Facharbeit über Luis Trenker

von Sophie Frey

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Letzte Woche habe ich meine Facharbeit abgegeben und möchte sie Ihnen nun schicken und hoffe, dass sie Ihnen gefällt.
Ich möchte mich außerdem beim Wendl noch mal für die großartige Hilfe bedanken, ohne die es für mich sehr schwer gewesen wäre, an die nötigen Informationen zu kommen.

 Als Word.doc

I. Trenkers Motivation 

Das tirolische Kriegsdrama „Berge in Flammen“ wurde unter der Regie von Luis Trenker und Karl Hartl im Jahr 1931 gedreht und behandelt die Geschehnisse des Ersten Weltkrieges in den Dolomiten an der hart umkämpften österreichisch-italienischen Grenze, wobei auch persönliche Erlebnisse und Erinnerungen Trenkers verarbeitet werden.

„Wenn die Leute wüssten, wie das war, damals im Winter, in der Schlacht um den Gipfel. Wenn die Leute wüssten, wie das war - einem Bergfreund gegenüberstehen zu müssen"[1]. Er erzählt die Geschichte zweier Freunde, die sich im Krieg auf feindlichen Positionen befinden.

Die Motivation zu diesem Film erhält Luis Trenker nach einem Besuch der einstigen Kampfstellungen in den heimatlichen Dolomiten, bei dem er sieht, wie Pflanzen zwischen den Überresten des grausamen Krieges, wie beispielsweise Granatsplittern, Patronenhülsen oder auch Skelette gedeihen.

„Blauer Himmel, Friede und frühlingshafter Sonnenschein über allem. Der tragische Gegensatz Krieg und Frieden lässt mich nicht mehr los.“[2]

„Berge in Flammen“ beruht auf dem gleichnamigen Roman, den Luis Trenker im gleichen Jahr verfasst hat. Das Motiv dieser Romanerzählung ergab sich aus den „verwegenen Versuchen einzelner Tiroler Soldaten, in ihre vom Gegner besetzten Heimatdörfer zu kommen“[3], welche auf dokumentarisch belegten Geschehnissen beruhen.

 

II) „Berge in Flammen“ – Der Erste Weltkrieg in den Alpen – Film und Wirklichkeit 

 1. Die europäischen Mächte im Ersten Weltkrieg 

Bei Kriegsbeginn im August 1914 standen die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn den Alliierten, unter anderem Russland, Frankreich und England gegenüber.

Die Isolation der Mittelmächte resultierte aus dem „neuen Kurs“ Wilhelms II., der eine Abkehr von der Bündnispolitik Bismarcks zur Folge hatte.[4]. Die neue expansive Politik, trug erheblich zu den wachsenden Spannungen zwischen den europäischen Großmächten bei und bewirkte eine Annäherung zwischen den Entente-Mächten.

In dem Attentat von Sarajewo sah Österreich die Gelegenheit, Serbien zur inneren Stärkung niederzuwerfen und leitete die allgemeine Mobilmachung ein. Am 28. Juli erklärte die Donaumonarchie Serbien dann den Krieg. Anschließend erfolgte die Mobilmachung Russlands, auf die Deutschland mit der Kriegserklärung am 1. August reagierte.

Um das bis dahin neutrale, noch nicht in den Krieg verwickelte Italien, das noch mit Deutschland und  Österreich-Ungarn im Dreibund alliiert war, begann ein heftiges diplomatisches Gerangel.[5] Da jedoch gerade die Mittelmächte als erste Staaten die Kriegserklärung ausgesprochen hatten, war der Bündnisfall nicht gegeben und Italien konnte deshalb neutral bleiben.[6]

Österreich war bereit alle italienischsprachigen Gebiete Südtirols, dazu alles Land westlich des Isonzo-Flusses, in dem unterschiedlich starke italienische Minderheiten lebten, und einen Sonderstatus für das damals zur Donaumonarchie gehörende slowenisch-italienisch-deutschsprachige Triest abzutreten, um weiterhin die Neutralität Italiens zu bewahren. Die Angebote der Ententemächten, um Italien zum Kriegseintritt auf ihrer Seite zu bewegen, waren jedoch attraktiver: das Trentino, Südirol bis zum Brenner, Triest und Istrien, große Teile Dalmatiens, den Hafen Valona sowie Teile der Türkei im Falle einer Teilung. Da das Ziel der italienischen Politik schon länger die Annexion der italienisch besiedelten Gebiete unter österreichisch-ungarischer Herrschaft war, schloss sich Italien durch den Londoner Vertrag den Alliierten an. [7]

Am 4. Mai wurde also der Dreibund von Italien gekündigt und am 23. Mai 1915 die Kriegserklärung ausgesprochen, die bewusst zu diesem Zeitpunkt erfolgte, da die Truppen der österreichisch-ungarischen Streitmacht an der Ostfront, am Balkan und in Russland, gebunden waren und Italien hoffte, leichtes Spiel zu haben[8]. Die Lage der Mittelmächte verschlechterte sich ab diesem Zeitpunkt, da vom Dreiländereck in der Nähe des Stilfser Jochs bis zur Adria westlich von Triest mit einem Male eine zusätzliche Front verlief, die Österreich vom Süden her direkt bedrohte.[9]

 

 2. Inhaltsangabe 

Zu Beginn des Filmes sieht man, wie der aus einem alten römischen Adelsgeschlecht stammende Graf Artur Franchini mit seinem Freund, dem Bergführer Florian Dimai am 1. August 1914 den Fanesturm in den Dolomiten ersteigt. Die Idylle wird jedoch schon nach kurzer Zeit durch das zu dieser Tageszeit ungewöhnliche Glockengeläute aus Dimais Heimatdorf Cortina d’Ampezzo gestört, das die allgemeine Mobilmachung Österreichs ankündigt. Auch Dimai muss wie alle anderen Bewohner dem Befehl folgen und zieht als Mitglied der zweiten Kompanie des vierten Kaiserjägerregiments in den Krieg und muss somit seine Frau Pia und sein neugeborenes Kind verlassen.

Die Soldaten werden 1915 zuerst an die Ostfront nach Galizien versetzt, wo sie erfahren, dass Italien Österreich den Krieg erklärt hat. Die Sorge um Cortina wächst, das bereits von italienischen Truppen besetzt ist. Es folgt ein Orts- und Zeitsprung: zu sehen sind die Verteidigungsstellungen des Abschnitts Travenanzes auf den Bergen oberhalb von Cortina, wo die aus Galizien zurückgekehrten Soldaten, wie auch Florian Dimai, postiert sind. Schon hier spricht Dimai seinen Wunsch aus, nach fast zwei Jahren Abwesenheit seine Familie im Tal zu besuchen, die nichts von seiner Stationierung in der Nähe des Heimatdorfes ahnen.

