Eib-See Oktober 2002 ein herrlicher See zu Füßen der Zugspitze Umsiedelungen von Krebsen nach
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Text, mit freundlicher Genehmigung: Reichenhaller Tagblatt vom 18. Oktober 2002 „Gepanzerter Ritter“ vom Aussterben bedroht Bezirksfischereiverein Saalachtal bürgert Deutschen Edelkrebs wieder ein. War der Deutsche Edelkrebs lange Zeit vor allem als
Delikatesse bekannt und in heimischen Gewässern zahlreich anzutreffen, so ist
er heute extrem vom Aussterben bedroht. Verunreinigte und begradigte Flüsse,
Überfischung und Schädlinge brachten die bis zu 20 Zentimeter langen
„gepanzerten Ritter“ 1980 auf die Liste der Bundesartenschutzverordnung.
Der Bezirksfischereiverein Saalachtal, unter Vorsitz von Michael Dorrer,
versucht nun den Bestand des Krebses in heimischen Gewässern wieder
aufzubauen.
Als um 1860 durch Import amerikanischer Schalentiere die so genannte Krebspest eingeschleppt wurde, starben die Bestände nahezu aus. Der Bezirksfischerverein mit den Gewässerwarten Ulrich Schröter und Joachim Martinetz hat in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverband Oberbayern, vertreten durch den Präsidenten Alfons Blank, und der Fischereifachberatung mit Direktor Dr. Peter Wißmath, ein geeignetes Gewässersystem, mit Einverständnis der Eigentümer Gebrüder Schmölzl, im Bereich Röthelbach/Antretter Kieswerk gefunden. Hier bestehen die optimalen Lebensbedingungen für Krebse hinsichtlich Temperatur, PH-Wert, Sauerstoffgehalt, Unterschlupfmöglichkeiten, Pflanzen, Fließgeschwindigkeit und Fischbestand. Die in den Röthelbach eingesetzten Edelkrebse stammen von dem in 1.000 Meter Höhe gelegenen Eibsee. Sie wurden von Tauchern aus dem Raum München, mit Organisator Helmut Drache, Ulrich Mößlang, Theo Kirchharz und unter Aufsicht von Dr. Wißmath, der selbst auch mittauchte, nach Einbruch der Dunkelheit vom Gewässergrund „geerntet“. Nach etwa eineinhalb Stunden konnten gegen 22 Uhr 1.000 Edelkrebse ihre zweistündige „Heimfahrt“ in den Reichenhaller Talkessel antreten. Noch in der gleichen Nacht wurden die Schalentiere eingesetzt. Vorsitzender Michael Dorrer erklärte die Besatzmaßnahme um 1 Uhr als erfolgreich beendet. Die gesamte Aktion wurde vom Fischereiverband Oberbayern finanziert. 1.000 Kleinkrebse oder 300 fortpflanzungsfähige Edelkrebse, wobei doppelt so viele Weibchen dabei sein sollten, sind für die erfolgreiche Besetzung von einem Hektar Stillgewässer erforderlich. Auch der Zeitpunkt ist wichtig. So wählte der Bezirksfischereiverein Saalachtal den Herbst, da dann die Häutungsperioden bedingt durch die niedrigen Wassertemperaturen bereits abgeschlossen sind. Die Krebse haben besondere Bedeutung für das Flussklima. Sie fungieren als seuchenverhindernde „Gesundheitspolizei“ und tragen so zur Verbesserung der Wasserqualität bei. Das Vorkommen der Edelkrebse gibt Aufschluss über die ökologische Qualität von Flüssen und sind wichtige Zeigeorganismen. Da sie Unterwasserpflanzen und Algen verzehren, wirken sie einer Eutrophierung (Sauerstoffverarmung des Tiefenwassers durch Nährstoffübersättigung in oberen Schichten) entgegen. Auf ihrem Speiseplan stehen aber auch Schnecken, Würmer, Insektenlarven und verendete Lebewesen, die sich am Gewässerboden ablagern. Der „Astacus astacus“ paart sich in den Monaten Oktober und November, zwei Wochen später legt das Weibchen bis zu 350 Eier. Der Nachwuchs schlüpft im Juni/Juli und erreicht nach fünf bis sechs Häutungen im Spätherbst eine Länge von zwei bis vier Zentimetern. Im zweiten Lebenssommer sind sie bereits doppelt so groß und können sich unter günstigen Umständen bereits fortpflanzen. „Die Zukunft wird zeigen, wie sich die Flusskrebsbestände natürlich entwickeln werden“, so das Schlusswort vom Vorsitzenden des Bezirksfischereivereins Saalachtal, Michael Dorrer.
2.
Vorsitzender Sebastian Kast, Beisitzer Günther Hollmotz, 2. Schriftführer
Rudi Schlindwein und Vorsitzender Michael Dorrer (von links) vom
Bezirksfischereiverein Saalachtal setzten die Edelkrebse, noch in der
Nacht, in den Röthelbach/Antretter Altwasser ein. |