Die Arbeitsgruppe Hyperbarmedizin (AGH) des Klinikums rechts der Isar der TU München hat vor wenigen Tagen das neue Druckkammerzentrum eröffnet. 

von Uli Mößlang

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

 

Die kleinen Steinfische beschlossen, die neue Druckkammer der Arbeitsgruppe Hyperbarmedizin (AGH) im Klinikum rechts der Isar der TU München in der Sonnenstraße 11, direkt am Münchner Stachus zu besuchen und eine Fahrt auf 50m zu erleben.
Sie verfügt über eine Haux Starmed 2200 5.5, die auch im Unterdruck,  z.B. für Sportler als Ersatz für ein Höhentraining betrieben werden kann.

Wir meldeten uns bei Andi (Andreas Ploch) für den 08.01.2002 an und erschienen um 19.00 Uhr pünktlich zur Einweisung. 

 

Andi erklärte uns den Ablauf der Druckkammerfahrt und die technischen Einrichtungen. Der Ablauf (Tauchprofil) wird in einen PC eingegeben und kann jederzeit manuell abgeändert werden. Die Kammer kann auch ohne Strom betrieben werden. So ist es möglich bei Problemen des Druckausgleichs, den Druck anzuhalten oder zu verringern. 

Bei einem Stromausfall oder einem technischen Defekt im Hauptsteuer-Pult kann die Steuerung der Druckkammer jederzeit über einen sogenannten Pneumatik-Steuerstand erfolgen. Über diese Steuerung kann jedes Ventil per Hand geöffnet oder geschlossen werden. So wird der Druck in der Kammer manuell anhand eines Notfahrprofiles reguliert, bis die Schleusung beendet ist.


Als Besonderheit wird in der Dekophase reiner Sauerstoff schon ab 9m verabreicht. Auf unsere Frage nach den uns bekannten Problemen mit Sauerstoff ab 6m, erklärte uns Andi die Risiken der Sauerstoffatmung in der Druckkammer und unter Wasser. Wir waren erstaunt, dass bei medizinischer Indikation reiner Sauerstoff bis zu einem Druck von über 2,5 bar (15m) verabreicht wird und nur einer von ca. 4000 Personen während einer fast 2stündigen Behandlung einen generalisierten Krampfanfall erleidet, der natürlich unter Wasser tödlich, in der Druckkammer aber ohne Komplikationen verläuft. Die Druckkammerfahrt wird immer von Andi oder weiteren Hyperbarmedizinern der AGH überwacht.

Jetzt wurden unsere Brevets und die gültigen Tauchtauglichkeitsbescheinigungen eingesehen. Sollte einer jetzt erst die Ungültigkeit bemerken, ist es auch kein großes Problem. Eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung kann bei Bedarf vor der Fahrt durchgeführt werden.

Jeder bekam einen Sitz zugewiesen und wir legten unsere Tauchcomputer in einen bereitgestellten Wassereimer. 

Bei der Gelegenheit testete ich mein UW-Gehäuse der IXUS 300, natürlich ohne Kamera, auf Dichtigkeit bis 50m. Jeder bekam von Andi ein verschlossenes Kuvert mit Aufgaben die wir in 50m Tiefe lösen sollten. Die Türen schlossen sich, und der Druckanstieg begann. Es dauerte ca. 7 Minuten bis wir 50m  erreichten. 

Neugierig schauten wir auf unsere Computer und ich zusätzlich in mein UW-Gehäuse. Die Tauchcomputer zeigten eine Tiefe von 51 m an und wir begannen mit der Lösung unserer Aufgaben. 

Vermutlich durch unseren Urlaub vor einer Woche in Sharm trainiert, lösten wir alle Rechenaufgaben bis auf eine. Das Metallpuzzle konnten wir nicht zerlegen ( Die Rechnung und das Puzzle lösten wir auch nach der Druckkammerfahrt nicht).  Erstaunt waren wir über die Tatsache, dass wir nicht Pfeifen konnten, stand doch für den, der einen Ton herausbekam eine Flasche Sekt bereit. So verstrich unsere Nullzeit und wir begannen unseren Aufstieg. Die Luft wurde spürbar kälter und wir legten unsere Jacken an. Ruhig wurde es erst als wir unsere Sauerstoffmasken zu Deko bei 9 Meter aufsetzten. 

Keiner bekam Krämpfe oder Aussetzer. Andi empfing uns, als sich nach ca. 50 Minuten die Türen öffneten und stand uns noch für alle Fragen zur Verfügung.

Jeden ersten Sonntag von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr wird ein Seminar  für 
"Erste Hilfe bei Tauchunfällen" abgehalten.
Kursinhalt: 
Symptome wichtiger Tauchunfälle
Maßnahmen bei Tauchunfällen
Herz-Lungen-Wiederbelebung
Druckkammerbesichtigung

Jeden ersten Sonntag von 14.00 Uhr bis 20.00 Uhr findet ein Seminar statt:
"Tauchmedizin für Sporttaucher"
Kursinhalt:
Medizinische Tauglichkeit
(Patho-) Physiologie und Anatomie
Tiefenrausch und Stickstoffnarkose
Essoufflement
Barotraumen
Dekompressions-Krankheit ( DCS )
Gasembolie
Sauerstoffgabe
Weiterführende Behandlung
Einweisung in die HBO-Therapie, Druckkammerbesichtigung.

Alle Kurse werden von Tauch- und Hyperbarmedizinern durchgeführt.
Auf Wunsch werden auch für Gruppen nach individueller Terminabsprache extern Kurse abgehalten.
Jeden Montag bis Freitag, jeweils von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr findet im Druckkammerzentrum eine Taucherarztsprechstunde statt. Hier können sich alle Sporttaucher mit tauchmedizinischen Fragestellungen und Problemen vorstellen. Daneben werden Tauchtauglichkeitsuntersuchungen nach den Richtlinien der GTÜM durchgeführt. Zusätzlich zur Untersuchung wird eine Probeschleusung in der Druckkammer durchgeführt.

Weitere Informationen und Anmeldung unter Tel.: 089 / 44 830 22
oder tauchmedizin@aol.com

Notfallbehandlungen werden nur in der Druckkammer der Berufsfeuerwehr München, Feuerwache 5, Anzinger Straße 41 durchgeführt.
Tauchernotruf: 089 - 40 66 55  oder 112