Nach dem Beschuss durch schweres Artilleriefeuer der Italiener müssen sich die Soldaten in die Felskavernen zurückziehen. Bei einem Telefonat des Leutnants von Call  mit dem Abschnittskommando im Tal, wird die Bedeutung der Stellung am Coll’alto für den Kampfabschnitt deutlich, die von den Österreichern um jeden Preis gehalten werden soll.

Auf italienischer Seite ist das Ziel die Einnahme der Coll’alto-Stellung, welche mit Hilfe von Kapitän Franchini aufgrund seiner Ortskenntnis in einer nächtlichen Aktion durchgeführt werden soll.

Aber auch dieser Angriff der Italiener kann abgewehrt werden. Erschwert wird das Leben auf dem Berg einerseits durch den enormen Schneefall, der zu Lawinenabgängen führt und damit Kolonnen mit Nachschub den Berganstieg erschwert und andererseits durch die eisige Kälte, die oft den Tod durch Erfrieren zur Folge hat. Weitere Probleme, mit denen die Männer zu kämpfen haben, sind die Einsamkeit auf dem Berg ohne eine Nachricht von zu Hause, sowie die Lebensmittelknappheit.

Wegen der Erfolglosigkeit ihrer Trommelfeuer und Sturmangriffe[10], ändern die Italiener ihre Strategie. Mit zwei Bohrern soll die Stellung der Österreicher auf dem Gipfel untergraben und schließlich in die Luft gesprengt und besetzt werden. Auf seinem Posten erspäht Dimai eines Tages Schutt, der hinter einem Felsen weiter unten am Berg hinunterrollt. Der herbeigerufene Leutnant Call erkennt, dass die Steine auf eine Unterminierung des Berges durch die Italiener hindeuten, die bereits mit Bohren und kleinen Sprengungen begonnen haben. Daraufhin veranlasst Call ein Patrouillengang unter der Führung Dimais zum Fanesturm, um herauszufinden, wo sich der Stolleneingang befindet. Dimai kann so in Erfahrung bringen, dass sogar schon Kisten mit Sprengstoff zum Stollen gebracht werden. Die Unterminierung wird vor den anderen Soldaten geheim gehalten, bis eine größere Sprengung der Italiener erfolgt und auch Bohrgeräusche zu hören sind. Leutnant Calls Plan, einen Gegenstollen zu errichten, scheitert daran, dass keine Bohrer vorhanden sind.

Unterdessen erfährt Dimais Frau von verwundeten österreichischen Soldaten, die in Cortina eingetroffen sind, dass ihr Mann angeblich in Galizien gestorben sei.

Da die Bohrgeräusche auf dem Coll’Alto nicht mehr zu hören sind, schickt Call erneut Dimai zu einem Patrouillengang zum Fanesturm aus, damit dieser herausfindet, ob die Italiener bereits mit dem Laden der Sprengkammer begonnen haben. Somit kann man den Zeitpunkt der Sprengung ungefähr voraussagen und Schutzmaßnahmen treffen.

Dimai beschließt jedoch, nachdem er den Stolleneingang beobachtet hat, seinen lang ersehnten Wunsch in die Tat umzusetzen und gelangt auf abenteuerlichem Wege, bei dem er italienische Soldaten mit einer von ihm ausgelösten Lawine überlistet und italienische Ausrüstung klaut, nach Cortina. Kapitän Franchini, der bei Pia wohnt, erhält an diesem Abend die Nachricht von der baldigen Sprengung des Coll’Alto und muss hinauf zur italienischen Stellung. Der ebenfalls einquartierte Soldat Mario teilt Pia den genauen Zeitpunkt mit: Am Abend des folgenden Tages soll die Sprengung erfolgen. Dimai, der sich in einer Nische verstecken hat und lauschen konnte, muss ebenfalls sofort auf den Coll’Alto, um seine Kameraden zu warnen.

Diese warten hoffnungslos auf einen Befehl und befinden sich im Dauerbeschuss durch die Italiener. In letzter Sekunde können sie sich in Sicherheit bringen, da Dimai, der auf dem Weg für einen Italiener gehalten und angeschossen wird, noch rechtzeitig mit seiner Nachricht in der Kaverne eintrifft. Im nachfolgenden Kampf  sind die Österreicher erfolgreich und können ihre Stellung halten.

Schließlich wird gezeigt, wie Dimai und Franchini, die sich im Krieg als Feinde gegenüberstanden, am 10. August 1931 wieder gemeinsam eine Bergtour zum ehemaligen Kriegsschauplatz auf dem Coll’Alto unternehmen und hier auf die Überreste der Kämpfe treffen. Sie bewundern, wie bei ihrem Ausflug zu Beginn, schweigend die Schönheit der Berge um sie herum. 

 

 3. Geschichtliche Übereinstimmungen und Differenzen 

 Im Folgenden soll nun geklärt werden, inwiefern der Film mit den geschichtlichen Begebenheiten übereinstimmt.

Zunächst einmal standen die aktiven Regimenter Tirols, die Landesschützen-Kaiserschützen, wie auch die Kaiserjäger, zum Zeitpunkt der italienischen Kriegserklärung, die am 23. Mai 1915 erfolgte, an der Ostfront und an der Balkanfront zur Verteidigung gegen Russland[11]. Erst im Herbst 1915 wurden die Kaiserjäger dann an die Brennpunkte der Dolomitenfront versetzt. Auch im Film wird gezeigt, wie der in Galizien stationierte Dimai seinen Kameraden die Nachricht von der Kriegserklärung überbringt und sich kurz darauf auf dem Coll’Alto befindet.

Ebenso ist zu sehen, wie kurz nach dem Ausbruch des Krieges Cortina von italienischen Truppen besetzt wird. Der Grund war, dass die Tiroler Landesverteidigung, also die Standschützen Tirols, die die Dolomitenfront bis zum Eintreffen der Kaiserjäger und Landesschützen hielten, das Becken von Cortina aus strategischer Sicht kampflos geräumt haben.[12] Die Front wurde ins Hochgebirge verlegt, da dort die Verteidigungspositionen günstiger waren.

Das Deutsche Alpenkorps, das die österreichische Verteidigung auch in dem im Film behandelten Gebiet unterstütze, wird im Film nicht erwähnt.

