur durch eine Handbewegung ans Jacket oder ans Reel das Sediment einen halben Meter unter uns aufwirbelt. In einigen Gängen, welche nur selten betaucht werden und in denen so gut wie keine Strömung herrscht, ist das Aufwirbeln von Sediment besonders leicht, bzw. durch enge Passagen schon vorgegeben. Nach dem Einführungstauchgang sind wir dann zu den Höhlen Telfort und Little River gefahren. In letzterer, meiner Lieblingshöhle, habe ich diesmal Aufgrund der starken Strömung und der hohen Durchschnittstiefe einen recht hohen Luftverbrauch gehabt. Trotz Nitrox kam ich hier um einen kleinen Deko-Stop nicht herum. Erneut stellte hier meine Tauchlampe von Hartenberger ihren Dienst ein. Nun hatte ich auch genug von dieser Lampe, das Vertrauen war dahin, weshalb ich mir bei Bill eine neue von DiveRite kaufte. Die Basis von Bill läst in Bezug auf Ausrüstung keine Wünsche offen, hier gibt es alles was des Tauchers Herz begehrt und zum Leidwesen des Portmonees noch viel mehr. Klar dass hier auch der Treffpunkt der hiesigen Tauchgemeinde ist. Dies liegt wohl aber eher daran, dass man beim Füllen der Flaschen nicht um Bill seinen Laden herumkommt. Die Mitarbeiter Karen und Rob stehen einem nicht nur mit Rat und Tat zur Seite, sondern sind auch immer für ein Schwätzchen gut. Mit der neuen Tauchlampe, welche Ihre volle Brenndauer von vier Stunden erst nach ein paar Ladezyklen erbrachte, ging es nun wieder weiter. In den folgenden Tagen ging es nun erst einmal ans Erkunden des Peacock-Systems. In Peacock ist einer meiner liebsten Tauchgänge "Die große Runde". Sie startet in Peacock 1, geht über den Peanut-Tunnel (hier ist nicht gerade sehr viel Spielraum, weshalb man sich auch mit den Händen durch den Tunnel zieht) nach Challange. Die Entfernung beträgt ca. 900 m (inkl. eines Jumps) und man hat so um die 50 Minuten Grundzeit hinter sich, bevor man in Challange (einem kleinen Loch von 6 m Durchmesser) auftauchen kann. Von hier geht es dann 30 Minuten nach Olsen Sink, einem ähnlichem Loch wie Challange, nur unwesentlich größer. Auf dem Weg dorthin nimmt man dann nach ca. 400 m sein Reel (Seilrolle) wieder auf, welches wir auf dem Weg nach Challange dort gelegt hatten. Dies war nötig, da wir den oben erwähnten Jump (Wechsel an eine andere Hauptleine) vollführen mussten. Von diesem Punkt geht es an einer anderen Leine weiter. Von Olsen Sink muss man dann noch einmal 30 Minuten tauchen um bei Peacock 1 wieder aufzutauchen. Nach dieser Runde hat man dann, alle drei Tauchgänge zusammen genommen, knapp 2 Kilometer getaucht und so ca. 110 Minuten Grundzeit hinter sich gebracht, was dann auch genug für einen Tag ist. Besonders positiv überrascht waren wir von einem Tauchgang welchen ich nur einmal, vier Jahre zuvor, gegangen bin. Dieser führt über den besonders schönen Eingang Orange-Grove nach Challange. Es ist eine anspruchsvolle Höhle, welche aber besonders schöne Gänge und ein paar tolle Biegungen aufzuweisen hat. Wie bereits schon erwähnt, ohne eine "Full-Cave-Ausbildung", welche man für diese Art von Tauchgängen benötigt, wird man hier nichts. Dies nicht nur Aufgrund der Anforderung an Mensch und Material, sondern auch, da man ständig von den Rangers kontrolliert wird. Diese überwachen die "Florida-State-Parks" in denen die meisten Höhlensysteme nun einmal liegen. Die Kontrolle bezieht sich nicht nur auf das Brevet, sondern auch auf die Ausrüstung. Hat man keine Höhlen-Tauch-Ausbildung, so darf man auch keine Unterwasserlampen mitnehmen. Im umgekehrten Fall, also mit Cave-Brevet, muss man mindestens drei Lampen am Mann haben, wenn man in die Höhlen will. Für die hier zu betauchenden Höhlen kann man ein paar schöne Karten kaufen, die einem nicht nur einen guten Überblick über das Höhlensystems bieten, sondern mit denen sich auch hervorragend planen läst. Solch eine Karte lag uns für Ginnie Springs vor, wo wir mit Thilo (einem Freund auf Kurzbesuch) einen Tauchgang machten. Wir gingen durchs "Devils Ear" in die Höhle, in welcher wir einen Rundweg mit zwei Jumps betauchten. Am Eingang, dem eines Flaschenhalses ähnlich, blies uns die Strömung so entgegen, das wir uns mit Händen und Flossen erst einmal hineinziehen mussten. Drinnen vergrößern sich die Gänge rasch, so dass wir den halben Rundgang nur noch mit mittelstarker Strömung zu kämpfen hatten. Den erhöhten Luftverbrauch beim hineingehen spart man auf dem Rückweg zum Glück wieder ein. Da ist die Strömung, welche uns nun natürlich von hinten entgegen kommt, sehr willkommen. Man hat so gut wie gar nichts zu machen, sondern läst sich einfach, im wahrsten Sinne des Wortes, durch die Gänge treiben. In Florida kann man sich auch sonst gut treiben lassen. Die Gegend um Live-Oak ist schön und vor allem ruhig, zusammen mit unserer Unterkunft (einer dänische Holzhütte nicht unähnlich), war es genau das, was ich im Gegensatz zu China mal benötigte. Die Menschen hier sind offen und herzlich, weshalb wir trotz diverser Regeln und Auflagen die Ranger schnell mit asiatischer Höflichkeit und deutschem Humor im Griff hatten. Da war dann auch am letzten Tag der Abschiedskuss der Rangerin eine Selbstverständlichkeit. . . . .


Warnschild für Taucher bei den Peacock-Höhlen



Unter-Wasser-Warnschild im Eingangsbereich zum Peacock-System



Einstieg zur Peacock I Höhle



Peter Paulus im Peanut-Tunnel



Noch einmal Peter Paulus im Peanut-Tunnel



Tauch-Buddy Werner Reinberg im Peanut-Tunnel



Ein Leinen-Marker, welcher uns die Richtung zum nächsten Ausgang zeigt



Höhlenausgang von Peacock I



Aufstieg am Ende eines Tauchganges in Peacock



An der Oberfläche in Peacock



Open-Water-Diver (und Inhaber vieler Brevets vom Weltverband) Peter Paulus am Einstieg zur Little-River-Höhle



Der State-Park bei Little-River



Einstiegsloch zur Telfort-Höhle

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