Auch die Taktik, durch Unterminierung der Berge gegnerische Stellungen einzunehmen, wurde im Hochgebirge ab 1916 oft eingesetzt, da es schon von Anfang an zu einem Stellungskrieg kam.[13]

Zudem werden in dem Film die Schwierigkeiten aufgezeigt, die ein Einsatz im Hochgebirge mit sich bringt. Einmal sind das die gewaltigen Einflüsse durch die Macht der Natur:

Laut übereinstimmenden Berichten gilt die Faustregel, dass an der Gebirgsfront 1915-1918 zwei Drittel der Kämpfenden durch die Unbilden der Hochgebirgsnatur und deren Auswirkung, wie zum Beispiel Krankheit, umkamen, während ein Drittel der Opfer auf direkte militärische Einwirkung zurückzuführen sind.

Nur durch Lawinen sollen insgesamt rund 60.000 Menschen umgekommen sein. In „Berge in Flammen“ wird die Lawinengefahr deutlich, als beispielsweise eine Trägerkolonne verschüttet wird. Diese Trägerkolonnen, die zu jeder Zeit des Tages marschierten und immer der Gefahr des Wetters und dem feindlichen Beschuss ausgesetzt waren, waren für die Soldaten und somit für die Front von lebenswichtiger Bedeutung.[14]

Hunger, Krankheit und Entkräftung sollen etwa 100.000 Menschen das Leben gekostet haben. Anstrengende Anstiege, wie die der Trägerkolonne, verdeutlichen dies in Trenkers Werk. Auch durch die eisige Kälte die in diesen Höhen herrscht, sind Soldaten erfroren, was im Film auch dargestellt wird, als ein Mann, der auf seinem Posten Ausschau hält, in der eisigen Kälte stirbt[15]. Der mörderische Hochwinter wurde so zu einer Art „Hauptgegner“[16].

Luis Trenker wählte als Ort des Geschehens den großen Lagazuoi, der früher Coll’Alto genannt wurde. Auf diesem Berg wurde jedoch während des ganzen Krieges nichts gesprengt, da die Front nur an den Fuß des großen Lagazuois heranreichte.

Am Coll’Alto selbst befanden sich nur Beobachter-, Schein- und Granatwerferstellungen.[17]

 

 4. Bedeutung des Kampfabschnittes 

Damit man die enorme Bedeutung des Kampfabschnittes für beide Seiten nachvollziehen kann, sind einige geographische Hintergrundinformationen nötig:

Das Ziel der Italiener war es, die Front zwischen Lagazuoi und Kreuzbergsattel zu durchbrechen, um in das nördlichere gelegene Pustertal zu kommen, das für die Österreicher eine Art Hauptschlagader der Dolomitenfront darstellte. Jeder Nachschub erfolgte über dieses Tal, ebenso wie die Transporte an die Kärntner Front oder an die Isonzo-Front. Außerdem hätten die Italiener im Falle eines gelungenen Durchbruchs leichter in die anderen Südtiroler Täler vordringen können.

Das westlich von Cortina gelegene Travenanzes-Tal trennt die Tofana und die Fanes-Gruppe. Am nördlichen Ende besteht die Möglichkeit über Schluderbach nach Toblach und schließlich ins Pustertal vorzudringen.[18]

Westlich des in Nord-Süd Richtung verlaufenden Tals befinden sich also der große und kleine Lagazuoi, die Fanesspitze, sowie der Fanesturm und der Kamm bis zum Monte Vallon Bianco, während sich östlich davon die drei Tofanen, Tofana di Rozes. Tofana di Mezzo und Tofana di Dentro nach Norden erstrecken. Ab Frühjahr 1917 besetzten die Alpini (Italiener) den Kamm der drei Tofanen und versuchten mehrmals aus ihren Positionen heraus in das Travenanzesl-Tal vorzudringen, was jedoch nicht erfolgreich war.[19] Die Österreicher, die das Tal und den östlichen Kamm der Fanes beherrschten, verteidigten ihre Stellungen bis auf einige unbedeutende Felsköpfen oder kleine Karen ohne Verluste.

Gleich zu Beginn des Krieges besetzen die Tiroler den südlichen Eingang in das Travenanzes-Tal. Die österreichische Stellung am Schreckenstein am Fuße der Tofana di Rozes wurde beispielsweise 1916 von den Italienern erobert und besetzt, was jedoch ohne weitere Auswirkungen blieb.[20]

 

 5. Der Filmdreh 

Die Idee zur Verfilmung des tirolischen Kriegsdramas kam Trenker, als sich mit der Zeit die reinen Bergsteigerthemen erschöpften. Er suchte dann nach Themen, die nicht nur das bergsteigerische Erlebnis behandelten, aber trotzdem in den Bergen spielen und verwirklichte seine Vorstellungen in „Berge in Flammen“.[21]

Sein Stil war neuartig: um eine lebensnähere Wirkung erzielen zu können, drehte er fast alle Szenen im Hochgebirge mit ehemaligen Soldaten und ließ die Österreicher deutsch, die Italiener italienisch sprechen.

Der Drehbeginn fand 1931 in Stuben am Arlberg statt, wo die Skipatrouille gedreht, sowie Lawinen- und Dorfaufnahmen gemacht wurden, was vier Wochen in Anspruch nahm. Ein Vergleich der Landschaftsansicht bestätigt Stuben als Drehort.[22]

Hauptsächlich wurde der Film jedoch im Karwendelgebirge nördlich von Innsbruck gedreht, da aufgrund der politischen Lage das Drehen an den Originalschauplätzen nicht in Frage kam.

Ungefähr 10 Wochen hielt sich der Arbeitsstab dort auf. Vor den Aufnahmen mussten zuerst diverse Bauten ausgeführt werden: Wohn- und Arbeiterbaracken in Felswänden, die Kaverne, oder etwa 900 Meter lange Schützengrabenstellungen mussten errichtet werden. Problematisch war vor allem der Transport von Scheinwerfern unterschiedlicher Größe oder beispielsweise eines 1200 kg schwerer Tonwagens und das Liefern und die Montage eines Flugzeugmotors für Sturm, der jedoch wegen der echten Winde überflüssig wurde.[23]

Mit den Aufnahmen wurde am Freitag, den 13. Februar 1931 begonnen und während der nächsten Wochen bis Ende April der Bau der Kampfstellungen, Gefechte und der große Nachtangriff, Spielszenen, die Offiziersbaracke, die Arbeit der Bohrmaschinen, Lawinen, die Beschießung des „Col’alto“ und die Sprengungen gefilmt. Zu vermerken ist, dass hier zum ersten Mal eine Tonaufnahmeapparatur im Hochgebirge verwendet wurde.

Die Mannschaft musste unter harten Bedingungen arbeiten: Oft wurde bis fünf Uhr morgens für die Nachtszenen gedreht, begleitet von Sturm und Kälte bis zu  Minus 25 Grad. Auch gab es, neben Regisseur Hartl, der ein Auge durch eine Unachtsamkeit des Sprengmeisters verliert, 12 Verwundete durch Sprengungen, Stürze und Steinschlag. 

An der Alpenklubscharte, Ochsenwand, Seespitze und am Seejöchl werden Innerkoflers Tod, das italienische Zeltlager und Dimais Weg nach Cortina gedreht. Die Stollenaufnahmen wurden sogar auf dem Zugspitzgrat gemacht, während die Dorfszenen und der Ausmarsch der Eingezogenen im Unterengadin fertig gestellt wurden. Schließlich wurde der Film durch Atelieraufnahmen in Berlin vervollständigt, wo das Innere der Kaverne, das Haus Dimais und italienische und österreichische Kommandostellen gedreht wurden. 

Für den Anfang und das Ende von „Berge in Flammen“ waren die Außenaufnahmen im Gebiet der Tofana und am Falzaregopaß notwendig.

Im faschistischen Italien Mussolinis war es ausländischen Firmen verboten, im ehemaligen Kriegsgebiet Filmaufnahmen zu machen. Deshalb schmuggelten sie Kameras und Negativmaterial in Rucksäcken über die Grenze und drehten in so großen Höhen, wo sie vor der faschistischen Miliz und den Carabinieri sicher waren.[24]

Weitere Vergleiche von Filmausschnitten und aktuelleren Fotos zeigt, dass die Aufnahmen tatsächlich illegal im Gebiet rund um den Lagazuoi gemacht wurden.[25] Im Hintergrund zu sehen sind beispielsweise die Berge Sorapis, Antelao, Monte Pelmo und die Civetta, die sich alle in dieser Gegend finden lassen.

Daneben werden auch Teile der Landschaften des Col di Bois, des Lagazuois oder auch des Travenanzestals abgebildet.[26]

Die Aufnahmen für die Kletterszenen zu Beginn wurden wohl an den „Cinque Torri“ gemacht, während  das Ende am Falzaregopass gedreht wurde, da der Monte Averau im Hintergrund sichtbar ist. [27] Sogar Aufnahmen von der Langkofelgruppe, die sich ganz in der Nähe von Trenkers Heimatdorf St. Ulrich befindet, finden sich am Anfang des Filmes wieder.

 Nachdem die deutsche und auch die französische Fassungen („Les Monts En Flammes“) in Europa ein voller Erfolg wurden, reiste Trenker für eine englisch-amerikanische Fassung namens „The doomed Bataillon“ nach Hollywood. Der Film lief außer in Italien, wo er von Mussolini verboten wurde, auf der ganzen Welt.[28]  

 

 6. Vergleich der 34 Minensprengungen  

  6.1 Ursachen des Einsatzes von Minensprengungen

Da die österreichischen Forts den Durchgang durch die Täler oder über die Pässe sperrten, wurden die Kämpfe auf die Gebirgsketten verlagert. [29] Hier entstand schon nach kurzer Zeit der Stellungskrieg, der durch den Einsatz von Minensprengungen ab 1916 gelöst werden sollte, da oberirdisch keine Erfolge in Aussicht waren. Zum einen hatten die Verteidiger einer Position auf dem Berg durch die überhöhte Stellung gegenüber einem Angriff große Vorteile und konnten so auch starke Angriffe mit oft nur wenigen Männern abwehren.[30] Davon abgesehen, konzentrierten sich beide Seiten auf die exakte Beobachtung des Feindes, um jede Bewegung der Gegenseite zu registrieren, erledigt worden ist. Die zahlreichen Angriffsaktionen konnten deswegen auch nur im Schutze der Nacht, des Nebels oder allgemein des schlechten Wetters durchgeführt werden, weil die Truppen sonst gnadenlos dem Gegner präsentiert worden wären. Durch die erhöhte Wachsamkeit wurden die Angriffe immer sinnloser. Zudem kommt, dass je stärker der Artillerie –und Truppeneinsatz wurde, umso mehr musste man die Stellungen ausbauen. Dadurch war ein erfolgreiches, schnelles Vordringen immer unwahrscheinlicher. [31] Dies war unter anderem ein Grund dafür, dass man auf die Strategie der Unterminierung der Berge zurückgriff, die auch schon an der deutschen Westfront ab 1914 zum Einsatz kam. Die zeitliche Verzögerung fand statt, weil zum einen die Italiener erst 1915 in den Krieg eingetreten sind und weil das Bohren in dem harten Fels sehr viel schwieriger war, als im Lehm –oder Kreideboden Frankreichs.

Der Höhepunkt des Filmes „Berge in Flammen“ besteht aus der Sprengung des großen Lagazuois. In Wirklichkeit gab es, wie schon beschrieben, auf diesem Berg jedoch gar keine Sprengung, da die Front nur an den Fuß heranreichte. 

Insgesamt 34 Minensprengungen ließen sich im Gebiet zwischen dem Pasubio und den Zuoghi feststellen. Davon sind 20 von den Italienern ausgelöst worden.

 

  6.2 Vergleich zum Col di Lana und zu dem kleinen Lagazuoi

Der Col di Lana, auch Col di Sangue („Blutberg“) genannt, wird zum Symbol des Gebirgskrieges.[32] Nach langem und hartem Ringen um den Berg gelingt es den Italienern durch die Sprengung am 17. April 1916 den Gipfel zu erobern. Die wohl bekannteste Mine forderte mit über 100 österreichischen Opfern den höchsten Blutzoll, brachte aber keinen strategischen Vorteil für die italienischen Truppen.

Der Film „Berge in Flammen“ bezieht sich also nicht, wie so oft geglaubt, auf die Ereignisse am Col di Lana, da dieser nach der Sprengung fiel.

Auf dem kleinen Lagazuoi hingegen wurden zwischen 1916 und 1917 fünf Explosionen ausgelöst, bei denen aber keine großen menschlichen Verluste zu verzeichnen waren. Die einzige italienische Sprengung fand an der Vorkuppe des Berges statt. Dazu wurde der längste Minenstollen mit 1110 Metern errichtet, für den mehrere hundert Italiener über ein halbes Jahr Bauzeit benötigten.[33] Die Österreicher konnten die Gipfelstellung halten, weil der Sprengtermin bekannt war. Von da her könnte man also den Film mit dem kleinen Lagazuoi vergleichen. Das Problem wäre hier jedoch, dass dieser Berg sich mitten in der Front befindet und dass Dimai wegen der großen Ansammlung von Gegnern um ihn herum nicht so einfach hinter die Front nach Cortina absteigen hätte können.[34]

 

  6.3 Bezug zu den Geschehnissen am Schreckenstein

"Von den Ereignissen des Minenkrieges im Dolomitengebiet ist die Sprengung des Schreckensteins zweifellos das bekannteste. Als Motiv für das Buch und den Film Berge in Flammen von Luis Trenker, der ein Jahr nach der Sprengung als Leutnant in den Abschnitt kam, hat diese dramatische Episode aus dem Hochgebirgskrieg den Weg in die Literatur und über die Lichtspielbühnen der ganzen Welt gefunden.".

So lautet eine Aussage von Hauptmann Carl von Raschin, die seinem Buch "Die Kämpfe im Travenazes 1916/1917" entnommen ist.[35]

Seiner Meinung nach hat Luis Trenker mit „Berge in Flammen“ einen Bezug zu den Geschehnissen am Schreckenstein, auch Castelletto genannt, hergestellt. Der Schreckenstein ist eine Art Felsnadel in der Wand der italienisch besetzten Tofana di Rozes. Mehrmals versuchten die Italiener diese lästige österreichische Stellung durch Hochklettern zu erobern, was aber immer blutig abgeschlagen werden konnte. Nach der erfolgreichen Sprengung am Col di Lana am 17. 04. 1916, wurde auch hier mit den Minenarbeiten begonnen. Am 14. 07. 1916 verloren die Österreicher nach einem viertägigen Kampf um den gesprengten Gipfel ihre Position. Den Österreichern war auch hier der Sprengtermin bekannt; sie haben zu spät mit dem Gegenstollen begonnen, dessen Aushebung dann auch noch aufgrund der mangelnden Anzahl von Bohrmaschinen nur langsam voranschritt. Ein ähnliches Problem wird auch in „Berge in Flammen“ beschrieben.

 

  6.4 Schlussfolgerung  

Als Luis Trenker im Frühjahr 1917 zu der Kaiserjäger-Streifkompanie 6 stieß, war die österreichische Stellung auf dem Schreckenstein schon längst verloren.

Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass er seinem Film die Sprengung der Vorkuppe des kleinen Lagazuois zu Grunde legte, die er ja auch selbst miterlebte.

Er selbst meint dazu in seinem Buch „Kampf in den Bergen“:

„Entscheidende Ereignisse der Kämpfe um den Lagazuoi sind in der vorliegenden Erzählung nach dem Col Alto verlegt. Unter dem Col Alto kann also im Allgemeinen der Lagazuoi verstanden werden."[36] Dies bestätigt wohl die Annahme, dass er einen Bezug zur Minensprengung des kleinen Lagazuois herstellt.

Eindeutig geklärt ist es jedoch nicht: "Schreckenstein oder Lagazuoi? Möge sich der Leser dieses spannenden Romans sein eigens Urteil bilden!". Das ist Robert Strifflers Meinung zu dem gleichnamigen Roman, auf dem der Film basiert.[37]

Dass Trenker gerade den Col Alto als zentralen Berg wählt, weist eventuell darauf hin, dass Trenker mit seinem Werk dem Publikum eher das Ausmaß und die Grausamkeit des Minenkrieges näher bringen will, anstatt korrekt den historischen Fakten zu folgen. Er beleuchtet die Geschichte der verteidigenden Truppen, die hilflos auf dem Berg bis zur Sprengung ausharren mussten und hebt dabei auch die unvorstellbare psychische Stärke und den Mut, den die Soldaten aufbringen mussten, um eine solche Situation durchstehen zu können, hervor.

 

 7) Beziehung 

  7.1 vor dem 1.Weltkrieg

Der Hauptteil des Films wird von der Geschichte des österreichischen Bergführers Florian Dimai und des italienischen Grafs Artur Franchini umschlossen. Eingeleitet wird „Berge in Flammen“ durch die gemeinsame Klettertour auf den Fanesturm, bei dem das Freundschaftsverhältnis zwischen ihnen zum Ausdruck kommt: Franchini schreibt in das Gipfelbuch „Mit meinem Führer und Freund Dimai (…).“ Die beiden haben sich wohl bei diversen Bergtouren angefreundet, reden sich aber immer noch mit dem respektvollen „Sie“ an, wie beispielsweise als Dimai den Grafen mit seinem Seil vorm Absturz sichert: „Hab´ Sie schon!“ Franchini muss sich in diesem Moment auf die Fähigkeiten seines Freundes verlassen, was ein gewisses Vertrauen voraussetzt und das sich wahrscheinlich erst mit der Zeit entwickeln konnte. „Kommen Sie Herr Graf, ist noch gut gegangen, was?“

Auf dem Fanesturm teilt Dimai den mitgebrachten Proviant, wofür sich Franchini wiederum bedankt. Die beiden genießen sichtlich ihren gemeinsamen Ausflug und die Idylle, da sie beide den Hang zu den Bergen und der Natur teilen.

Es stellt sich hier die Frage, ob es vor dem Ersten Weltkrieg überhaupt schon üblich war, dass ein Österreicher mit einem Italiener, das heißt Leute verschiedener Nationalitäten, zusammen vergleichbare Touren unternommen haben.

In der Tat war es vor dem Krieg üblich, dass ausländische Touristen in die Dolomiten kamen und dort geführte Bergtouren in Anspruch nahmen. Ein Grund dafür war, dass sich der Bergtourismus immer mehr durch den Einsatz von Eisenbahnen, Automobilen, Telegrafie, Telefonen oder dem vermehrten Bau von Hotels etablierte. Den Bergen wurde zudem eine heilbringende Wirkung nachgesagt.[38]

Trenker musste sich am Anfang als Führeraspirant mit „bescheidenen Jochbummeln“[39] zufrieden geben und die schweren Rucksäcke der Touristen von Hütte zu Hütte in der Umgebung seiner Heimat tragen. Zu nennen sind hier beispielsweise ein Oberbürgermeister und dessen Frau aus Lausitz[40], zwei holländische Professoren[41], zwei Herren aus Jena und sogar zwei junge Hamburger Lehrerinnen, die er führen sollte.[42] Später, nach der Beförderung zum Bergführer bevorzugte Trenker eher anspruchsvollere Felstouren.

 

  7.2  während des Krieges

Die Wege von Dimai und Franchini trennen sich nach der Mobilisierung in Österreich, da Damai sofort in Russland eingesetzt wird. Franchini dagegen wird erst mit der italienischen Kriegserklärung als Sprengmeister in den Krieg verwickelt. Seine Aufgabe ist es zum einen eine nächtliche Angriffsaktion zu leiten, da er „jeden Weg und Steg am Coll’alto kennt“. Hierbei wird Franchini fast von den Schüssen Dimais getroffen. Zum anderen muss er die Sprengung des Coll’altos überwachen.

Während des Krieges stehen sich die beiden Freunde also als Feinde gegenüber, was nicht undenkbar in diesem Krieg war: „Es kam allerdings sehr selten zu kaum glaublichen Ereignissen, da stellte sich heraus, dass die kommandierenden Offiziere beider Seiten in der Zeit vor dem Krieg Freunde gewesen waren und gemeinsam viele Bergfahrten unternommen hatten.“[43]

Wie in vielen Kriegsfilmen liegt auch bei „Berge in Flammen“ der Schwerpunkt auf den Kämpfen an der Front; der Kriegsalltag an der Heimatfront wird dabei oft vernachlässigt.

Im italienisch besetzten Cortina muss Pia ihr Leben weiterführen, den Haushalt machen und sich um ihr Kind kümmern. Dabei helfen ihr ein italienischer Soldat namens Mario und Franchini, die beide in ihrem Haus einquartiert sind. Mario unterstützt Pia in einer Szene beim Kochen, während Franchini sich mit dem Kind beschäftigt. Als Franchini das Haus wegen der Sprengung verlässt, wird deutlich, dass er die ganze Zeit die Versorgung der Familie durch Lebensmittellieferungen gesichert hat. Insgesamt wird in diesen Ausschnitten gezeigt, dass Pia durch die Unterstützung ihre tägliche Arbeit relativ gut meistern konnte.

Die Realität verhielt sich den Schilderungen des Films entsprechend. In Cortina, wie auch in den anderen italienisch besetzten Gebieten, verhielten sich die Italiener gegenüber den Dorfansässigen sehr liberal, anständig und sogar zuvorkommend. Dem zugrunde lag die Bewegung der Irredenta („unerlöstes Italien“), die die Eingliederung der italienischsprachigen Gebiete, der terre irredente  („unerlöste Lande”), in das Mutterland Italien zum Ziel hatte.[44]

Das Verhalten der Italiener ließ sich also darauf schließen, dass die Besatzer die Bevölkerung als eine solche ansahen, die von der Donaumonarchie aus nationalen und machtpolitischen Motiven unterdrückt wurde.

Daneben gab es für Trenkers Darstellung noch einen politischen Hintergrund, nämlich die „Annäherung der Heimatwehr an das faschistische Italien“ zu Beginn der 30er Jahre, wegen der er entschieden vermied, eine herausfordernde Haltung einzunehmen.[45]

 

  7.3  nach dem Krieg

Am 10. August 1931, also über 17 Jahre später und 13 Jahre nach Kriegsende unternehmen Dimai und Franchini erneut einen gemeinsamen Ausflug, diesmal jedoch auf den Coll’alto, wo sich immer noch Überreste des Krieges befinden.

Die gemeinsame Bergtour am Schluss beweist, dass die Freundschaft zwischen Dimai und Franchini den Krieg überstanden hat, was jedoch nicht unbedingt repräsentativ für die Beziehung zwischen Südtiroler und Italiener nach dem Krieg stehen muss.

Die Haltung vieler Südtiroler, die nach den Verträgen von Saint-Germain³  im Jahre 1919 in Italien eingegliedert wurden, prägte das Bild des „italienischen Verrats von 1914/1915“. Außerdem versah man die Italiener mit den Eigenschaften „habgierig“ und „treulos“, da sie aus dem Dreibund ausgetreten waren und sich den Alliierten angeschlossen hatten.[46] Der Konflikt weitete sich aus, als die Faschisten nach Kriegsende versuchen, Südtirol zu italienisieren und alles Deutsche zu unterdrücken.[47]

Dies zeigt, dass die Grundhaltung der Südtiroler gegenüber dem Italienischen eher negativ war, es aber durchaus Ausnahmen, wie das in „Berge in Flammen“ auf Freundschaft basierende Zusammenkommen gab.

 

 8) Parallelen zu Trenkers Leben: 

Alois Franz „Luis“ Trenker kam am 4. Oktober 1892 im südtirolischen St. Ulrich im Grödnertal als Sohn des Bildhauers und Malers Jakob Trenker und seiner Frau Karolina zur Welt. In seiner Jugend erkundete er die nähere Umgebung und arbeitete während seiner Realschulzeit in den Ferien unter anderem als Bergführer und Skilehrer, wodurch er mit der Gegend ziemlich vertraut wurde.

Im Alter von 18 Jahren wurde er offiziell Führeraspirant und bekam einen kleinen Lohn, den er zur Finanzierung seines Studiums als Architekt in Wien nutzte.

Da Luis Trenker in „Berge in Flammen“ eigene Kriegserlebnisse mit einfließen lässt,  werden im Folgenden die Parallelen zu seinem Leben dargestellt.

Trenker war, wie Dimai, ein erfolgreicher Bergführer in den Dolomiten rund um sein Heimatdorf. Wie auch im Film war der Südtiroler zu Beginn des Krieges in Galizien und Russland stationiert, kam dann im April 1915 in das „Sperrwerk Verle“, das oberhalb von Trient gelegen ist und erfuhr hier im Mai 1915 von der Kriegserklärung Italiens.[48] Im Film hingegen befindet er sich zu dieser Zeit in Galizien. Nach einer Verwundung und langem Aufenthalt in einem Lazarett wird er schließlich im Frühjahr 1917 als Leutnant an die Dolomitenfront versetzt und dem wildesten Teil der Tofana mit der Bergführerkompanie Nr. 10, zugeteilt.[49] Die bergsteigerischen Fähigkeiten und die Ortskenntnis wurden, wie im Film dargestellt, oft zu besonderen Aufgaben, wie Patrouillengängen, genutzt.

Eine weitere, im Film gezeigte Geschichte hat sich auch in Wirklichkeit so zugetragen:

Trenker musste, wie Dimai im Film, einmal mit einem Passeirer Standschützen auf einen Felsen klettern, um ein feindliches Maschinengewehr im Schutz der Felswand von oben mit Handgranaten zu bewerfen. Dazu musste sich der Passeirer weit über die Kante hinauslehnen und wurde dabei von Trenker an den Füßen festgehalten.[50]

 

 

 

 

 

 

Auf dem Bild links ist die Kaiserjäger – Streifkompanie 6 zu sehen, die ebenfalls im Abschnitt Fanesturm stationiert war und von Hauptmann Raschin (Bildmitte) befehligt wurde. Luis Trenker, der dieser Einheit angehörte, befindet sich ganz links.[51] Der ehemalige Kommandant Carl von Raschin übernimmt im Film sogar die Rolle eines einfachen Soldaten.

Bemerkenswert ist auch, dass Trenker einige Namen aus seinem damaligen Umfeld übernimmt: Zum einen ist das Leutnant von Call, der im Film und im Ersten Weltkrieg zu der bedeutenden Einheit rund um den Lagazuoi gehörte. Außerdem wird „Tschurtschenthaler“ erwähnt, ein möglicher Hinweis auf den gleichnamigen Hauptmann, der auf dem benachbarten Col di Lana die Stellung hielt und letztendlich in die Luft gesprengt wurde[52]. Auf einer Patrouille stirbt Dimais Freund, der von ihm „Innerhofer“ genannt wird, durch einen Kopfschuss. In Trenkers Buch „Meine besten Berggeschichten“ steht jedoch beschrieben, dass der Tod „Innerkoflers“ gedreht wird, was eine Anspielung auf den berühmten Sextener Bergführer Sepp Innerkofler sein könnte, der bei dem Versuch, einen Gipfel zurückzuerobern, fiel.[53]

Der Name „Dimai“ bezieht sich wahrscheinlich auf den bekannten Bergsteiger Antonio Dimai, mit dem Trenker auch Ausflüge unternahm, und den er als ein Mann mit Mut, körperlicher Gewandtheit und hervorragende Kenntnis der Gefahren bezeichnete.

Mit dieser Namensgebung möchte er wahrscheinlich die jeweiligen Menschen und ihre Tapferkeit, Mut und die Treue zur Heimat würdigen.

Auch Trenker konnte von seiner Stellung aus auf die Häuser Cortinas blicken, das zwar nicht sein Heimatdorf war, jedoch das von vielen seiner Kameraden: „Die Qual über das ungewisse Schicksal ihrer Familien konnte man in ihren Gesichtern lesen.“[54] Trenker schafft es mittels der Figur Dimai, dem Publikum Emotionen der Soldaten, die Sehnsucht nach zu Hause und zugleich die Sorge um die Familie, realitätsnah zu vermitteln.

Dieser psychische Druck lässt Dimai letztlich seinen Wunsch, die Heimat einmal zu besuchen, ausführen, was sicherlich kein Einzelfall war. Auch hier verwendet Luis Trenker ein persönliches Erlebnis: Der Soldat Bartolo Barbaria verschwand für einige Tage, um seiner Familie Konserven, die er zusammengespart hatte, zu überbringen. [55]

Ein weiteres prägendes Ereignis war für Luis Trenker, als er beinah von einem Verbündeten erschossen worden wäre und sich nur noch mit dem Ausruf „ Halt, Esel, nicht schießen! Eigene Leute!“ retten konnte[56], was in ähnlicher Weise am Ende des Filmes passiert.

Trenker selbst erlebte die Sprengung der Vorkuppe des kleinen Lagazuois am 20. 06. 1917[57] mit[58] und verarbeitet dies in seinem Film.

Aus dieser Fülle an eingebrachten Erfahrungen wird ersichtlich, dass Luis Trenker sein persönliches Bild vom Krieg zeigt, das gerade deswegen aber auch realitätsnah und sehr  ergreifend ist.

 

 9. Die Ideologie  

Da Filme oft ein Mittel ideologischer Einflussnahme sind, soll nun festgestellt werden, ob Trenker eine bestimmte Ideologie vermitteln will.

Das Grundthema seiner zahlreichen Filme ist die Bergwelt, wie eben auch in „Berge in Flammen“. Die Vorstellung Trenkers ist es, als Berg –und Heimatliebhaber, diese Welt als urwüchsig zu idealisieren und den Zuschauern die Berge als Quelle des Urzustandes zu vermitteln.

Daneben wird der Krieg im Gebirge als eine Art Abenteuer oder auch als Naturereignis gesehen, in das der wehrlose Mensch hineingezogen wird. Diese teilweise Verharmlosung des Krieges zum Abenteuer soll keine Propaganda darstellen. Sie ist jedoch ein Element von Trenkers Filmen, das von den Faschisten als Propaganda leicht benutzt werden konnte.[59] Seine Filme wiesen also teilweise eine geistige Verwandtschaft zum nationalsozialistischen Gedankengut auf. Auch die Idealisierung der „heroischen“ Werte des Krieges und des damit verbundenen Heldenpathos führte dazu, dass die deutsche und italienische Diktatur die Werke Trenkers propagandistisch instrumentalisierte.

Trenker hatte großen Erfolg in der Zeit des Nationalsozialismus und wurde sogar von dem NS-Regime und dem faschistischen Regime in Italien ausgezeichnet, weswegen er sich opportunistisches Verhalten gegenüber den beiden Regimes vorwerfen lassen musste. Da er aber auf eigenständiges Handeln bestand und sich weigerte, künstlerisch unterzuordnen, und sich obendrein noch kritisch gegenüber der Judenverfolgung geäußert hatte, erhielt er Berufsverbot und das Adjektiv „deutschfeindlich“ in seiner Gestapoakte.[60]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es still um Trenker: Obwohl er immer wieder darauf verwies, dass Hitler seine Filme als „wurmstichig“ und Goebbels ihn als„Schuft und vaterlandslosen Gesellen, den man hinhalten und dann erledigen müsse“, bezeichnet hat, musste er sich Vorwürfe, sich mit dem Nationalsozialismus arrangiert zu haben, gefallen lassen.[61]
Zusammenfassend kann man sagen, dass Trenker dem Publikum in erster Linie Erinnerungen an die Zeit des Ersten Weltkrieges in den Dolomiten überliefern will. Bei der Betrachtung des Ersten Weltkrieges wird die Tiroler Front und die außergewöhnlichen Leistungen der Teilnehmer des Kampfes im Hochgebirge schnell übersehen.

Er idealisiert dabei das Leben in der Heimat- und Bergwelt als Gegenpol zu der Dekadenz des Großstadtlebens, womit er aber keine Annäherung zur nationalsozialistischen Propaganda beabsichtigt.[62]

 

III. Quellenkritik 

Das Genre des Kriegsfilms bildet zunächst einmal das Wesen des Krieges ab. Kaum ein anderes Medium als das des Filmes kann die Vorstellungswelt des Menschen so prägen und nachhaltig beeinflussen; so auch die Wahrnehmung und die Haltung zum Krieg.

Viele nutzen Filme als historiographische Quelle, wobei sie nicht berücksichtigen, dass die visuelle Darstellung oft nicht genau die Wirklichkeit widerspiegelt.

Am besten kann man dies in „Berge in Flammen“ am Beispiel der angeblichen Sprengung des Col Altos verdeutlichen: Trenker wählte wahrscheinlich gerade diesen Berg, auf dem keine Unterminierung stattfand, damit er sich nicht an die historischen Vorgaben halten musste und sein Augenmerk auf die persönlichen Schicksale und auf die Erlebnisse der Soldaten an der Front legen konnte. 

Auch das Datum, 17. März 1917, das im Kriegspressebericht am Ende des Filmes erscheint, stimmt mit keinem Datum einer Minensprengung überein.

Der Film gewährt den Zuschauern dennoch einen tiefen Blick in die Ereignisse an der Dolomitenfront und hinterlässt auch einen bleibenden Eindruck.

Überraschend ist, dass beispielsweise der „Ausflug“ Dimais nach Cortina kein Einzelfall war. Die abenteuerlichen Art und Weise, mit der Dimai das schafft, erscheint aber eher unrealistisch.

So kann man das Fazit ziehen, dass die einzelnen Handlungen in „Berge in Flammen“ durchaus so stattgefunden haben und wohl auch in den anderen Gebieten ähnlich vorgekommen sind, der Film jedoch dessen ungeachtet, eine gewisse künstlerische Freiheit vorzuweisen hat.

Der Film umreißt nur kurz die nötigsten geschichtlichen Hintergründe:  

Der Kriegsausbruch wird durch das Glockenläuten angekündigt und durch das Verlesen des von Kaiser Franz Joseph verfassten Manifests „An meine Völker!“ bestätigt.[63]

Als nächstes wichtiges Ereignis ist Nachricht von der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn anzusehen, die ohne nähere Ausführung von Dimai überbracht wird.

Das Kriegsende hingegen wird nicht direkt erwähnt und nur durch den Ausflug der wiedervereinten Freund Dimai und Franchini angedeutet. Verschwiegen wird hier, dass obwohl Italien mit Ausnahme weniger bedeutungsloser Gebiete fast keinen Boden gut machen konnte, Tirol, Kärnten und die Steiermark nach dem Kriegsende zerrissen wurden.[64]

Falls man also Informationen zu einem detailgetreuen Verlauf des Krieges erhalten möchte, ist dieser Film nicht so sehr von Nutzen; dafür aber umso mehr, wenn man einen Einblick in den Krieg aus der Sicht eines Soldaten haben möchte.


 

[1] Vgl. Homepage br-online.

[2] Vgl. Berggeschichten, S.277.

[3] Siehe Berge in Flammen, Vorwort von Luis Trenker.

[4] Siehe Sellen, S.65.

[5] Siehe Kampf um die Drei Zinnen, S.9..

[6] Siehe Illustrierte Geschichte des Ersten Weltkrieges, S.125.

[7] Vgl. Homepage Wikipedia – Erster Weltkrieg.

[8] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S. 374.

[9] Siehe Illustrierte Geschichte des Ersten Weltkrieges, S.125.

[10] Siehe Berge in Flammen, Vorwort von Luis Trenker.

[11] Siehe Illustrierte Geschichte des Ersten Weltkrieges, S. 84 + 125.

[12] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S. 278.

[13] Vgl. 5. Vergleich der 34 Minensprengungen.

[14] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.132.        

[15] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.142f.       

[16] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.142.        

[17] Vgl. Anhang 2, B.

[18] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.44 f.           

[19] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.122.

[20] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.276.

[21] Siehe Berggeschichten, S.358.

[22] Vgl. Anhang 1 A.

[23] Siehe Berggeschichten, S.278 f.

[24] Siehe Berggeschichten, S.279 ff.

[25] Vgl. Anhang 1 C.

[26] Vgl. Anhang 2 C.

[27] Vgl. Anhang 1 B.

[28] Siehe Berggeschichten, S.282.

[29] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.53.

[30] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.138 ff.

[31] Siehe Illustrierte Geschichte des Ersten Weltkrieges, S.131. 

[32] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.148.

[33] Siehe Illustrierte Geschichte des Ersten Weltkrieges, S.131.

[34] Vgl. Anhang 2, B.

[35] Vgl. Anhang 2, D.

[36] Vgl. Anhang 2, D..

[37] Vgl. Anhang 2, D.

[38] Vgl. Homepage des Alpenvereins.

[39] Siehe Berggeschichten, S.59.

[40] Siehe Berggeschichten, S.59.

[41] Siehe Berggeschichten, S.61.

[42] Siehe Berggeschichten, S.78.

[43] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.104.

[44] Vgl. Homepage MSN Encarta.

[45] Vgl. Anhang 2, A.

³ Vgl. Homepage Wikipedia – Geschichte Südtirols.

[46] Vgl. Homepage des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin.

[47] Vgl. Homepage – Der Südtirol-Konflikt.

[48] Siehe Berggeschichten, S.131 f.

[49] Siehe Berggeschichten, S. 352.

[50] Vgl. Anhang 2, B.

[51] Vgl. Homepage – Der Gebirgskrieg in den Dolomiten.

[52] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.148.

[53] Siehe Kampf um die Drei Zinnen, S.39 ff.

[54] Siehe Berggeschichten, S.352.                     

[55] Siehe Berggeschichten, S.353.                                       

[56] Siehe Berggeschichten, S.190.                                   

[57] Vgl. Homepage – 34 Minensprengungen.

[58]  Vgl. Anhang 2, D.

[59] Vgl. Homepage prisma-online.

[60] Vgl. Homepage ZVAB.

[61] Vgl. Homepage br-online – Portrait Trenkers.

[62] Vgl. Homepage Wikipedia – Luis Trenker.

[63] Vgl. Homepage – „An meine Völker!“.

[64] Siehe Gebirgskrieg, Band 2, S.104.

 

 

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